Introvertierte Menschen vermeiden Stresssituationen, wann immer sie können, aber manche Situationen meiden sie mehr als andere. Stress gibt ihnen oft das Gefühl zu ertrinken, weil sie häufig schon angespannt sind. Sie sind anfälliger für emotionale Erschöpfung und Ängste, weshalb es notwendig ist, dass sie vermeiden, was sie können.
Viele Erfahrungen, die für andere Menschen normal sind, sind für introvertierte Menschen nicht so einfach. Sie reagieren besonders empfindlich auf Situationen, die Stress auslösen könnten.
Schon der Gedanke an eine stressige Situation kann einen introvertierten Menschen in Unruhe versetzen und er bekommt Angst, bevor es überhaupt losgeht.
Stress beeinflusst dein Leben, egal ob du introvertiert oder extrovertiert bist, also bist du in beiden Fällen nicht allein. Allerdings gehen introvertierte Menschen mit vielen Situationen anders um, weil sie anfälliger für Burnout und Überforderung sind. Manche Situationen, die anderen Spaß machen, führen bei ihnen recht schnell zu Stress und Angst.
Zu wissen, welchen stressigen Erfahrungen ein introvertierter Mensch aus dem Weg gehen wird, kann dir helfen, es einfacher zu machen. Egal, ob du selbst introvertiert bist oder einen introvertierten Menschen kennst, ist es wichtig zu wissen, welche Situationen den meisten Stress verursachen könnten. Dann kannst du lernen, wie du die Situation leichter machen kannst, wenn sie sich nicht vermeiden lässt.
Warum stressige Situationen Introvertierte stärker beeinflussen als andere?
Stress ist für niemanden gut, aber introvertierte Menschen sind stärker davon betroffen als andere. Er beeinflusst sie stärker, weil ihre äußere Umgebung sie überstimuliert. Sie leiden oft unter Angststörungen, besonders wenn sie in unangenehme Situationen geraten.
Introvertierte Menschen sind normalerweise hochsensible Menschen und das Leben kann sie schnell überstimulieren. Zudem empfinden sie Dinge sehr tief und nehmen dadurch den Stress und den Schmerz anderer auf sich. Sie benötigen einen ruhigen, beruhigenden Ort, um sich zu entspannen und sich von stressigen Erlebnissen zu erholen.
Was es bedeutet, introvertiert zu sein?
Introvertiertheit wurde zu einem geläufigen Begriff, als der Psychologe Carl Jung sie als innere Konzentration auf Gedanken und Gefühle beschrieb. Extrovertierte Menschen sind das Gegenteil und konzentrieren sich auf die Menschen und Aktivitäten um sie herum. Oft wird sie mit Schüchternheit verwechselt, aber es geht eher um Überstimulation.
Introvertierte Menschen analysieren Ereignisse lieber, fühlen sich allein energiegeladener und sind in Menschenmengen schnell überfordert. Sie brauchen weniger äußere Reize als extrovertierte Menschen und bevorzugen ruhige Umgebungen.
Introvertiert zu sein bedeutet auch, einen anderen Arbeitsstil zu haben als andere. Sie erledigen lieber eine Aufgabe nach der anderen, ohne unterbrochen zu werden.
Viele Menschen denken, dass introvertierte Menschen nicht gerne Gesellschaft haben, aber das kommt auf die richtige Situation an. In großen Gruppen fühlen sie sich nicht wohl, aber sie verbringen gerne Zeit mit einem oder zwei engen Freunden oder Angehörigen. Da sie lieber zuhören und nachdenken, bevor sie etwas sagen, können sie dies oft besser schriftlich.
Die Eigenschaften eines introvertierten Menschen
Ein weit verbreiteter Irrglaube über introvertierte Menschen ist, dass sie nicht genug Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl haben. Auch wenn dies manchmal der Fall ist, stimmt es nicht immer. Stattdessen haben sie oft die folgenden Eigenschaften:
- Still in geselligen Situationen
- Geistesabwesend
- Schwierigkeiten, Ideen klar auszudrücken
- Häufig in Gedanken verloren
- Innehalten, bevor sie antworten
- Beobachten die Umgebung genau
- Mögen keine Überraschungen
- Überempfindlich gegenüber Geräuschen, Gerüchen, Anblicken und Schmerzen
- Unbehagen, wenn sie beobachtet oder beurteilt werden
- Kreativität
- Empathie
- Ausgeprägtes Gewissen
- Mögen keine gewalttätige Fernsehsendungen oder Filme
- Empfinden Gefühle tief
- Bevorzugen Gespräche unter vier Augen
- Genießen Zeit für sich
- Wollen allein und ohne Unterbrechungen arbeiten
- Gute Zuhörer
- Erschöpfung während oder nach geselligen Zusammenkünften
Stressige Situationen, denen ein introvertierter Menschen immer aus dem Weg zu gehen versucht
Introvertierte Menschen finden viele Situationen überfordernd, aber es gibt Stresserlebnisse, denen sie immer aus dem Weg gehen. Wenn du viele dieser Situationen von dir oder jemandem, den du kennst, ist das ein Zeichen von Introversion.
