Als ich ein kleines Kind war, wurde ich sehr oft gemobbt. Weil ich aus dem Ausland kam, weil ich etwas dunkler als die meisten war, weil ich zu dünn war, weil ich “hässlich” war, usw.
Ich erzählte niemandem all die Einzelheiten, denn Mobbing führt oft dazu, dass man sich schämt. Und Scham ist ein Gefühl, das man nicht sehr oft mit anderen teilt. Scham ist ein Gefühl, das man zu vermeiden versucht.
Und auf eine gewisse Art und Weise hinterlässt es mentale Spuren in dir. Das liegt auch daran, dass du immer wieder zu den Menschen zurückkehrst, für die du nicht gut genug bist – die Menschen, die dich verletzt haben, sind die Menschen, deren Anerkennung du am meisten suchst.
Klar, das ist nicht nur bei gemobbten Kindern der Fall – ich würde behaupten, dass die meisten Menschen den Druck spüren, die Anerkennung der anderen zu bekommen.
Was ich aber bei dem Versuch, diesen Bereich der Gebrochenheit aus meiner Kindheit zu heilen, gelernt habe, ist, dass man das Bedürfnis loslassen muss, sich von anderen akzeptiert zu fühlen, die man selbst auf ein Podest gestellt hat.
Man muss das Bedürfnis loslassen, sich gut genug für Menschen zu fühlen, die man als würdig erachtet hat, über einen zu urteilen.
Klar ist das viel leichter gesagt als getan.
In einer Welt, in der die Menschen dich, aus welchem Grund auch immer, nicht mögen oder dich für minderwertig halten, ist es leicht, sich wie ein Fremder, ein Außenseiter, zu fühlen.
Erst in meinen späten Teenagerjahren, in denen ich mich bewusst mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt habe, habe ich gelernt, dass die Meinungen und Wahrnehmungen anderer über dich immer, zumindest teilweise, das widerspiegeln müssen, was sie sind, und nicht das, was du bist.
Darüber hinaus ist es zu einfach, in die Gewohnheit zu verfallen, zu denken, dass diejenigen, deren Meinungen wir erlaubt haben, einen festen Platz in unserer Selbstwahrnehmung einzunehmen, korrekt sind.
Menschen, und besonders unfreundliche Menschen, leiden mehr, als wir je zu ahnen vermögen. An Stelle von Wut ist Mitgefühl angesagt. Wie ein passendes Sprichwort schon sagt: “Verletzte Menschen, verletzen Menschen.”
Wer Menschen genau beobachtet, wird sie fast immer durchschauen können. Allerdings musst du sehr aufmerksam sein. Abgesehen davon, musst du zunächst einmal genau wissen, wer du selbst bist, bevor du jemand anderen kennenlernen kannst.
Diese Person, die du jetzt im Spiegel siehst, muss sich in der Haut, in der sie steckt, auch wirklich wohlfühlen. Es ist kein einfacher Weg und er ist auch nicht kurz. Aber es ist eine Reise, die es wert ist, gemacht zu werden.
Immer wieder wird es Momente der Unsicherheit geben, die uns an das erinnern, was wir sind und was wir nicht sind. Und natürlich wird es immer die Gefahr geben, dass die Menschen, die dich am wenigsten kennen und lieben, oder die dich gar nicht lieben, dich verletzen.
Aber es steht zu viel auf dem Spiel, zu viel Gutes, zu dem du fähig bist, um zuzulassen, dass die Worte, Handlungen und Wahrnehmungen anderer Menschen dich zu einem Leben der Unsicherheit zwingen und du nicht weißt, ob du genug bist. Dies ist nicht in Ordnung.
Um dich wirklich von denen zu verabschieden, für die du niemals gut genug sein wirst, musst du dich zuerst von der Person in deinem Spiegelbild verabschieden, die dir erlaubt, diese Dinge überhaupt zu glauben. Du musst selbst daran glauben, dass du vollkommen gut genug bist.
Alle Versuche, dich unsichtbar zu machen oder dir das Gefühl zu geben, nicht wichtig zu sein, sind für den Geist, der in dir lebt, sinnlos. Je mehr du daran glaubst, dass du genug bist, desto mehr wird dieser Geist gestärkt.
Denn wie ein wunderbares Sprichwort sagt: “Wenn es keinen inneren Feind gibt, können dir die äußeren Feinde nichts anhaben.”