Wenn du je in einer kontrollierenden Beziehung warst, weißt du, wie leicht man sich in ihrem Netz verfängt.
Normalerweise fängt es mit einem einfachen Vorschlag an wie: “Ist dieses Outfit wirklich das Beste, was du beim Festessen heute Abend tragen kannst?” oder “Ich glaube, es wäre besser, wenn du den Salat bestellst” oder “Du solltest dir einen richtigen Job suchen und mit dem ganzen Quatsch aufhören, es als Künstler schaffen zu wollen.”
Zunächst nimmst du die Vorschläge als Reflexion von Liebe und Fürsorge an.
Die Bemerkungen sind schließlich gar nicht so abwegig, und du willst natürlich nicht undankbar oder defensiv wirken.
In dieser Phase der Beziehung willst du deinem Partner gefallen und ihn oder sie nicht entfremden. Dir ist wichtiger, für die Meinung des Partners empfänglich und verständnisvoll zu sein, als ihn in Frage zu stellen. Du betrachtest das, was er tut, nicht als emotionale Misshandlung.
Etwas Zeit vergeht. Du stellst nun fest, dass die Meinung deines Partners über dich weiterhin kritisch bleibt. Nur deutet dabei nun ein emotionaler Unterton darauf hin, dass er, wenn du dich seiner Meinung nicht beugst, wütend, bestrafend und emotional manipulativ werden wird.
Die beängstigendsten Zeiten kommen, wenn du den Drohungen von Ablehnung und Verlassen Glauben schenkst.
Der Kreislauf hat sich so wiederholt, dass du irgendwie hineingezogen worden bist und der Rhetorik glaubst. Oder du hast zumindest versucht, die kritischen Ausbrüche einzudämmen.
Du bist jetzt so darin verwickelt, die emotionalen Urteile deines Partners fernzuhalten, dass es dir schwer fällt zu überlegen, ob die Forderungen die Grenze zum misshandelnden und unangemessenen Bereich überschritten haben.
Dein Urteilsvermögen ist getrübt.
Du fragst dich ständig: Liegt es an mir oder an ihm? Du fühlst dich ängstlich in seiner Nähe und denkst, dass du alles irgendwie wieder in Ordnung bringen kannst; du willst die Liebe spüren, die du anfangs gespürt hast, als ihr zusammengekommen seid.
Deine größte Angst tief im Inneren ist, dass seine Meinungen über dich richtig sind… dass mit dir tatsächlich etwas nicht stimmt und du möglicherweise einfach nicht liebenswert bist, so wie du bist.
Die schlechte Nachricht? Du hast dich jetzt im Netz verfangen. Und die gute Nachricht? Es gibt einen Weg hinaus.
Es ist so wichtig zu verstehen, worum es sich bei der Kontrolle wirklich dreht. Lass mich dir den Weg zeigen.
Hier ist, worum es sich bei kontrollierendem Verhalten wirklich dreht:
- Seine eigenen Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht.
- Jemanden anderen (wie dich) dazu zu bringen, ihm ein gutes Gefühl zu geben.
- Seine eigenen Ängste abladen zu wollen, damit er sich nicht selbst damit auseinandersetzen muss.
- Dafür sorgen, dass du ihn niemals verlässt oder zurückweist.
- Seine tiefsten Ängste zu projizieren, unzulänglich und nicht liebenswert zu sein.
Beachte: Sein kontrollierendes Verhalten hat nie etwas mit dir zu tun.
Hier sind fünf Schritte, um dich aus seiner Kontrolle zu befreien:
1. Hole dir deine Macht zurück.
Der schnellste Weg dazu ist deine Bereitschaft, die Beziehung wenn nötig zu verlassen. Dies ermöglicht dir, die nächsten Schritte aus einer Position der Macht heraus umzusetzen und nicht aus einer Position der Angst.
2. Setze eine Obergrenze für seine Kritik und emotionalen Ausbrüche.
Lasse deinen Partner wissen, dass du dafür offen bist, dir seine Bedenken über dein Handeln und wie es sich auf ihn auswirkt anzuhören, dich aber nicht mehr auf Gespräche einlassen wirst, die dich als Mensch angreifen.
3. Berücksichtige die Bedenken deines Partners.
Was bist du bereit, für ihn zu tun? Was ist überhaupt nicht drin? Sorge dafür, dass du diese Wünsche mit deinem persönlichen Wohlbefinden und deiner Integrität abstimmst.
Erkläre dich nicht zu Dingen bereit, nur um den Frieden zu wahren oder die Beziehung zu retten, besonders wenn du tief im Inneren weißt, dass es für dich nicht passt.
4. Sei zuerst ehrlich zu dir selbst, dann zu deinem Partner.
Berücksichtige deine Werte, Ziele und Bedürfnisse. Sorge dafür, dass deine Entscheidungen mit deinem höchsten Selbst mitsamt Bedürfnissen und allem übereinstimmen.
Lasse ihn wissen, was du für ihn tun kannst und was nicht. Lass dich auf keinen Fall einschüchtern. Lege dir ein kraftvolles “Nein” zu und mache deutlich, dass er das “Nein” akzeptieren muss.
Wenn er das nicht kann, ist es vielleicht für euch das Beste, getrennte Wege zu gehen.
5. Finde Menschen und Erfahrungen, die dein wahres Selbst feiern.
Finde Wege, wieder mit dem starken Menschen in Verbindung zu treten, der du wirklich bist, also jemand, der es niemals hinnehmen würde, so behandelt zu werden. Nimm Kontakt und Verbindung mit anderen Menschen auf, die dich genau so, wie du bist, unterstützen und lieben.
Letzten Endes kannst nur du entscheiden, ob du bereit bist, mit seinem kontrollierenden Verhalten zu leben oder nicht. Beziehungen sollten dein Wachstum unterstützen, nicht es eindämmen.
Liebe feiert, wer du bist; sie macht dich nicht klein. Du verdienst eine kraftvolle und liebevolle Beziehung. Fange also bei dir selbst an. Liebe dich selbst genug, um den ersten Schritt dahin zu tun, dich selbst zurückzuerobern.