Der Tag, an dem ich in einer übergroßen Jogginghose und senfgelben Wollmütze neben der Kellertür stehend zusah, wie er davonging, war einer der schwersten Tage meines Lebens. Keiner von uns beiden war wütend; Traurigkeit durchströmte uns wie das Blut in unseren Adern.
Seine Hand umfasste meinen Nacken und er zog mich zu sich, küsste mich fiebrig auf eine Weise, auf die er mich seit einer ganzen Weile nicht mehr geküsst hatte. Dann drehte er sich um und ging fort von mir.
Noch bevor er aus der Tür war, liefen mir Tränen die Wangen herunter.
Wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, hätte ich mich an genau diesem Ort verwurzelt, bis er wiederkam, um mit mir zusammen zu sein, bis wir all dies aussortiert hatten, was auch immer all dies war.
Stattdessen schwor ich, auf ihn zu warten. Wie lange es auch dauerte, welche Zeit und welchen Raum er auch brauchte, ich würde hier auf ihn warten.
Ich dachte, es würde einfach sein, auf ihn zu warten. Ob es ein paar Wochen oder Monate sein würden, es wäre egal, weil ich auf eine Art mein ganzes Leben auf ihn gewartet hatte.
Vor 7 Monaten verabredeten wir uns, ein Bier bei mir zu Hause zu trinken. Wie das Schicksal so spielt waren wir Nachbarn und waren es seit Monaten gewesen, ohne es überhaupt zu wissen.
Aufgewühlt bis zur letzten Minute tigerte ich durch das Haus, versuchte sicherzustellen, dass alles schön aussah und betete zu irgendeinem Gott, der zuhörte, dass alles gut gehen würde. Ich sagte beinahe ab, aber ich bin so froh, dass ich es nicht getan habe.
Von dem Moment, als unsere Augen sich trafen – er durch meine Hintertür hereinwehend, Bier in der einen und Snacks in der anderen Hand – wusste ich, dass ich ihn lieben würde. Er kam durch meine Tür und mein Herz seufzte, als ob es sagen wollte, endlich, endlich bist du hier.
Warum hast du so lange gebraucht? Sein Haar war dunkel und seine Augen sahen blau aus, aber manchmal grün. Wenn er sprach, lehnte er sich an die Küchenzeile und er hatte ein Lächeln, das mir Schmetterlinge im Bauch machte.
Ich schob die Gefühle auf das Bier, alles, was auch nur annähernd plausibel sein konnte, abgesehen von diesem außergewöhnlichen Mann in meiner Küche, der mich mit einem bisschen Lachen dazu brachte, mich in ihn zu verlieben.
Wir verbrachten jeden Tag der nächsten sieben Monate zusammen.
Er war jeden Tag da.
Anders als die anderen Menschen, mit denen ich zusammen war, habe ich ihn nie mit jemand anderem verglichen. Er war einfach nur genau wie er war, genau wie er sein sollte. Abends ertappte ich mich dabei, wie ich ihn betrachtete, seine Gesichtszüge mit den Augen nachfuhr, darauf wartete, dass er in meine Richtung blickte.
Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln, ertappt und doch ohne jedes Gefühl der Schuld. Ich verlor mich in ihm, auf eine aufregende Weise. Eine Aufregung, die ich in meinem Leben vermisst hatte.
Er schien mich auf eine Weise zu verstehen, von der ich nicht sicher bin, dass ich mich selbst verstand. Als ich ihn aus Furcht und überwältigt von der Angst vor der Zukunft von mir wegstieß, drehte er sich nie weg, um zu gehen.
Selbst an meinen schlimmsten Tagen, wenn ich manisch und in meinem Kopf verloren war und absolut unkontrollierbar, zog er mich aus meinem eigenen Sturm. Er war die Ruhe, die mein Leben brauchte, der Leuchtturm, der den Weg zum sicheren Ufer wies.
Jetzt, ohne ihn, ist mein Boot verloren auf dem Meer in einem furchteinflößenden Sturm, auf tosenden Wogen, in strömendem Regen, verzweifelt auf der Suche nach dem Leuchtturm, der mich nach Hause leitet.
Ich kann die Tage gar nicht zählen, an denen er der einzige ruhige Ort im Sturm des Lebens war. Ohne ihn sehe ich nun, wie sehr ich das als selbstverständlich hinnahm.
Jemanden zu lieben, auf jemanden zu warten, der vielleicht nie zurückkommt, ist wie eine Hälfte deines Herzens zu halten und blind nach der anderen zu suchen.
Ich gehe durch meinen Tag mit dem ständigen Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich suche nach etwas, gucke, versuche mich zu erinnern, was fehlt, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass er es ist.
Es ist immer er.
Auf ihn zu warten ist ein Kampf, damit klarzukommen, dass ich Single bin, mich aber nicht single fühle. Meine Gedanken und mein Herz zu bewachen, diese Dinge nur mit ihm teilen zu wollen.
Ich greife nach meinem Telefon und lege es wieder weg, einmal, zweimal, hundertmal am Tag. Er ist der einzige, mit dem ich reden will.
Die Wahrheit ist: Er kommt vielleicht nie mehr zurück. Wir werden vielleicht nie mehr das, was wir mal waren. Ich kann nicht sagen, dass ich für immer warten werde, aber vorerst werde ich warten.
Auf ihn zu warten mag sich anfühlen, als ob die Hälfte meiner selbst weg ist, als ob ich ohne ihn verloren bin, aber die Vorstellung, ihn loszulassen, fühlt sich schlimmer an.
Wenn es darum geht, auf jemanden zu warten, der vielleicht nicht zu dir zurückkommt, kannst nur du wissen, wann du Hoffnung haben kannst und wann du loslassen musst.
Lalli, 26