Was tut man, wenn derjenige, mit dem man mehr als sein halbes Leben verbracht hat, plötzlich geht?

Ich habe mich das nie gefragt. Irgendwie war es für mich selbstverständlich, dass wir zusammen gehören. Du und ich, seitdem du 16 warst und ich 14 war. Wir trafen uns, fanden uns, blieben zusammen.

Nach mehr als 10 Jahren heirateten wir und kauften ein Haus. Ich konnte über alles mit dir reden, und ich war stets stolz, dass du “mein” Mann warst.
Wenig anderes zählte. Wir waren am Ende 17 Jahre zusammen und ich habe nie geglaubt, dass das je endet.

Bis zu dem Tag, an dem du gegangen bist.

Ich habe mich gefühlt wie in einer anderen Welt, es war so irreal. Du hattest jemanden getroffen, der wohl besser zu dir passte und dir primär mehr geben konnte als ich.

Meine kleine Welt stürzte komplett ein und nichts war mehr so, wie es Mal gewesen ist.

Es hat lange gedauert und noch heute, mehr als zwei Jahre danach, denke ich irgendwie jeden Tag an dich. Das verrückte ist, dass ich weiss, dass auch du noch jeden Tag an mich denkst. Dass du, genau wie ich der Meinung bist, sowas wie mit uns wird nie wieder so passieren.

Und dennoch weiss ich heute, dass das Leben uns auseinander gebracht hat. Wir waren uns so nah. Wir verstanden uns blind.

Aber war es noch wirklich Liebe, oder war es Gewohnheit?

Es hat einen Grund gegeben dass es so gekommen ist, wie es kam. Und auch wenn es mir noch immer unfassbar wehtut und du mir mehr als alles andere fehlst, weiss ich, dass es irgendwie richtig so ist und vielleicht eines Tages Sinn ergeben wird.

Momentan sehe ich nur die kleinen Dinge, die mir zeigen dass es richtig war. Ich singe wieder laut, sogar im Chor auf der Bühne. Dich hat es immer sehr genervt wenn ich gesungen habe und jetzt kann ich es wieder nutzen und geniessen.

Ich bin oft entspannter weil ich nicht mehr deinen Vorstellungen davon, wie ich sein sollte, versuche gerecht zu werden in dem wissen, ich kann nie wirklich so sein wie du es gern hättest.

Oft frage ich mich, ob es nicht Sinn gemacht hätte, mehr zu kämpfen. Ich merke ich hätte mir gewünscht dass du mehr um mich kämpfst, anstatt dir jemand anders zu suchen, der besser funktioniert.

Ich hab mich am Anfang so ausrangiert gefühlt.

All diese Fragen….war ich es nicht wert? Warum hast du so wenig gekämpft? Sie bringen nichts und führen uns nicht weiter.

Heute kann ich dich loslassen, und ich vertraue darauf, dass ich eines Tages den Sinn darin sehe, ohne dich leben zu müssen.

Ich werde vermutlich immer die Frage im Kopf haben, wie unsere Kinder ausgesehen hätten. Wie die perfekte Mischung aus dir und mir geworden wäre.

Und das verrückte ist, dass ich weiss, obwohl du es warst, der die Entscheidung getroffen hast, fragst du dich diese Dinge auch.

Vielleicht sind wir jetzt das, was wir eigentlich schon immer eher waren, als das perfekte Paar. Vielleicht waren wir dazu bestimmt, Freunde zu sein.

Egal was kommt und wohin unsere Wege gehen. Du wirst immer meine und ich werde immer deine erste grosse lange Liebe sein.

Danke für diese Zeit. Ich hoffe, irgendwann werde ich es verstehen.

Eva <3