Die Tatsache ist bekannt, dass Extrovertierte und Introvertierte nicht gut miteinander auskommen können, aber das kann auch von Faktoren wie der Umgebung, dem persönlichen Hintergrund, der Gesprächskompetenz etc. abhängen.
In unserer modernen Welt, in der Extrovertierte gesellschaftlich anerkannt und geschätzt sind, ist es für uns Introvertierte schwer, dabei mitzureden, wie wir die Dinge gerne hätten.
Extrovertierte tun sich oft in verschiedenen Lebensbereichen hervor, was ihrer kontaktfreudigen Einstellung, liebenswerten Persönlichkeit und ihren gekonnten Konversationsfähigkeiten zu verdanken ist.
Wir Introvertierte dagegen haben es schwer, uns unter dem Druck und den Erwartungen der Gesellschaft unseren Weg zu bahnen. Aber wir kommen klar.
Ich will nur damit sagen, dass es uns das Leben ein bisschen einfacher machen würde, wenn unsere Gegenstücke, die Extrovertierten, sich ihrer Verhaltensweisen ein wenig bewusster wären, die uns ärgern.
So, jetzt habe ich es gesagt, im Namen aller meiner Mit-Introvertierten. Ja, Extrovertierte besitzen eine Reihe an Verhaltensweisen, die uns manchmal auf die Nerven gehen – und sie können echt nervtötend sein.
Wenn ich alleine im Park spazieren gehe, stürze dich bitte nicht auf mich, um dann ein ausgewachsenes Gespräch um 6 Uhr morgens zu führen. Lass mir etwas Zeit, um mich von unserem Treffen am Wochenende zu erholen.
Das ist nämlich die Sache mit den Introvertierten – wir brauchen Zeit. Zeit, um in unserem Kopf alles zu verarbeiten, was in unserem Leben passiert, damit wir uns selbst tiefer verstehen. Wir brauchen Zeit.
Aber klären wir nun ohne weiteres Aufhebens unsere Gegenstücke darüber auf, wie sie auf uns zugehen müssen, einfach damit sie nicht unseren perfekten Tag ruinieren.
Hier sind 15 extrovertierte Verhaltensweisen, die Introvertierte am meisten ärgern:
15. Die Annahme, dass jeder extrovertiert sein sollte
Dies kann extrem frustrierend sein. Es wäre uns lieber, wenn wir einfach für unsere Anwesenheit gewürdigt würden, weil es buchstäblich noch ein bisschen mehr als unseren ganzen Mut gebraucht hat, dass wir überhaupt an einer Veranstaltung teilnehmen.
Sobald wir einmal da sind, sind die Begrüßungen für uns okay. Aber bei richtigen Gesprächen mit Leuten, die davon ausgehen, dass du genauso extrovertiert bist wie sie, wollen wir am liebsten abschalten. Naja, eigentlich wollen wir das nicht, aber es passiert.
Weißt du, als Introvertierte verbringen wir mehr Zeit in unserem Kopf als in der echten Welt. Oder zumindest fühlt es sich so an. In unserem Kopf sausen Gedanken in unterschiedlichem Tempo herum und wenn auch nur ansatzweise von uns erwartet wird, mit einem Gespräch Schritt zu halten, stoßen unsere Gedanken zusammen.
Durch den Aufprall hat unser Verstand einen Blackout. Wir wollen gar nicht unhöflich sein, wenn du nicht die Antwort bekommst, die du erwartet hast. Gehe also nie davon aus, dass jeder Mensch, den du bei irgendeiner Zusammenkunft triffst, extrovertiert ist.
14. Nur zuhören, um zu antworten
Dieser Punkt ist echt übel. Zuhören ist eine der größten introvertierten Verhaltensweisen, auf die wir stolz sind. Wir bevorzugen das Zuhören, statt zu reden. Wir verarbeiten Geschichten und Gespräche auf andere Art in unserem Kopf, sodass es uns genügen würde, unseren Seh- und Gehörsinn zu benutzen.
Aufgrund unserer unglaublichen Fähigkeit zuzuhören, haben unsere Antworten oft tiefen Einblick – und geben dir solide Lösung oder den Rat, den du zu dem Zeitpunkt brauchst. Da wir diese Fähigkeit wie eine Kunst beherrschen, erwarten wir, dass andere uns auf die gleiche Weise zuhören und antworten. Aber das sind nur unsere Erwartungen.
