Von Kindesbeinen an wird uns beigebracht, dass man manche Dinge zu anderen sagen kann und andere nicht, besonders dann, wenn man denjenigen gerade erst kennengelernt hat. Ich denke aber, dass es noch weitere Themen gibt, die wir beiläufig erwähnen oder nach denen wir immer wieder fragen und die wir ebenfalls überdenken sollten. Auch wenn sie “typische” Gesprächsthemen zu sein scheinen, könnte jemand anderes Probleme damit haben.
1. Hast du Kinder?
Ich sage nicht, dass du das nicht fragen solltest. Aber als jemand, der im Gesundheitswesen arbeitet und das jeden Tag gefragt wird, kann ich sagen, dass es langsam etwas unangenehm wird. Ich bin Mitte zwanzig, unverheiratet und kinderlos. Ich wäre liebend gerne Mutter, also antworte ich normalerweise: “Ich habe zwei Hunde und sie sind meine Kinder.”
Die meisten Leute verstehen es und belassen es dabei. Aber wenn du Probleme hast, schwanger zu werden, und wiederholt diese Frage gestellt bekommst, könnte das deine Gefühle verletzen. Ich persönlich würde mich furchtbar fühlen, das gefragt zu haben, wenn das der Fall ist. Oder wenn du einfach gar keine Kinder willst.
2. Hast du einen Ehemann? Bist du verheiratet?
Heutzutage ändern sich Identitäten im Laufe des Lebens und es ist wahrscheinlich höflicher, nicht zu fragen, ob jemand verheiratet oder nicht verheiratet ist. Ich bin zum Beispiel nicht verheiratet, aber ich kenne viele, die es sind.
Und manche sind mit Menschen des gleichen Geschlechts verheiratet. Solange es also derjenige nicht selbst anspricht, sollte man einfach vorsichtig sein und annehmen, dass der andere Single ist, und das ist in Ordnung!
3. Ich könnte diesen Job nie machen. Er wäre zu schwer.
Ich gebe zu, dass ich mich dessen schuldig gemacht habe. Meinen Freunden, die Lehrer sind, sage ich immer, dass ich ihren Beruf aus welchen Gründen auch immer nicht machen könnte und dass sie Heilige sind. Aber ich glaube, sie zu loben wäre besser, als ihre Berufswahl zu “kritisieren”. Jemandem zu sagen, dass seine Arbeit toll ist, spielt seinen Beruf nicht herunter. Es zeigt auch dein echtes Interesse.
4. Wie geht es dir?
Dies ist schon fast eine selbstverständliche Frage, die wir allen fast jeden Tag stellen. Meistens ist routinemäßig und wir achten gar nicht auf die Antwort. Und genau das ist der Fehler.
Statt zu fragen, wie es geht, sollten wir spezifischer fragen oder die Körpersprache besser lesen können. Man kann schon viel daran erkennen, wie jemand sitzt oder mit dir interagiert. Vermeidet er Blickkontakt? Lehnt er sich zu dir hin oder von dir weg? Ändert sich sein Tonfall, wenn bestimmte Themen aufkommen?
5. Fragen nach dem abwesenden Elternteil oder den leiblichen Eltern
Wir kennen alle jemanden, der alleinerziehend oder adoptiert ist oder der adoptieren möchte. Die nächsten Fragen drehen sich oft um die leiblichen Eltern oder den abwesenden Elternteil, der nicht mehr am Leben des Kindes teilhat. Ich finde, dass wir diese Fragen nur aus Neugierde stellen, ob das nun absichtlich ist oder nicht. Aber solange der Betreffende nicht dafür offen ist, die Situation zu erklären, geht es dich ehrlich gesagt nichts an.
6. Wie viele Piercings/Tattoos willst du noch machen lassen?
Bei dieser Frage kommt alles auf den Tonfall an. Andere Menschen mit Tattoos oder mehreren Piercings verstehen mich, wenn ich das sage. Ich habe zum Beispiel drei Tattoos und sechs Piercings.
Ich weiß noch, wie mein Vater ganz direkt sagte: “Du bekommst noch ein Loch im Kopf”, als ich mir das zweite Paar Ohrlöcher stechen ließ. Für manche ist es witzig, und mir ist egal, was andere denken, wenn sie meine Accessoires sehen. Aber andere könnten beschämt oder frustriert sein, wenn jemand nicht versteht, dass sie sich Tattoos und Piercings machen lassen, weil sie sie lieben.
7. Warum magst du keine/n…? Hast du es schon probiert?
Meistens hat man etwas probiert und es nicht gemocht. Ob es nun einmal oder mehrfach in verschiedenen Formen war: Wir können nicht alle den gleichen Geschmack haben.
Jemandem “vorzuwerfen”, dass er keinen Kaffee, einen bestimmten Alkohol oder sogar Schokolade nicht mag, ist einfach nervig. Wir brauchen nicht zu wissen, warum das so ist, aber wir können respektieren, dass jemand bestimmte Dinge nicht mag.
Wir brauchen auch keine Vorschläge zu machen, was man machen kann, damit es anders schmeckt. Wenn du nicht willst, dass dir jemand vorschlägt, etwas zu Essen zu probieren, das du nicht magst, dann gilt das auch andersherum.
Alles in allem hoffe ich, dass dieser Artikel einigen Leuten die Augen bei Gesprächen öffnet. Es kommt immer darauf an, wie du dich gibst und in welchem Tonfall du sprichst. Und manchmal muss man einfach nur wissen, dass eine Frage, die recht unschuldig oder einfach erscheint, das vielleicht ganz und gar nicht für denjenigen ist, der sie beantworten muss.