Ein toxisches Familienmitglied kann alle möglichen Probleme in Bezug auf deine psychische Gesundheit und dein allgemeines Wohlbefinden verursachen.
Leider können wir uns nicht aussuchen, in was für eine Familie wir hineingeboren werden. Wir können uns aber aussuchen, welche Präsenz und Rolle diese Menschen in unserem Leben bekommen.
Den Kontakt zu toxischen Familienmitgliedern abzubrechen, die dich nicht respektieren oder nicht so behandeln, wie du behandelt werden willst, ist in Ordnung. Es kann sogar notwendig sein, um deine psychische Gesundheit und dein Ichgefühl zu schützen.
Die Trennung von einer toxischen Familie oder einem toxischen Familienmitglied kann schwierig sein. Du musst einige Dinge bedenken und sicherstellen, dass du damit einverstanden bist, bevor du eine Entscheidung triffst.
Sobald diese Entscheidung getroffen ist, ändern sich diese Familienbande für immer und es kann sein, dass du sie später nicht wiederherstellen kannst. Du musst dir absolut sicher sein, dass du diesen Schritt wirklich machen willst, bevor du ihn machst.
Wir würden sogar empfehlen, dass du vor dieser Entscheidung mit einem Therapeuten sprichst, um ganz sicherzugehen, dass du die Situation wirklich klar siehst.
Wenn du aber absolut sicher bist, dass es das Richtige ist, dich von deiner toxischen Familie loszusagen, sind hier ein paar wichtige Schritte.
1. Ist es notwendig, den Kontakt abzubrechen? Oder brauchst du nur etwas Abstand?
Manchmal kommen Familienmitglieder nicht gut miteinander aus. Persönlichkeiten können aufeinanderprallen, wodurch es zu Spannungen und Reibungen in der Familiendynamik kommt.
Manchmal beruhigt sich diese Dynamik, wenn du etwas Abstand zwischen dir und der betreffenden Person schaffst.
Es könnte sein, dass du mit solchen Familienmitgliedern in kleinen Mengen und mit viel Zeit und Raum zwischen euch gut auskommst. Kinder geraten beispielsweise häufig mit ihren Eltern aneinander, wenn sie zu jungen Erwachsenen werden und versuchen, sich auf die eigenen Füße zu stellen.
Die Kinder reiben sich vielleicht an den Einschränkungen im Elternhaus oder der Persönlichkeit der Eltern auf, stellen aber fest, dass sie viel besser mit ihnen zurechtkommen, sobald sie sich unabhängig gemacht haben.
Dies kann der Fall sein, wenn deine Familienmitglieder allgemein gute Menschen sind, aber nicht immer unbedingt die besten Entscheidungen treffen oder ein eher hartes Leben hatten.
Sie meinen es möglicherweise ehrlich gut, denken, dass sie das Richtige tun und versuchen, liebevoll und unterstützend zu sein, werden aber durch ihre eigenen Probleme dabei beeinträchtigt.
2. Überlege dir, wie deine Entscheidung sich auf andere Familienmitglieder auswirkt.
Den Kontakt zur toxischen Familie abzubrechen hat drastische Auswirkungen, mit denen du rechnen musst.
Du wirst damit umgehen müssen, dass andere Partei ergreifen und denken, dass du unfair bist, oder dass sie sauer sind und den Kontakt zu dir abbrechen. Stelle dir das folgende Szenario vor.
Deine Mutter ist ein wunderbarer Mensch, aber dein Vater ist toxisch. Deine Mutter liebt deinen Vater, aber du willst dir von deinem Vater nicht noch mehr schaden lassen, als er es bereits getan hat. Du kannst nun also den Kontakt zu deinem Vater abbrechen, aber dadurch kommt deine Mutter in die Lage, dass sie sich zwischen dir und ihrem Mann entscheiden muss. Und auch wenn du vielleicht denkst, dass deine Mutter die gleiche Entscheidung treffen sollte wie du, ist sie vielleicht noch nicht bereit dazu oder will es gar nicht.
Solche Auswirkungen werden in der gesamten Familie zu spüren sein, und du musst darauf eingestellt sein, dass du mehr Menschen verlieren wirst als nur diejenigen, zu denen du den Kontakt abbrechen willst.
3. Bedenke die möglichen Konsequenzen, die deine Entscheidung mit sich bringen könnte.
Vielleicht ist deine Familie generell voller schrecklicher Menschen und darum willst du von ihr weg. Du musst auf Feindseligkeiten oder Gegenwind ihrerseits vorbereitet sein, weil du dich von ihr zurückziehen willst.