Wenn Extrovertierte so dreist sind zu erwarten, dass alle anderen extrovertiert sind, ist es dann zu viel verlangt, uns einfach zuzuhören, wenn wir etwas sagen?
Extrovertierte hören oft nur mit der Absicht zu, eine Antwort zu geben. Das nervt uns Introvertierte total, weil wir erwarten, dass uns ein guter Ratschlag oder eine bessere Perspektive gegeben wird, was du nur tun kannst, wenn du beim Zuhören auch verstehen willst.
13. Ständiges Geplapper und geistloses Geschwätz
Wie schafft ihr Extrovertierten es eigentlich, stundenlang darüber zu plappern, wie ihr über verschüttete Milch geweint habt? Oder dass euer kleines Kind besser ist als seine kleine Freundin?
Okay, wir haben es kapiert. Eure Zunge und Lunge funktionieren besser als eure Intuition. Aber könnt ihr es nicht manchmal langsamer angehen lassen?
Wir sind introvertiert, aber das heißt nicht, dass wir keine Meinung oder andere Sichtweise haben. Wir könnten dich genauso gut mit einem unserer einsichtigen Kommentare zum Schweigen bringen.
Man weiß nie. Statt dir das Herz aus dem Leibe zu labern, warum setzt du dich nicht mal still hin und meditierst darüber, was in den letzten paar Stunden passiert ist? Klingt doch viel besser, oder?
12. Ständig gefragt zu werden, ob es uns gut geht, weil wir uns kein falsches Lächeln leisten können
Ein falsches Lächeln kostet viel Mühe. Ich setze lieber den ganzen Tag mein “ungerührt”- Gesicht auf. Manche Introvertierte haben die Kunst gemeistert, in der Öffentlichkeit ein Lächeln aufzusetzen, aber unser Pokerface zu behalten ist Teil unseres introvertierten Verhaltens.
Wenn wir wirklich glücklich sind, lächeln wir natürlich. Es geht nicht darum, dass wir unglücklich sind. Wir sind nur nicht an den Druck der Gesellschaft gewöhnt, dass alle immer 24/7 glücklich sein müssen. Das geht einfach nicht.
Darum ziehen sich Introvertierte oft in die hintere Ecke des Raumes zurück oder gehen nach draußen, um alleine spazieren zu gehen. Wir setzen lieber unser wahres Gesicht auf als ein falsches Lächeln.
11. Spontane Einladungen sich zu treffen
‘Lass uns mal zusammen abhängen.’ ‘Bitte nicht!’ ist unsere erste Reaktion. Aber keine Sorge, das geschieht nur in unserem Kopf. Es kann auch der Grund sein, warum unsere Reaktion auf deine spontane Einladung ein wenig zögerlich klingt. Wir brauchen Zeit, um darüber nachzudenken.
Als Introvertierte haben wir den Großteil unserer Woche schon im Kopf geplant und eine feine Grenze zwischen unserer Zeit für Geselliges, der Zeit für das Alleinsein und der Zeit für die Arbeit gezogen. Es ist, wie es ist. Wir finden es schwierig, uns zu Verabredungen zu zwingen mit unserem gedanklichen Zeitplan.
Wenn du also einen Introvertierten zu einem Treffen einladen willst, solltest du es möglicherweise weit im Voraus planen, damit wir es schaffen, vielleicht ein Treffen in der kommenden Woche oder so dazwischenzuschieben.
Nimm es nie persönlich, wenn wir deine Einladung ablehnen, wir brauchen nur Zeit, um darüber nachzudenken oder vielleicht eine bessere Verbindung zu dir aufzubauen.
10. Die Annahme, dass wir Zeit zum Abhängen haben, weil wir “nichts zu tun” haben
“Nichts tun” ist nur ein anderer Ausdruck für: “Ich lade meine soziale Batterie auf.” Wir brauchen unsere Auszeit, um einfach Zeit für uns zu haben und zu entspannen.
Nichts vorzuhaben oder keine Gesellschaft zu haben ist unsere Art, eine gute Zeit zu verbringen. Vielleicht klingt es lahm oder langweilig, aber für uns Introvertierte ist es grundlegend wichtig. Wir respektieren die Menschen, die unsere Zeit für uns respektieren.
