Mit urteilenden Menschen umzugehen ist nie leicht. Ständig von der Negativität eines Menschen überflutet zu werden kann dich auf viele Arten fertigmachen.
Wenn ihr urteilendes Verhalten gegen dich gerichtet ist, kann ihre dauernde, endlose Kritik deinem Selbstwertgefühl schaden. Und wenn derjenige dauernd über andere urteilt und meckert, kannst du das Gefühl haben, dass du ständig in Negativität untergehst.
Wie gehst du also mit Menschen um, die immer nur kritisch und urteilend sind? Wirfst du sie einfach aus deinem Leben? Oder versuchst du, so mit ihnen klarzukommen, wie sie sind?
Sehen wir uns die verschiedenen Optionen an, die dir für den Umgang mit urteilenden Menschen offen stehen.
1. Beschließe, dich nicht von ihren Worten verletzen zu lassen.
Das Tolle an emotionalen Reaktionen ist, dass wir uns aussuchen können, ob wir uns auf eine bestimmte Weise fühlen wollen oder nicht. Wie der große Stoiker Marcus Aurelius sagte: “entscheide dich, nicht verletzt zu sein und du wirst dich nicht verletzt fühlen.”
Ganz einfach ausgedrückt kann das Verhalten eines urteilenden Menschen sich nur auf dich auswirken, wenn du es zulässt.
Sagen wir, du begegnest jemandem und er ist dir, deiner Familie, deinen Freunden usw. gegenüber sehr urteilend. Er kritisiert vielleicht dein Aussehen oder womit du dein Geld verdienst.
Vielleicht lässt er anklingen, dass deine Kinder unattraktiv sind oder er redet schlecht über Menschen, die dir wichtig sind.
Die meisten Menschen würden dadurch sofort zu einer wütenden oder beleidigten Reaktion provoziert werden. Sie würden ihre Lieben sofort verteidigen wollen.
Sie hätten das Bedürfnis, dem Urteil und der Kritik desjenigen entgegenzutreten oder ihm zu widersprechen und ihn dafür anzugreifen, dass er schlechte Gefühle hervorgerufen hat.
Es gibt eine bessere Möglichkeit, und diese besteht darin, dich von seinen Worten einfach nicht beeinflussen zu lassen.
Denke über das nach, was der andere sagt und frage dich, ob du auch so aufgebracht oder beleidigt sein würdest, wenn ein kleines Kind die gleichen Worte gesagt hätte.
Wenn ein Fünfjähriger dir sagen würde, dass du hässlich bist, würdest du dann aufgebracht oder beleidigt sein? Oder würdest du etwas irritiert sein und es einfach mit einem Lachen oder Schulterzucken abtun?
Genau so ist es hier. Lass alles, was er zu sagen hat, einfach an dir abprallen. Halte deine Gefühle unter Kontrolle und lasse dich nicht von seiner Meinung verunsichern oder in die Defensive treiben.
2. Reagiere nicht auf ihn oder seine Worte.
Zunächst solltest du dich fragen, warum du überhaupt eine Notwendigkeit siehst, auf diesen Menschen zu reagieren. Wenn jemand über dich urteilt, ist das eine Projektion davon, wer er ist und hat selten überhaupt etwas mit dir zu tun.
Beispielsweise kann jemand, der Probleme mit seinem Gewicht hat, andere dafür verurteilen, dass sie fett sind, oder jemand, der einer bestimmten Religion angehört, könnte Angehöriger einer anderen Religion als dumm oder “verloren” bezeichnen.
Wenn jemand dir gegenüber kritisch ist, übst du dich am besten in Ambivalenz. Soll er es halt sein. Musst du auf seine Worte reagieren? Oder noch mehr, verhält er sich kritisch, um eine Reaktion von dir zu bekommen?
Meisten ist deine wirkungsvollste Wahl, dem anderen nichts von deiner Energie zu schenken.
Zeige neutrale Körpersprache und schenken deiner Aufmerksamkeit anderen statt demjenigen. Damit zeigst du demjenigen, dass seine Meinung einfach nicht wichtig ist.
So wird deine Energie nicht in einem nutzlosen Hin und Her verschwendet und würdigt die Gemeinheit des anderen nicht mit einer Antwort.
Statt auf den Köder anzuspringen, mit dem er vor deiner Nase wedelt, kannst du dem anderen besser zeigen, dass seine Meinung für dich absolut unwichtig ist. Dann reagiere je nachdem, wie sich die Situation entwickelt.
Wenn er dich noch stärker zu kritisieren versucht oder noch lauter über andere urteilt, stehe auf und gehe. Erkläre dem anderen nicht, warum du gehst, weil du damit nur bestätigst, dass der andere etwas gesagt hat. Entferne dich einfach von diesem Unsinn.
