Die Angst lässt dich wie ein Arschloch aussehen

Ich bin eine Person, die es nicht so gerne mag, mit Menschen zu kommunizieren.

Ich habe Angst davor, mit jemandem zu telefonieren, geschweige denn mit einem Fremden ins Gespräch zu kommen. Ich fürchte mich sogar davor, bestimmten Freunden eine Nachricht zu schreiben. Ich mag das nicht, weil ich gleich das Gefühl bekomme, dass sie mich als eine langweilige Person betrachten werden. Deswegen fange ich ihnen an zu schreiben, aber schicke diese Nachricht niemals ab.

Oder denke viel zu viel darüber nach, was ich ihnen schreiben könnte. Solches Verhalten gibt den Menschen einen falschen Eindruck von mir. Sie denken ich würde mich überhaupt nicht für sie interessieren.

Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Diese Menschen ahnen nicht mal, wie sehr sie mir am Herzen liegen. Sie bedeuten mir so viel, dass es sogar weh tut.

Ich wirke ziemlich schüchtern, weil es mir schwer fällt, mit meinem Gesprächspartner zu sprechen oder ihm ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Aber das Letzte was ich will, ist mich so zu benehmen. Ich versuche nur zu überleben, denn ich kann dir nicht erklären, wie schrecklich es für mich ist, in einer Gruppe von Menschen zu sein. Dieses Gefühl lässt meine Wangen rot werden und ich bekomme kaum noch Luft.

Wenn mir jemand eine Frage stellt, dann brauche ich ganz viel Kraft, um sie zu beantworten. Meine Hände fangen an zu schwitzen, mein Herz will aus der Brust rausspringen. Das kostet mich soviel Energie, dass ich es lieber bevorzuge, alleine in meinen vier Wänden zu sein.

Deshalb schaue ich den Menschen niemals in die Augen, wenn sie mit mir reden. In diesen Momenten beobachte ich alles andere, außer meinen Gesprächspartner. Ich glaube, dass er denkt, mir sei die Wand hinter ihm viel interessanter als seine Rede. Es lässt mich so aussehen, als ob es mir egal wäre, was er zu sagen hat, aber seinen Blick zu vermeiden, ist nur eine Maske, die mich beschützt.

Denn ich schenke ihm mehr Aufmerksamkeit, als er sich vorstellen kann. Jedes einzelne Wort, das er sagt, nehme ich mir zu Herzen. Aber leider kommt das nicht so rüber.

Demzufolge bin ich kein guter Gesprächspartner und das macht mich zu einem wirklich schlechten Freund.

Ich mag keine Gespräche zu führen. Ich mag es einfach nicht im Mittelpunkt zu stehen. Wenn es mal dazu kommt, dass ich mich mit Freunden treffe, dann bin ich immer ruhig. Die Menschen gehen davon aus, dass ich nur ganz still in einer Ecke sitze und sie für jedes Wort beurteile, das ihnen über die Lippen läuft.

Doch in Wirklichkeit bewundere ich sie nur, wie leicht sie kommunizieren können, wie natürlich es für sie ist, wie menschlich sie sind. Und ich? Na ja… kannst du dir bestimmt vorstellen, wie ich mich dabei fühle. So klein, so zerbrechlich und so schüchtern.

Natürlich merken sie nicht, dass ich Angst habe – davor dass ich etwas Falsches sage, mich blamiere, aber meistens, weiß ich gar nicht, was ich sagen könnte. Sie merken nicht, dass ich am ganzen Körper zittere und ich sie nur beneide, wie einfach sie den gemeinsamen Abend genießen können.

Nein, sie merken nicht, dass ich Angst habe, denn ich zeige ihnen das auf keine Art und Weise. Denn meine Zusammenbrüche passieren, bevor ich mich mit ihnen treffe.

Auf der Fahrt zu ihnen, denke ich immer darüber nach, was schief gehen könnte. In meinem Kopf male ich mir immer die schlimmsten Szenen aus. Was könnte passieren, wenn ich dies tue? Was könnte passieren, wenn ich das sage? Stell dir vor, wie peinlich ich sein werde. Dieses Gedankenkarussell lässt mich einfach nicht in Ruhe. Es will einfach nicht stoppen.

Aber sobald ich endlich in der Öffentlichkeit bin, verinnerliche ich alles. Ich versuche, meine körperlichen Symptome zu minimieren, um nicht die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Es ist schon schlimm genug, wenn ich still und einsam vor mir hin sitze oder steh. Aber nur weil ich mein Zittern unter Kontrolle habe, bedeutet das noch lange nicht, dass ich meinen Geist beruhigt habe.

Denn leider verspüre ich immer noch Angst. Ich zeige es nur nicht. Heimlich raste ich wegen jeder Kleinigkeit aus. Ich mache mir Gedanken darüber, wie ich aussehe. Ich denke darüber nach, was ich als nächstes sagen soll. Und jeder Blick, der auf mich gerichtet wird, gibt mir ein unheimlich unangenehmes Gefühl. Ich habe das Gefühl, in jeder Sekunde in Tränen ausbrechen zu können und davonlaufen zu wollen.

Und in dem Moment, in dem ich die Menschenmenge nicht mehr ertragen kann und mir alles zu viel wird, flüchte ich auf die Toilette, um mich zu beruhigen. Setze mich auf die Badewanne und atme tief ein und aus.

Wenn ich sehe, dass ich noch nicht bereit bin, wieder in den überfüllten Raum zurück zu gehen, wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, schaue in den Spiegel und rede mir ein, dass alles in Ordnung sein wird. Somit schaffe ich es, wenigstens ein bisschen Mut zu fassen und zurück zu meinen Freunden zu gehen und so zu tun, als ob es mir gut ginge.

Aber es geht mir nicht gut, denn die Angst sorgt dafür, dass ich nie wieder in Ordnung bin.

Sie bringt mich dazu, mich selbst zu hassen. Sie bringt mich dazu, Möglichkeiten abzulehnen, von denen ich weiß, dass sie mir gefallen würden. Sie bringt mich dazu, zu schweigen, wenn ich etwas Wichtiges zu sagen habe. Sie bringt mich einfach dazu, kein normales Leben führen zu können.

Und alles, was sie macht, ist, mir das Gefühl zu geben, ein richtiges Arschloch zu sein.

Aber du musst wissen, dass das nicht stimmt. Denn ich bin nur jemand, der versucht, den Tag zu überstehen. Jemand, der gemocht werden will, aber das Gefühl hat, dass er nie dazugehören wird.

Ich hoffe, dass ich eines Tages meine Angst besiegen werde. Ich wünsche mir so sehr, dass wenn die dunkle Wolke der Angst wieder über meinem Kopf schwebt, ich es schaffe wenigstens ein bisschen die Sonnenstrahlen zu sehen. Ich hoffe, dass ich eines Tages den Mut haben werde zu leben, den Tag zu genießen, und interessante Gespräche führen zu können.