Klar, wir können uns ein anderes Mal treffen, aber wenn ich “nichts zu tun” habe und du mit irgendeiner Sache kommst, zu der wir gemeinsam hingehen sollen – dann steige ich aus. Auch das solltest du nicht persönlich nehmen.
Besser, man ist voll aufgeladen und kann die Zeit zusammen genießen, als schon erschöpft zu sein, bevor die Veranstaltung überhaupt erst angefangen hat. Wir wären lieber zu Hause und hätten nichts zu tun.
9. Keinen Respekt vor persönlichen Gesprächen zeigen
Wenn du dir der grundlegenden sozialen Signale bewusst bist, derer sich Introvertierte sehr gut bewusst sind, auch wenn wir nicht immer unbedingt angemessen darauf reagieren, dann weißt du, wann ein Gespräch persönlich wird.
Bei einem persönlichen Gespräch teilen wir unsere tieferen Gedanken und Vorkommnisse – Sachen, die wir nicht unbedingt jedem erzählen würden. Wir weihen dich in unsere Angelegenheiten ein, weil wir dir vertrauen, weil du etwas bedeutest und wir auf einen möglichen Rat oder Perspektivwechsel hoffen.
Und wenn du dann das nimmst, was wir dir erzählt haben, und damit zur ersten Gruppe von Leuten rennst, die du siehst – ist es vorbei. Kein Vertrauen mehr, keine persönlichen Gespräche mehr. Wir erwarten von dir, dass du unsere persönlichen Probleme um jeden Preis respektierst.
8. Die “Seht mich an”-Einstellung
Wir Introvertierten werden es nie verstehen. Introvertierte hassen es, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn wir sehen, wie andere absichtlich die Aufmerksamkeit anderer auf sich ziehen wollen, fremdschämen wir uns entweder zusammen oder sehen einfach nur entgeistert zu.
Wir hassen es nicht ganz so, wenn du damit die Aufmerksamkeit von uns ablenkst. Das ist der Punkt, an dem wir uns die Hand geben können. Dies ist nur eine von vielen introvertierten Verhaltensweisen, die Extrovertierte verstehen müssen.
Es kann sein, dass wir es hin und wieder genießen, wenn die Aufmerksamkeit auf uns liegt, aber nur wenn es absichtlich passiert. Wir würden lieber beobachten, als zu interagieren.
7. Die gesamte Unterhaltung dominieren
Du weißt möglicherweise schon, dass Introvertierte es nicht so gerne mögen, sich über Worte auszudrücken wie Extrovertierte. Das heißt aber nicht, dass wir bei jedem Gespräch links liegen gelassen werden dürfen. Wir haben auch unsere Meinungen und Perspektiven.
Wir Introvertierte mögen nicht die Besten darin sein, unsere Gedanken und Ideen zu dem Thema zu kommunizieren, das gerade besprochen wird, aber wenn es uns interessiert, sind wir voll dabei. Wir setzen unsere Aufmerksamkeit, Zeit und Energie ein, damit das Gespräch unterhaltsam und informativ zugleich bleibt.
Es ist nicht so, dass Introvertierte keine guten Gespräche führen können, aber wir können kein Interesse an einem Thema vortäuschen, das unsere Augen beim reden nicht zum Funkeln bringt.
Auch wenn wir also vielleicht nicht viel zum Gespräch beitragen können, gib uns etwas Raum und Zeit, auch einmal zu Wort zu kommen. Wir wollen an Gesprächen, die uns interessieren, genauso teilnehmen wie Extrovertierte.
6. Tratschen
Manche Menschen sind wie ein offenes Buch – sie können über alles und jeden reden. Solche Menschen sind nicht introvertiert oder zeigen keine Verhaltensweisen von Introvertierten, die im Allgemeinen persönliche Angelegenheiten eher für sich behalten und sich wahnsinnig unwohl fühlen, wenn diese ans Licht gezogen werden.
Tratsch gehört zur Kategorie “Dinge, die bedeutungslos sind”. Klar, jeder hört hin und wieder gerne etwas aufregenden Klatsch und Tratsch, aber wenn solche Dinge das einzige Gesprächsthema sind, nervt es Introvertierte schnell.