Dies ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man bedacht anstatt instinktiv auf eine Situation reagiert. Bei einer instinktiven Reaktion könntest du denjenigen angreifen, der dich verletzt, damit er entweder aufhört oder ebenfalls verletzt wird.
Wenn du stattdessen mit Bedacht reagierst, kannst du ein paar Mal tief durchatmen, die Situation aus der Distanz betrachten und entweder das Thema wechseln oder gehen.
3. Versuche, den anderen neutral zu betrachten.
Dieser Schritt ist etwas komplizierter, da die Situation viele verschiedene Aspekte hat.
Überlege zuallererst, was für ein Mensch derjenige ist – sowohl in diesem Augenblick als auch im Allgemeinen. Ist dieser Mensch normalerweise sehr freundlich, macht aber gerade eine schwierige Phase durch?
Ärgert er sich über jemanden anderen oder eine Situation, kann dies aber nicht ausdrücken und lässt deshalb den Dampf anderweitig ab?
Ist es zum Beispiel ein normalerweise gläubiger und toleranter Mensch, der sich plötzlich anderen Religionen gegenüber sehr gemein verhält?
Vielleicht hat er eine Glaubenskrise und weiß nicht, wie er diese bewältigen soll. Oder kritisiert er scheinheilig andere Menschen für ein Verhalten, das er selbst ebenfalls zeigt?
Zweitens versuche herauszufinden, warum du dich durch ihr Urteil gekränkt fühlst. Bist du unsicher, was dein Aussehen, deine Karriere, deine Lebensentscheidungen oder ein anderes vom anderen kritisiertes Thema angeht?
Wenn ja, wird durch deine Empfindlichkeit eine stärkere emotionale Reaktion hervorgerufen, als im Moment gerechtfertigt ist?
Sagen wir, dass deine Langzeitbeziehung oder deine Ehe zu Ende geht, du aber mit niemandem offen darüber gesprochen hast.
Wenn der urteilende Mensch anfängt, Geschiedene zu kritisieren, könnte das für dich ein wunder Punkt sein. Normalerweise wäre es dir eigentlich egal, aber jetzt tut es weh.
Die Sache wird ein wenig komplizierter, wenn du es mit Ignoranz und Gaslighting zu tun hast. Vielleicht bezeichnet dich jemand als verrückt oder dumm, weil du an etwas glaubst, das als wahr bewiesen ist, das er sich aber weigert zu glauben.
Diesem Menschen Beweise für deinen Standpunkt vorzulegen sollte theoretisch deine Position bestätigen. Aber wenn du es mit jemandem zu tun hast, der sich für Ignoranz und Bosheit entschieden hat, wird er deine Aussagen nicht anerkennen.
Das kann unheimlich frustrierend sein, vor allem für jemanden, der Wert auf Wahrheit legt.
In solchen Fällen ist es am besten, wenn du dich nicht darauf einlässt. Wenn der andere über etwas urteilt, tue es einfach ab und wechsle entweder das Thema oder gehe.
4. Frage dich, ob es aus seinen Worten etwas zu lernen gibt.
Wenn du dich emotional distanzieren kannst, sodass du nicht sofort im Wutmodus bist, denke kurz darüber nach, was der andere zu sagen hat und ob er vielleicht Recht hat.
Macht er zum Beispiel urteilende Bemerkungen darüber, wie unordentlich es bei dir zuhause ist? Sieh dich um und gucke, ob es einen Grund für diese Kritik gibt.
Wenn es aussieht, als ob ein Wirbelsturm durch deine Wohnung gefegt wäre, gibt es hier vielleicht eine Wahrheit, die du einfach ignoriert hast.
Sich das einzugestehen, kann unangenehm sein, weil es das Ego trifft, wenn jemand über etwas an uns urteilt, von dem wir wissen, dass dort Arbeitsbedarf besteht. Aber es kann auch eine Gelegenheit sein, etwas dazuzulernen.
Versuche, dich bei der Introspektion nicht darin zu verlaufen, im Gegenzug die Fehler und Scheinheiligkeiten des anderen zu suchen.
Wenn du dich über die Kritik an deinem chaotischen Zuhause verletzt fühlst, willst du vielleicht mit einem “Ach ja? Du riechst, als ob du dich seit einem Jahr nicht mehr gewaschen hast” reagieren. Der andere hat dich verletzt, also willst du ihm auch wehtun.
Das hilft aber niemandem und die Situation eskaliert wahrscheinlich nur noch weiter.
Bedenke, dass dieser Mensch wahrscheinlich frustriert ist und nach einem Ventil und emotionalem Feedback sucht. Wenn du mit ihm in einen Konfliktkreislauf einsteigst, befeuert ihn das nur auf einer gewissen Ebene und setzt den Kreislauf fort.
5. Sieh am Urteil vorbei auf den Menschen dahinter.
Wenn du diesen Menschen liebst – weil er entweder ein Familienmitglied oder ein enger Freund ist – kannst du versuchen zu verstehen, wo sein Verhalten herkommt.