1. Mit Menschen umgehen, ohne zunächst Zeit zur Dekompression zu haben
Ohne Zeit zur Dekompression kann der Umgang mit Menschen schwer sein. Wenn sie tagsüber mit Kollegen oder Kunden arbeiten mussten, wollen sie wahrscheinlich nicht ausgehen, ohne vorher nach Hause zu gehen und etwas Ruhe zu haben. Sie wollen danach möglicherweise auch gar nicht mehr ausgehen, weil sie den Tag über schon genug Stress hatten.
Introvertierte Menschen brauchen Ruhe und Stille, bevor sie mit Menschen umgehen müssen. Sie kommen gerne früh an, damit sie einen Moment für sich alleine sitzen können, selbst wenn es im Auto ist, bevor das gesellige Ereignis beginnt.
2. Zeitdruck und andere tägliche Stresssituationen
Zeitdruck kann schnell Ängste hervorrufen und zu extremer Überforderung und emotionaler Erschöpfung führen. Ein introvertierter Mensch kann deswegen völlig abschalten, was der Produktivität und dem Erfolg im Wege steht. Sie arbeiten gerne in ihrem eigenen Tempo und erledigen Dinge dann oft schneller, weil sie nicht so gestresst sind.
Wenn sie wissen, dass eine Aufgabe eine Deadline hat, haben sie das Bedürfnis, sofort damit anzufangen. Introvertierte Menschen vermeiden es, Dinge bis zur letzten Minute aufzuschieben, um damit einen Anstau von Stress zu verhindern.
Sie gehen auch anderen täglichen Stressfaktoren aus dem Weg, die ihren Seelenfrieden stören. Der tägliche Druck auf der Arbeit, allgemeine Interaktionen und Multitasking kann manchmal zu viel für sie sein.
3. Vor vielen Menschen sprechen
Introvertierte Menschen vermeiden es immer, Reden in der Öffentlichkeit zu halten oder vor einer großen Menschenmenge zu sprechen. Es ist für sie eine der stressigsten Erfahrungen, selbst wenn sie sich vorbereiten. Sie vergessen oft viele Punkte, die sie eigentlich ansprechen wollten, und vermasseln am Ende ihre Rede.
Sie sind besser darin, Gespräche in kleinen Gruppen in einer entspannteren Umgebung zu führen. Dann haben sie das Selbstvertrauen, ein Gespräch mit Bedeutung zu führen und ihr Wissen mitzuteilen.
4. Gesellschaftliche Ereignisse gehören zu den stressigsten Erlebnissen für Introvertierte
Während introvertierte Menschen ruhige Abende mit engen Freunden mögen, wollen sie nicht mehr als das. Sie wollen oft nicht aus dem Haus oder an überfüllten gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen.
Überfüllte Räume lösen mit der vielen Aktivität, den Geräusche und anderen sensorischen Dingen Ängste aus. Das führt schnell zu Überforderung und lässt ihren Stresspegel steigen. Sie meiden wann immer möglich Hochzeiten, Partys, große Treffen und andere Ereignisse.
Wenn sie dann einmal ausgehen müssen, gehen sie redefreudigen Menschen aus dem Weg. Sie würden lieber über ihre Umgebung nachdenken, als Gespräche mit Leuten zu führen, die nicht aufhören zu reden.
5. Im Mittelpunkt stehen
Introvertierte Menschen wollen nie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Wenn sie im Rampenlicht stehen müssen, egal wie lange, steigt ihre Angst immer weiter, bis es vorbei ist. Sie fühlen sich nicht wohl, wenn jeder sie anschaut, also vermeiden sie es um jeden Preis.
