Hochsensible Kinder sehen von außen genauso aus wie andere Kinder. Aber im Inneren funktionieren sie anders und verarbeiten Dinge unterschiedlich. Sie reagieren anders auf Situationen und viele Eltern wissen nicht, wie sie mit diesen Problemen umgehen sollen.
Diese wunderbaren Kinder können Liebe geben und empfangen, brauchen aber oft mehr Führung und Anleitung zum Umgang mit ihren Einschränkungen.
Ein hochsensibles-Kind kann aggressiv, energisch, unerbittlich und leidenschaftlich sein, und das alles am gleichen Tag. Auch wenn diese Kinder unheimlich weise und verständnisvoll sind, bringt das normale Leben für sie viele Schwierigkeiten und Grenzen mit sich.
Mit diesem Kind umzugehen kann für die Eltern überfordernd sein. Es würde aber helfen, wenn du darüber nachdenken würdest, was das Kind im Inneren fühlt, das zu diesen Verhaltensweisen führt.
Hast du schon einmal im Supermarkt beobachtet, wie eine Mutter oder ein Vater Probleme hatte, ihr oder sein Kind zu beruhigen? Es ist immer garantiert, egal zu welcher Tageszeit – mindestens ein Kind hat immer einen kompletten Nervenzusammenbruch. Statt Urteile über die Eltern zu fällen, die mit aller Kraft versuchen, das Kind zu beruhigen, betrachte die Dinge aus einer anderen Sicht.
Diese Kinder haben den Wutanfall oft nicht, weil sie das neue Spielzeug nicht haben können, sondern weil ihre Sinne überreizt sind. Ein Mensch mit überreizten Sinnen kann furchterregende Gefühle durch das Piepsen der Kassen, das Rattern der vielen Einkaufswagenräder und das leise Getöse der redenden Menschen in der Nähe erleben.
Die Kinder sind oft noch klein und können nicht genau sagen, wie sie sich fühlen, und ihre einzige Methode der Kommunikation ist ihr Verhalten. Häufig hat das schreiende Kind, das schlecht erzogen zu sein scheint, einfach Schwierigkeiten und kennt keinen anderen Weg, dies seinen Eltern mitzuteilen, als einen Zusammenbruch.
Zehn Zeichen bei hochsensiblen Kindern
Die Diagnose eines sensorischen Aufnahmeproblems ist nicht immer einfach.
Die ersten Symptome sind Hyperaktivität, Wutausbrüche und andere typische Verhaltensweisen bei ADHS. Für weitere Verwirrung sorgt auch, dass ADHS auch eine neurologische Störung ist, die einige der Probleme der Hochsensibilität nachahmen kann.
Da das Vorkommen von ADHS zugenommen hat, fühlen sich Ärzte sicher bei der Diagnose von Kindern, die diese Kriterien erfüllen. Jedoch kann nur ein auf den Patienten eingestimmter Arzt verstehen, dass das Kind unter Reizüberflutung leidet.
Wenn du denkst, dass dein Kind diese Erkrankung haben könnte oder diese bereits diagnostiziert wurde, sind hier einige Symptome, die du möglichweise beobachtest.
1. Hochsensible Kinder analysieren oft alles (denken zu viel nach!)
Hochsensible Kinder werden zu Prozessoren, um sich vor der Welt um sie herum zu schützen. Ihre kleinen Gehirne sind ständig in Betrieb und analysieren alles, damit sie sicher sind.
Sie können Kleinigkeiten wahrnehmen, selbst eine Veränderung deines Tonfalls. Auch wenn diese Gabe zur Analyse in manchen Bereichen hilfreich ist, kann sie dennoch bedeuten, dass sie leichter überfordert sind.
2. Angst vor neuen Situationen und Veränderungen
Wo bin ich?
Wer sind all diese Menschen?
Werden sie nett zu mir oder gemein sein?
Woher weiß ich, ob sie mich mögen werden?
Bin ich hier sicher oder muss ich mir Sorgen machen?
Kann ich das leisten, was diese Menschen von mir erwarten?
Neue Situationen versetzen sie in Unruhe und machen sie nervös. Ein hochsensibles-Kind muss unbedingt weit im Voraus darauf vorbereitet werden, damit es mit Veränderungen umgehen kann.
3. Emotionale Extreme treten häufig bei hochsensiblen Kindern auf
Ein hochsensibles-Kind macht ständig emotionale Extreme durch. Während andere Kinder einen angestoßenen Zeh vielleicht schnell wieder vergessen, gehen die Gefühle bei einem hochsensiblen Kind viel tiefer. Ihre Gefühle und Erlebnisse sind anders strukturiert und fühlen sich darum ganz anders an als bei einem voll funktionsfähigen neurologischen System.
Eltern solcher Kinder wissen oft, dass diese entweder begeistert oder fuchsteufelswild sein können und es kein ausgeglichenes Dazwischen gibt. Sie schwanken oft zwischen Extremen, wodurch das Leben recht chaotisch wird. Sie können die Zeit ihrer Eltern ziemlich in Anspruch nehmen und andere Kinder werden so an den Rand gedrängt.
4. Hang zum Perfektionismus
Hochsensible Kinder sind von Natur aus schlechte Verlierer, da sie oft Perfektionisten sind. Ihr Kopf sagt ihnen, dass die Dinge so sein müssen und nicht anders, und wenn sie das Gefühl bekommen, die Kontrolle zu verlieren, können sie damit nicht umgehen. Konstruktive Kritik wird von ihnen als Kritik empfunden und sie empfinden Scham in einer anderen Größenordnung als die meisten anderen Kinder.