Vielleicht kannst du ihm sogar helfen, darüber hinwegzukommen, was ihn so urteilend macht, damit er insgesamt glücklicher und gesünder sein kann.
An diesem Punkt zeigen wir sozusagen dem Feind gegenüber maßvolle Güte. Verurteilendes Verhalten neutralisiert man oft am besten durch Liebe. Nicht auf eine rührselige, kitschige Art, sondern indem man dem anderen (und zusehenden Leuten) Gnade und Güte entgegenbringt.
Die schlechteste Reaktion auf negative oder bissige Bemerkungen ist Wut oder die erste Beleidigung, die einem einfällt.
Es ist wahrscheinlich, dass der andere schon seit einer Weile über kleine, eingebildete Beleidigungen brütet und sich schon ganze Unterhaltungen im Kopf zurechtgelegt hat.
Indem du aufrichtig freundlich bist, entwaffnest du den anderen und neutralisierst sein Gift komplett. Wenn du außerdem sowohl freundlich als auch spielerisch bist, wird der andere nicht wissen, wie er auf dich reagieren soll und verstummt deshalb oft.
Spiele sein Spiel nicht mit und reagiere auf seine Unhöflichkeit nicht ebenso gemein. Sein Angriff wird völlig entschärft, wenn du nicht zulässt, dass sein gemeines Verhalten deinen Seelenfrieden zerstört.
Noch wichtiger dabei ist, dass dieser Mensch für alle intelligenten Zuschauer in der Nähe schwach, überemotional und kleinlich wirken wird.
Sie sehen, wie beleidigende, verurteilende Angriffe mit einem Lachen und einem Kopfschütteln beantwortet werden, und erkennen, wer im Unrecht ist.
Wenn du zum Ziel hast, weiterhin eine Beziehung zu diesem Menschen zu haben, entweder weil sie dir wichtig ist oder weil der andere untrennbar mit dir verbunden ist, dann lass ihn explodieren.
Du löst dich einfach in aller Ruhe und gehst, dann rufst du ein paar Tage später an oder textest, um zu fragen, ob er die Sache noch einmal besprechen will.
Wenn er bereit ist, offen über das Geschehene zu sprechen, kannst du entsprechende Schritte unternehmen. Alternativ kannst du dich erneut distanzieren, wenn der andere direkt wieder mit Urteilen anfängt.
Nach einigem Hin und Her kannst du festlegen, ob er zu einem gesunden Gespräch zwischen zwei Erwachsenen fähig ist oder nur von Drama zu Drama springt, um etwas zu tun zu haben.
Entscheide dann, wie viel Zeit du diesem Menschen widmen willst, wenn überhaupt.
6. Mache deinen Standpunkt klar, aber gehe, wenn alles andere fehlschlägt.
Wie oben erwähnt kannst du deine Energie und Souveränität schützen, indem du, falls nötig, physische Distanz schaffst. Wenn der andere nicht realisiert, dass du ständig den Raum verlässt, wenn er eine Urteilstirade loslässt, musst du ihm die Dinge vielleicht verdeutlichen.
Das nächste Mal, wenn du von seiner Wut genug und das Bedürfnis hast, dich zurückzuziehen, sage dem anderen ganz deutlich, dass du dir seine wertende Kritik nicht anhören willst.
Du kannst sagen, dass du bereit bist, Zeit mit ihm zu verbringen, wenn er über etwas Ordentliches reden kann. Das Gleiche gilt für Telefongespräche, Texte usw.
Mache damit weiter, so als ob du ein kleines Kind oder einen Welpen erziehen würdest. Irgendwann lernt er die Lektion, dass du diesen Unsinn von ihm nicht tolerierst.
Im Gegenzug wird er entweder aufhören, dich mit Urteilen zu überhäufen, oder er hört auf, mit dir zu reden, weil du ihn nicht machen lässt.
So oder so, win-win.
Der Umgang mit urteilenden Menschen ist normalerweise eine riesige Verschwendung von Zeit und Energie.
Schließlich könntest du dich stattdessen mit allen möglichen lustigen und produktiven Dingen beschäftigen, anstatt dich über ein beiläufiges Wort aufzuregen, das ein Verwandter nach einem Glas Wein zu viel gesagt hat.
Indem du dich selbst kennst und den anderen so siehst, wie er ist, bist du in der bestmöglichen Position zu entscheiden, wie du weitermachen willst.
Schlussendlich ist der beste Weg zum Umgang mit urteilenden Menschen, dein Leben so sorglos wie möglich zu leben. Im Angesicht ihrer Wut Freude zu zeigen, negiert oft das harte Urteil und ihnen wird klar, dass ihre Worte keine Wirkung auf dich haben.
Erkenne, dass ihr Urteil nichts mit dir und nur etwas mit ihnen zu tun hat, und es wird dich nicht mehr im Geringsten berühren.