Kontrollierende oder feindselige Menschen mögen es normalerweise nicht, wenn ihr Missbrauchsopfer versucht, sich von ihnen abzuwenden. Du solltest also dafür sorgen, dass du dich sicher absetzen kannst, damit sie dir keinen dauerhaften Schaden zufügen können.
Wenn du ausziehst, ändere deine Adresse und stelle einen Nachsendeantrag bei der Post, selbst wenn du dazu ein Postfach verwenden musst.
Lasse deinen Namen aus allen gemeinsamen Bankkonten entfernen und eröffne dein eigenes, wenn du noch keines hast. Sorge dafür, dass deine persönlichen Daten bei allen Institutionen aktuell sind.
Sorge für Distanz zwischen dir und deiner toxischen Familie, damit sie dir nicht schaden kann. Stelle dich darauf ein, dass deine Familienmitglieder jeden über die Situation anlügen werden, der ihnen zuhört, und bedenke, wie sich das auf dich auswirken könnte.
Wenn du arbeitest und denkst, dass deine Familie an deine Arbeitsstelle kommen oder falsche Beschwerden gegen dich vorbringen könnte, um dir zu schaden, sorge dafür, dass dein Chef über die Lage informiert ist.
Missbräuchliche und toxische Menschen können gemein werden, wenn sie die Kontrolle verlieren.
4. Lasse dich nicht wieder in das Drama hineinziehen oder manipulieren.
Mache dich auf Lügen gefasst. Stelle dich darauf ein, dass deine toxischen Familienmitglieder versuchen werden, dir Schuldgefühle einzureden oder dich zu beeinflussen, wenn du noch Kontakt zu ihnen hast.
Deine liebe Mutter aus dem Beispiel von vorhin versucht möglicherweise gar nicht, dich zu manipulieren, wenn sie dir sagt, wie sehr deine Familie dich vermisst. Das kann durchaus stimmen, macht aber das Verhalten deines Vaters nicht weniger zerstörerisch oder schädlich.
Halte dich von den Klatschmäulern in deiner Familie fern, die das Drama lieben. Wahrscheinlich schmücken sie nicht nur die Wahrheit aus oder lügen gar, sondern sie stiften vielleicht sogar Unruhe, nur um zu sehen, was passiert. Mache dich nicht für diese Leute angreifbar, indem du dich am Tratsch beteiligst.
Denke daran, dass jemand, der mit dir lästert, auch über dich lästern wird. Vermeide das Tratschen und Lästern, wenn du ein friedliches Leben willst.
5. Entscheide im Voraus, wie du das Thema ansprechen willst.
Es gibt verschiedene Szenarien, warum es notwendig sein kann, den Kontakt zu einem toxischen Familienmitglied abzubrechen. Manche sind harmlos, andere können gefährlich sein. Überlege dir, wie und ob du dieses Familienmitglied wissen lässt, dass du dich von ihm trennst.
Vielleicht ist es okay, ein persönliches Gespräch mit dem Betreffenden zu führen. Es könnte aber auch besser sein, das Gespräch am Telefon zu führen, wenn du dich damit wohler fühlst.
Es per Text oder E-Mail zu machen könnte besser sein, wenn derjenige dir oft die Worte im Mund verdreht oder lügt. Du kannst das Gespräch dann abspeichern, wenn du später Beweise brauchst, um eine Lüge zu widerlegen.
Und vielleicht willst du es demjenigen auch gar nicht sagen, weil er unberechenbar und potenziell gewalttätig ist. Auch das ist in Ordnung. Du bist niemandem etwas schuldig. Entscheide dich im Zweifel immer für deine persönliche Sicherheit.
Und wenn du dir nicht sicher bist, rede mit einem zertifizierten Therapeuten, bevor du irgendwelche Entscheidungen triffst oder etwas unternimmst.
Wenn du es demjenigen mitteilen willst, mache klare und direkte Ansagen. “Ich finde unsere Beziehung nicht gesund und ich möchte nicht mehr mit dir sprechen” oder “Wir müssen für meine psychische Gesundheit mehr Zeit voneinander getrennt und auf Abstand verbringen.”
6. Arbeite aktiv daran, allen Schaden zu heilen, der dir vielleicht zugefügt wurde.
Es ist gut möglich, dass durch die Beziehung Schaden entstanden ist, den du heilen musst. Missbrauch und schlechtes Verhalten eines Familienmitglieds können dauerhafte Schäden wie ein gestörtes Selbstwertgefühl oder andere psychische Gesundheitsprobleme verursachen.
Diese verschwinden nicht einfach von selbst. Sie müssen angegangen und geheilt werden, damit du alles aus der starken Veränderung herausholen kannst, mit der du dein Leben verbessern willst.