5. Das Gefühl, die Stille füllen zu müssen
Eine Parade von leerem Smalltalk ist für Introvertierte einfach sowas von langweilig. Wir würden lieber schweigend Zeit in unserem Kopf verbringen, als zu versuchen, sich die oberflächlichsten Gesprächsthemen einfallen zu lassen.
Für uns fühlt es sich einfach nicht richtig an und Smalltalk macht uns überhaupt keinen Spaß. Wir schätzen die Stille und müssen nicht versuchen, sie mit bedeutungslosen Worten und energieverbrauchender Aufmerksamkeit zu füllen.
Es ist am besten, wenn wir beide schweigen und uns selbst unsere Gedanken machen, und uns vielleicht, ganz vielleicht, ein Gesprächsthema einfällt, das sich tatsächlich lohnt und unterhaltsam ist.
Statt also Stille mit schnell beantworteten Gesprächsthemen zu füllen, wie wäre es, wenn du etwas Zeit in der Stille verbringst und in deinem Kopf ein wenig Frühjahrsputz machst?
4. Konstanter intensiver Augenkontakt
Dies kann entweder furchtbar unangenehm oder super romantisch sein. Es gibt keine Grauzone dazwischen. In diesem Fall sprechen wir aber von der furchtbar unangenehmen Version.
Der Version, bei der man hin und wieder wegschauen muss, um bei Verstand zu bleiben. Ja, zu wenig Augenkontakt kann respektlos sein, aber zu viel Augenkontakt kann genauso respektlos sein. Sieh den Leuten, mit denen du sprichst, nie länger als 3-5 Sekunden in die Augen, immer abhängig davon, worüber gesprochen wird.
Wenn du mit mehr als einer Person redest, achte darauf, jedem deiner Gesprächspartner nacheinander in die Augen zu sehen. Fixiere deinen Blick nicht nur auf eine Person – das ist gruselig.
3. In den persönlichen Raum eindringen
Ich könnte schwören, dass man heutzutage die Grenzen mit einem dickeren Stift ziehen muss. Menschen gehen uns oft auf die Nerven, wenn sie in unseren persönlichen Raum eindringen.
Bleibe auf Abstand, wenn du mit jemandem sprichst und rücke ihm nicht zu sehr auf den Leib, es sei denn, er fühlt sich mit dir wohl. Grenzen zu setzen ist eine der vielen introvertierten Verhaltensweisen, die von den meisten Menschen oft missverstanden wird.
Wir bleiben um unserer selbst willen für uns. Auch das sollte nicht persönlich genommen werden. Wir erwarten nur von dir, dass du unseren persönlichen Raum respektierst.
Manche Menschen lieben Nähe, weil es aufregender ist. Aber wenn es an persönlichem Raum mangelt, besonders in der Öffentlichkeit, kann das für Introvertierte zu viel werden.
2. Unerwartete Anrufe
Wie oft muss ich noch selbst meine engsten Freunde daran erinnern, mir einen Text zu schicken, statt mich anzurufen? Dieser plötzliche Angstschub bringt uns wirklich aus dem Ruder und oft machen wir einen Patzer, wenn wir gerade mit etwas beschäftigt sind.
Anrufe sind einfach nichts für uns. Wie ein schreiendes Baby oder ein bellender Hund verlangt ein klingelndes Telefon nach sofortiger Aufmerksamkeit. Bei unerwarteten Anrufen bleibt Introvertierten keine Zeit, sich mental auf das “auf der Höhe” sein vorzubereiten, was für unsere tief denkenden Gehirne grundlegend wichtig ist.
Zum Glück ist der Text zum Standard geworden. Texte sind immer besser als Anrufe.
1. Drama
Und das Schlimmste zum Schluss – Drama. Jeder mag hin und wieder ein kleines bisschen Drama, aber manche wissen einfach nicht, wann man aufhören muss. Drama erfordert viel Aufmerksamkeit, weshalb Introvertierte eher dazu tendieren wegzugehen, als sich daran zu beteiligen.
Das ist einer der Gründe, warum Introvertierte lieber einen kleinen Freundeskreis als ein großes Netzwerk haben – und warum sie liebend gerne Zeit für sich verbringen. Mit weniger Leuten gibt es auch weniger Drama. Solange das Drama sich auf ein Minimum beschränkt, ist für uns alles in Ordnung.