5. Hochsensible Kinder können besonders befangen und schnell verletzt sein
Hochsensible Kinder sind oft schnell gekränkt. Sie sind oft gehemmter als andere Kinder und machen sich ständig Gedanken darüber, was andere von ihnen denken. Sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, egal ob bei guten oder schlechten Angelegenheiten.
6. Sie empfinden extreme Gefühle, wenn sie korrigiert werden
Wenn das hochsensible Kind Ärger bekommt, fühlt es sich, als ob du es auf persönlicher Ebene zurechtweist. Es empfindet es nicht so, dass du es korrigieren oder ihm Hilfestellung geben willst. Wenn es sich dieser gefühlten Ablehnung ausgesetzt sieht, kann es beispielsweise anfangen zu lachen, extrem wütend werden oder weglaufen, um dieser Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
Auch wenn es dich vielleicht rasend macht, wenn ein Kind dir ins Gesicht lacht, nutzt es dies als Bewältigungsmechanismus, um sich vor der Flut der eigenen Emotionen zu schützen.
7. Verstärkte Reaktionen auf Sinneseindrücke
Da hochsensible Kinder anders funktionieren, machen ihre Emotionen sie anfälliger für Sinneseindrücke. Selbst wenn das Licht in der Arztpraxis dich vielleicht nicht stört, kann es für ein hochsensibles Kind blendend sein. Dinge wie die automatische Spülung auf der Toilette im Einkaufszentrum können sie in Angst und Schrecken versetzen, und sie können möglicherweise aus diesem Grund Toiletten meiden.
Wenn ein Nahrungsmittel oder Gericht einen starken Geruch hat, den sie als unangenehm empfinden, probieren sie es nicht einmal, bevor sie es ablehnen. Kleidung ist eine weitere wichtige Sache für hochsensible Kinder.
Sie bevorzugen bequeme Kleidung wie Jogginghosen und bekommen einen totalen Wutanfall, wenn du versuchst, sie in kratzige Jeans zu kriegen. Diese Kinder sind von Empfindungen überfordert, mit denen sie nicht effektiv umgehen können, was ihre emotionalen Reaktionen verstärkt.
8. Niedrige Frustrationstoleranz
Diese Kinder haben eine niedrigere Frustrationstoleranz, da sie auf die Welt eingestimmt sind, die sie kennen. Sie verzweifeln oft, wenn sie eine Aufgabe angehen, die sie nicht schaffen, wie beispielsweise Fahrradfahren lernen. Du weißt zwar, dass man daran arbeiten muss, eine neue Fähigkeit zu erlernen, aber sie sehen es als ein unerreichbares Ziel, das die Frustration weiter steigert.
Sie können sich weigern, Fahrrad zu fahren, weil die Risiken ihre sensorischen Probleme verstärken können.
9. Bei hochsensiblen Kindern ist oft rigides und unflexibles Verhalten zu beobachten
Hochsensible Kinder mögen es nicht, wenn ihr Zeitplan oder irgendetwas in ihrem Umfeld durcheinandergebracht wird. Um ihr Leben überschaubarer zu machen, brauchen sie eine rigide Struktur. Auch wenn es auf dich wie eine irrationale Forderung wirkt, eine bestimmte Art von Socken haben zu wollen oder dass bestimmte Lebensmittel sich auf dem Teller nicht berühren, ist das doch die Art, wie die Kinder mit ihrer Situation umgehen.
Diese kleinen Mechanismen helfen ihnen, Ordnung in eine Welt zu bringen, die ihnen so unordentlich erscheint.
10. Wutausbrüche durch Stress
Manche Kinder tendieren aufgrund ihrer Sensibilität eher zu Wutausbrüchen und Zusammenbrüchen. Jede Art von Stress kann diese auslösen, und wenn sie sich überfordert fühlen, sind ihre Reaktionen oft überproportional. Diese Wutanfälle können heftig sein und sowohl die Eltern als auch das Kind körperlich erschöpfen.
Abschließende Gedanken zu hochsensiblen Kindern
Auch wenn hochsensible Kinder selten zu sein scheinen, kommt es häufiger vor, als du vielleicht denkst. Es trifft auf etwa fünfzehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung zu. Das Problem ist, dass viele Kinder keine Diagnose bekommen, weil es einfacher ist, ihnen einen Stempel wie ADHS aufzudrücken, als genauer darauf zu schauen, was neurologisch vor sich geht.
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele Erwachsene Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen haben, an denen sie seit ihrer Kindheit leiden. Diese Erwachsenen haben oft nicht die Hilfe oder Diagnose erhalten, die sie als Kind gebraucht hätten, besonders da die Aufmerksamkeit für dieses Problem relativ neu ist.
Sowohl bei einem Kind als auch einem Erwachsenen werden die Signale, die zur Verarbeitung an das Gehirn gesendet werden, fehlinterpretiert. Die Decke ohne Seidenfutter mag für die meisten Menschen erträglich sein, aber für den hochsensiblen Menschen ist sie unerträglich und kratzig. Dieser Mensch lebt in der gleichen Welt wie du, aber diese wird auf eine komplett andere Weise wahrgenommen.
Mit hochsensiblen Kindern und ihren Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen umzugehen kann recht anspruchsvoll sein. Zusammenbrüche kommen regemäßig vor und die Unfähigkeit zur Veränderung macht die Dinge schwierig.
Die Eltern müssen sich informieren, wie sie ihrem Kind helfen können, und die Dinge aus seiner Sicht betrachten.