“Jeder Tag ist ein Gefängnis, gefangen in diesem sich verändernden Körper, immer den gleichen Tag wiederholend. Mein ganzes Leben besteht nur aus Sachen, die ich machen muss, nicht Sachen, die ich machen will.
Klausuren, Tests, Leseaufgaben, Hausarbeiten, Gruppenprojekte – ich verbringe den ganzen Tag mit Menschen, mit denen zusammenzusein ich gezwungen bin: Teenager, die sich genauso daneben fühlen wie ich.”
“Manchmal werden in der Schule meine Gefühle verletzt – von Lehrern, Dekanen, Beratungslehrern, aber hauptsächlich von anderen Schülern. Ich erzähle euch nicht davon, weil ich mich schäme, mich verletzt zu fühlen. Ich will nicht, dass ihr wisst, wie verletzt ich die ganze Zeit bin.”
“Mein ganzes Leben ist zu ‘Ich will nicht…’ geworden. Ich will nicht aufwachen. Ich will nicht ins Bett gehen. Ich will nicht zur Schule gehen. Ich will nicht… Ich will nicht… Ich will nicht.”
“Mir fällt keine einzige Sache ein, die ich tun will – außer schlafen. Das ist die einzige Zeit, wo ich nicht gestresst bin, die einzige Zeit, wo ich mir keine Sorgen mache, die einzige Zeit, wo ich nicht aufgewühlt bin.”
“Manchmal verstecke ich mich in meinem Zimmer und gucke mir nur noch Netflix, YouTube oder sinnlose Videos an, weil ich es nicht aushalte, mit meinen Gedanken allein zu sein. Ich lenke mich von mir selbst ab. Hört sich das verrückt an?”
“Und ja, ich weiß, dass mein Zimmer chaotisch ist. Ich mag das aber: Es sieht so aus, wie ich mich im Inneren fühle. Und frage mich bitte nicht, was los ist, weil ich es auch nicht weiß. Ich weiß nicht, woher diese Gefühle gekommen sind.”
“Ich weiß, dass du sauer auf mich bist. Ich kann es dir nicht vorwerfen. Ich habe aufgehört, mit dir zu reden. Manchmal sage ich so gemeine Dinge zu dir, schreckliche Dinge. Ich mache dir Vorwürfe, fluche auf dich, stoße dich weg. Manchmal zerbreche ich Dinge, weil ich mich innerlich zerbrochen fühle.”
“Es war nicht immer so. Wenn ich mir alte Fotos von mir aus der Grundschule ansehe, sehe ich ein kleines Kind, das die ganze Zeit glücklich war. Ein kleines Kind, das gerne tanzte und sang, das gerne albern war, dem es egal war, was die Leute dachten. Ich fühle mich, als ob dieses kleine Kind gestorben ist.”
“Ich sage dir jetzt etwas, was schwer auszusprechen ist. Bitte höre zu, weil ich es wirklich ernst meine: Gib mich nicht auf. Hasse mich nicht. Ich brauche dich, damit du stärker bist als ich. Ich brauche dich als meinen Elternteil, obwohl ich sage, dass ich keinen will.
Ich brauche dich, damit du geduldiger bist, als ich es sein kann, verständnisvoller, annehmender. Selbst wenn ich dich anschreie, selbst wenn ich dir sage, dass ich dich hasse, brauche ich deine Liebe.”
Wenn ich dir sagen könnte, wie du mir helfen kannst, würde ich das hier sagen:
1. Gib mir Freiraum.
Komm nicht in mein Zimmer, bedränge mich nicht oder stelle Forderungen. Ich habe keine Antworten. Wenn du mich drängst oder anschreist, fühle ich mich noch schlimmer. Ich muss allein sein. Ich brauche Freiraum.
2. Schrei mich nicht an.
Der Lärm in meinem Kopf ist manchmal so laut, dass ich kaum meine eigenen Gedanken hören kann. Ich halte es nicht aus. Wenn du schreist, fühle ich mich noch schlechter. Ich fühle mich ungeliebt. Ich fühle mich, als ob ich deine größte Enttäuschung wäre.
3. Nimm mir meine Geräte weg.
Ich kann mein Handy nicht weglegen; ich versuche es, kann es aber einfach nicht. Ich weiß, dass es meine gesamte Zeit auffrisst, aber ich kann mir nicht helfen; ich kann nicht aufhören, draufzuschauen.
Ich brauche deine Hilfe. Ich brauch von dir Grenzen bei der Technologie. Bitte. Ich werde mich wehren, aber das ist, was ich brauche. Versuche nicht, mich zu überzeugen: Tue es einfach.
4. Bring mich irgendwo hin, wo es ruhig ist.
Ich sage, dass ich nichts mit dir zu tun haben will. Aber wenn du mich irgendwohin bringen könntest, wo es still ist, wo wir zusammen spazieren gehen könnten und uns nicht streiten, wo ich die Sonne fühlen und dem Wind in den Bäumen hören kann, wo ich atmen und alles vergessen kann, was mich belastet, würde mir das glaube ich gefallen. Selbst wenn wir nichts sagen, fühle ich mich getröstet.
5. Verwöhne mich nicht mehr.
Hör auf, mir alles zu geben, was ich will. Je mehr du mir gibst, desto mehr nehme ich es dir übel. Ich will Dinge verdienen. Es hilft mir, mich erwachsen zu fühlen.
Ich will lernen, wie man Geld spart, Geld ausgibt, Geld teilt. Und das werde ich nie lernen, wenn du es mir weiterhin einfach gibst. Ich hasse es, von dir abhängig zu sein; hilf mir bitte, unabhängig zu werden.
6. Finde jemanden für mich, mit dem ich sprechen kann.
Ich muss zu jemandem aufschauen können, der nicht du bist. Ich brauche einen Erwachsenen, den ich bewundern kann, jemanden, wie der ich sein will, jemanden, der an mich glaubt, der mich antreibt und mich versteht. Einen Mentor, einen Berater, einen Therapeuten… irgendjemanden, der mir Hoffnung geben kann, wenn ich selbst zu wenig davon habe.
7. Sag mir, dass du mich liebst.
Ich tue so, als ob es mir egal ist. Aber in Wirklichkeit muss ich dich die Worte sagen hören: “Ich liebe dich”. Weil ich mich gerade nicht liebe. Selbst wenn ich dir das Leben zur Hölle mache, muss ich mich trotzdem geliebt fühlen. Besonders von dir.
“Ich glaube, das ist alles. Ich weiß, dass Eltern sein echt schwer ist. Manchmal fragst du dich wahrscheinlich, warum du es gemacht hast. Aber es wird mir besser gehen. Ich verspreche es. Ich werde älter werden und wir werden wieder Freude aneinander haben. Bis es soweit ist, verstehe bitte, dass ich dich schätze.”
“Ich sage es vielleicht nicht oft, aber ich liebe dich trotzdem.”