Himmel auf Zeit

Dieser Text ist an dich gerichtet.

Ja richtig. An denjenigen, der sie hoch gehoben und sehr tief hat fallen lassen.

Sie ist durchaus lernfähig. Sie hat gelernt allein oder eher auf sich selbst gestellt zu sein. Hat gelernt die Tücken des Alltags allein zu Meistern und ihr Leben mit sich selbst zu teilen- mit all den Vorzügen die das Leben zu bieten hat und der Kraft, die es erfordert.

Sie hat sich frei gemacht von dem Gefühl das man ohne jemanden an seiner Seite etwas verpasst. Im Gegenteil – sie hat begonnen ihre Freiheit zu nutzen und mit Erinnerungen zu füllen. Es war ein langer, steiniger Weg und große Schatten lauerten unentwegt bis dorthin.

Und dann kamst du. Hast ihre geordnete Welt gepackt und in ein Chaos gestoßen. Gabst ihr Sicherheit und Leichtigkeit, genau das, was ihre Seele solange vermisst hatte. Sie hatte gelernt ohne diesen Teil Ihres Herzens zu leben, bis du ihn in ihr aufgewärmt hast. Der Teil der dieses besondere Glück zulässt das einem den Atem nimmt und das Denken an eine weniger einsame Zukunft zulässt. Denn du warst da.

Ohne zu fragen, hast du sie gehalten damit sie sicherer schlafen konnte. Hast gefragt wie ihr Tag war und dich ganz offensichtlich für jedes Detail ihres Lebens interessiert. Du hast sie gesehen. Die Frau hinter der taffen Fassade. Du hast sie mit deiner Wärme dazu gebracht sich anzulehnen, fallen zu lassen, mal an deiner Schulter Schutz zu suchen. Und du bist gerade lange genug geblieben um sie süchtig zu machen.
Als du sie ohne jeden Zweifel von dir überzeugt hattest und sie sich dir geöffnet hatte bist du nicht nur einen, nein, du bist Millionen Schritte zurückgewichen.

Hätte sie gewusst, das wenige Tage ausreichen um dein Bild von euch zerspringen zu lassen, sie hätte dich nicht gehen lassen. Sie hätte dich gebeten zu bleiben und dir diesen Urlaub ausgeredet. Doch das hätte nicht zu ihr gepasst. Sie war sich deiner Taten sicher und hat dir ihren Glauben Geschenkt.

Du hast dich nicht gefragt was übrig geblieben ist von der Frau der du den Himmel zeigtest, nur um sie in die Hölle zu stoßen- oder ? Nun ich kann es dir sagen. Sie sucht nach Halt, Wärme und Sicherheit. Sie sucht nach den Fehlern, die dich von ihr weggetrieben haben. Sie sucht nach Antworten, die du ihr nicht geben wirst. Du bist nicht da wenn sie aufsteht, nicht da, wenn sie schlafen geht. Deine einst so starke Schulter ist das, was sich von ihr abwendet. Ihr Alltag ist zu einem niemals endenden Marathon geworden der ihr alles abverlangt.

Wenn du bei ihr warst, hat sie pausieren und sich anlehnen dürfen, sich ordnen können bevor die Welt wieder über ihrem Kopf einzustürzen drohte. Du warst der, der das Karussell des Lebens angehalten hat, wenn ihr schwindelig zu werden drohte. Wenn du da warst, war sie in einer Seifenblase, unantastbar für alles böse. Und wenn diese doch einmal platzen würde wusste sie, das nichts wirklich schlimm sein konnte, weil sie dich hatte !

Und jetzt..Möchte sie laut schreien wenn ihre Welt über ihr zusammenbricht.

Aber niemand kann sie sehen. Niemand so wie du. Und du bist blind für ihren Schmerz, blind für ihren Kampf den sie tagtäglich mit sich führen muss um weiter zu gehen.Da war keiner mehr der hinter ihrer Schulter stand als sie die Koffer für ein neues Leben packen musste. Für ein Leben mit dir unter einem Dach. Sie hat ihr mühsam aufgebautes Leben für dich in Stücke gesprengt und neu zusammengesetzt. Hat diese winzig kleine Chance auf ein Leben mit dir nutzen wollen.

Doch du hast dich verändert. Du hast zugelassen das der Zweifel, den du ihr mühsam mit jeder Berührung weggestrichen hattest dich geistet. Du hast sie auf eine Art und Weise enttäuscht, die du niemals wieder gut machen kannst. Du hättest euer Vertrauen nutzen können indem du mit ihr darüber sprichst was in dir vorgeht doch stattdessen schlägst du ihr die Tür vor der Nase zu und zwingst sie diesen Fall ins Regal zurückzustellen. Ohne die Richtige Todesursache zu kennen. Ohne die Aufschrift „Closed“, nur keine weiteren Fragen mehr. Du lässt zu das deine Wärme zu deinem Egoismus wird und dir all diese Mauern wieder aufbaut. Du lässt zu das sie sich ständig wieder fragen muss, was denn derart falsch gelaufen ist.

Aber ich werde dir eines verraten: Das wird vorbei gehen. Sie ist nicht umsonst die taffe Frau. Sie mag daran ein wenig weiter zerbrechen, aber sie wird es überstehen.

Die Frage, das Entscheidende, besteht darin ob du es überstehst, wenn sie ihren Weg weitergeht und sie dir den Zugang dazu verwehrt. Wenn ihr Herz ein wenig leichter wird und sie es täglich besser schafft aufzustehen und so zu tun als hätte sie dich längst vergessen. Wenn sie aufhört zu weinen, weil sie dich schmerzlich vermisst, trotz das deine Wärme nur wenige Meter entfernt friedlich schlummert. Und ich wünsche dir das du dich und all das eines Tages so sehen kannst, wie sie es gesehen hat. Als etwas kostbares, einzigartiges, etwas das man in ein Marmeladenglas steckt und daran riecht, wenn es einem schlecht geht. Und das es noch nicht zu spät ist, wenn du das erkannt hast.

“Janine”