Toxische Erziehung kann manchmal etwas sein, das du vielleicht selbst tust, ohne es zu merken, und wenn du dich nicht rechtzeitig in den Griff bekommst, kann das katastrophale Folgen haben.
Toxische Erziehung schafft die Voraussetzungen für misshandelnde Erwachsene und setzt einen Kreislauf in Gang, dem nur schwer zu entkommen ist. Thomas Fiffer listet 10 Dinge auf, die du tun oder nicht tun solltest, um für eine gesunde und sichere Erziehung zu sorgen.
Das Schlimmste, was man als Eltern von einem erwachsenen Kind hören kann, sind vielleicht die Worte: “Ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest. Du bist toxisch.”
Das ist das Todesurteil für die Beziehung und läutet eine lange Zeit der Entfremdung ein, wenn nicht sogar einen endgültigen Bruch.
Es mag die gesündeste Entscheidung für das Kind sein, aber es ist eine herzzerreißende Entscheidung, die tiefe Wunden in der Psyche von beiden schlägt und den Pfad zur Versöhnung beschwerlich und ungewiss macht.
Eltern sind niemals perfekt. Wir sind alle Menschen und wir alle machen Fehler, manchmal auch einige dicke Fehler.
Aber es besteht ein Unterschied dazwischen, ob man etwas falsch macht und dabei gesunde Liebe schenkt, oder ob man für eine psychologisch schädliche Kindheit verantwortlich ist, die lebenslange Heilung erfordert.
Die unten aufgeführten Schritte sind für besorgte Eltern, die es richtig machen wollen und bereit sind, sich selbst kritisch zu untersuchen. Sie setzen ein gesundes Maß an Selbsterkenntnis voraus sowie auch den Wunsch und die Fähigkeit, positive Veränderungen zu machen.
Sie gehen nicht auf Verhaltensweisen ein, die durch Drogenmissbrauch oder schwere psychische Krankheiten entstehen. Und sie sind nur die Meinung eines Einzelnen.
Hier sind 10 einfache Schritte, um toxische Erziehung zu beenden
1. Sei der größere Mensch.
Du bist nicht nur buchstäblich der größere Mensch, sondern auch der Erwachsene. Verhalte dich wie einer. Sei nach einem Streit derjenige, der das Schweigen bricht, das Friedensangebot macht und daran arbeitet, gesunde Kommunikation wiederherzustellen.
Du hast vielleicht Recht gehabt, aber wenn Erziehung für dich heißt, Recht zu haben, wirst du dein Kind entfremden. Nutze die Vorteile, die das Erwachsensein dir gib, für das Gute.
Nimm einen Schritt zurück und verarbeite die Sache. Nutze dein Urteilsvermögen.
Und schreite ein, und zwar nicht mit der Entschlossenheit, Recht zu haben, sondern mit der, die Dinge zwischen euch beiden wieder in Ordnung zu bringen.
Kinder erinnern sich weniger daran, ob du einen bestimmten Streit oder eine Auseinandersetzung gewonnen oder verloren hast, als vielmehr daran, welches Gefühl du ihnen dabei gegeben hast.
2. Pathologisiere deine Kinder nicht, um deine eigenen Erziehungsfehler zu vertuschen.
Wenn du einem Kind ein Etikett verpasst oder eine Diagnose wie ADS/ADHS oder eine Persönlichkeitsstörung ausnutzt (oder schlimmer noch, zu bekommen versuchst), um ein Verhalten zu erklären und zu entschuldigen, das du angehen solltest – oder das dein schlechtes Vorbild widerspiegelt –, bürdest du deinem Kind eine bleierne Last auf, die es mit Eintritt ins Erwachsenenalter nur zu gerne abwerfen will.
Dasselbe gilt dafür, unerwünschtes Verhalten auf schlechte Gene zu schieben – also auf die deines Partners. Es ist eine Sache, realistisch an eine tatsächliche Erkrankung heranzugehen und sie zu behandeln.