Wenn sie unerwartet auf der Arbeit gebeten werden, vor allen anderen etwas zum Thema zu sagen, erstarren sie wahrscheinlich. Sie könnten gute Dinge sagen, können aber nicht angemessen reagieren.
Unter den Situationen, in denen sie im Rampenlicht stehen und die sie vermeiden, sind beispielweise Reden, Vorstellungsgespräche, Präsentationen oder Ehrungen.
6. Meetings im Team und Networking-Veranstaltungen
Mitarbeiterversammlungen sind schwierig, weil introvertierte Menschen ihre Arbeit nicht besprechen wollen. Wenn sie ihre Arbeit gut machen können, wollen sie keine Meinungen von anderen Leuten dazu hören.
Sie wollen für sich arbeiten und es so machen, wie es ihnen gefällt. Zudem wollen sie nicht, dass irgendjemand ihnen Fragen stellt, die sie in Zugzwang bringen oder sie zwingen zu erklären, wie sie etwas machen.
Networking-Veranstaltungen sind normalerweise noch schlimmer, da sie Leuten so viel abverlangen. Es gibt Essen und Getränke, Smalltalk, viel Lärm und viele Menschen, und es passiert zu viel auf einmal. Ein introvertierter Mensch bekommt dabei garantiert das Gefühl, abschalten zu wollen.
7. Verabschiedungen sind sehr stressige Situationen
Abschiede fallen introvertierten Menschen schwer, weil sie sich an die Menschen binden, die ihnen wichtig sind. Wenn sie wissen, dass sie jemanden eine Zeitlang nicht mehr sehen werden, fällt ihnen das Verabschieden schwer. Sie vermeiden Verabschiedungen, indem sie sich einer Bindung überhaupt erst widersetzen. Introvertierte Menschen öffnen sich nicht so leicht, weil sie Angst haben, einen lieben Menschen zu verlieren und sich verabschieden zu müssen.
8. Arbeiten im Großraumbüro oder an Gruppenprojekten teilnehmen
Introvertierte Menschen arbeiten lieber allein. Sie finden Großraumbüros nicht gut, weil es dort zu viel Lärm und zu viele Unterbrechungen gibt. Die Unterbrechungen stressen und überfordern sie, wenn sie versuchen, sich zu konzentrieren.
Introvertierte Menschen mögen auch keine Gruppenprojekte, weil dazu so viel Drama gehört. Sie würden Aufgaben lieber allein erledigen und so sicherstellen, dass sie so gemacht werden, wie sie es wollen. Außerdem wollen sie nicht mit anderen umgehen müssen, während sie arbeiten.
9. Unangemeldete Besucher
Für introvertierte Menschen kommt unangemeldeter Besuch bei ihnen zu Hause nie zu einem guten Zeitpunkt. Sie fühlen sich unwohl, wenn die Leute nicht vorher anrufen, bevor sie vorbeikommen, und könnten vielleicht die Tür gar nicht erst aufmachen. Introvertierte Menschen brauchen Zeit, um sich mental auf Gesellschaft vorzubereiten, weil sie sonst anstrengenden Stress verursacht.
10. Negatives Feedback geben
Introvertierte Menschen haben aus verschiedenen Gründen Probleme damit, negatives Feedback zu geben. Erstens weckt es ihre empathische Natur, sodass sie das Gespräch gar nicht führen wollen. Es verursacht zudem Stress, weil die Worte selbst mit Vorbereitung nie so herauskommen, wie sie es eigentlich wollten.
Abschließende Gedanken zu zehn stressigen Situationen, denen ein introvertierter Mensch immer aus dem Weg gehen wird
Es gibt viele stressige Situationen, die introvertierte Menschen zu vermeiden versuchen, aber das liegt nicht daran, dass sie schüchtern oder ungesellig sind. Sie mögen es, zur Entspannung Zeit allein zu verbringen, aber sie treffen sich auch gerne in kleinen Gruppen.
Das Denken eines introvertierten Menschen zu verstehen wird dir helfen, egal ob du selbst ein introvertierter Mensch bist oder einen anderen kennst.
Zu lernen, warum sie sich so verhalten, wird dir helfen, dich an ihre Einstellung anzupassen und die Unterschiede als Stärken statt als Schwächen zu betrachten. Sei nicht beunruhigt oder getroffen, wenn jemand eine Situation mit dir vermeidet, weil es wahrscheinlich einen guten Grund dafür gibt.