Eine ganz andere ist es, deinem Kind einzutrichtern, wie unausweichlich ein eingeschränktes, unglückliches Leben aufgrund unausweichlicher Defizite ist und dich gleichzeitig zu weigern, deine eigenen Fehler zu adressieren.
3. Mache ihr Drama nicht zu deinem Drama.
Dein Kind übernimmt im Spiel die Führung oder erzielt den Siegeslauf, den Korb oder das Tor im Meisterschaftsspiel, oder – auf der anderen Seite der Medaille – es hat mit Depressionen zu kämpfen oder macht eine schlimme Trennung durch.
Wer triumphiert oder leidet? Wer verdient das Lob oder das Mitleid?
Richte den Fokus darauf, wo er hingehört – auf dein Kind – und belasse ihn dort. Klar, du hast Gefühle. Du teilst die Freude deiner Kinder über ihre Erfolge und ihre Trauer über ihre Probleme.
Aber mache deinen Gefühlszustand nicht an ihrem Gefühlszustand fest oder vereinnahme ihre Erfahrungen und Gefühle, indem du alles auf dich beziehst.
4. Verstehe den Unterschied zwischen Kritisieren und Korrigieren.
Kinder brauchen Anleitung, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Vielen fallen Disziplin, Selbstbeherrschung und gesunde Gewohnheiten nicht von Natur aus leicht – sie müssen erlernt werden.
Leite sie an, sei kein Kritiker. Bezeichne dein Kind nicht als faul oder dumm. Bringe deinem Kind eine Arbeitsmoral bei und hilf ihm dabei, seine schulischen Fertigkeiten zu entwickeln.
Menschen werden durch Herausforderungen und Zielsetzungen motiviert und dazu angeregt, sich mehr anzustrengen.
Persönliche Beleidigungen zerbrechen die Seele der Kinder und führen dazu, dass sie aufgeben wollen. Kritik schwächt, während Korrektur stärkt und die Tür für positive Verstärkung öffnen.
5. Lerne Impulskontrolle.
Wir alle ärgern uns. Wir alle schreien mal. Und manchmal flippen wir alle aus, wenn unsere Kinder unsere bestimmten Schwachpunkte reizen oder unheimlich nervtötende oder unausstehliche Dinge tun.
Wenn das passiert, fühlen wir uns ungehört, verletzt und nicht respektiert und geraten in Versuchung, zurückzuschlagen – mit scharfen Worten, harter Bestrafung oder körperlichen Schlägen.
Zu lernen, deine unmittelbare Reaktion im Zaum zu halten und eine angemessene Antwort zu formulieren, lebt deinem Kind nicht nur Ausgeglichenheit vor, sondern schafft auch eine ruhigere Dynamik und verhindert, dass du Dinge sagst oder tust, die du später bereust.
6. Denke immer daran, dass Kinder verletzlich sind.
Oft vergessen wir das, weil sie so resilient sind. Sie weinen, und dann hören sie damit auf. Ihre Stimmung hat sich schon in der nächsten Minute oder Stunde geändert und alles ist wieder normal, zumindest oberflächlich gesehen.
Aber wenn sie schmerzhafte Erfahrungen verinnerlichen, verändert sie das, und wenn sie es verleugnen, weil es zu schmerzhaft zu verarbeiten ist, steht ihnen eine Krise zu einem späteren Zeitpunkt und jahrelange oder sogar lebenslange Therapie bevor.
Kinder sagen dir nicht unbedingt, wenn sich ihre Gefühle zu dir verändert haben, wenn du ihren Respekt verloren hast oder ihre Liebe zu dir gefährdet hast.
Sie sind sich möglicherweise ihrer eigenen kritischen Bruchstellen nicht einmal bewusst, aber wie wir alle haben sie welche, gehe also vorsichtig damit um, wenn du willst, dass sie ganz bleiben.
7. Vermeide es, Schuld und Scham als Konsequenzen einzusetzen.
Schuld und Scham sind der Vorschlaghammer und die Kettensäge im Erziehungswerkzeugkasten – eines davon trifft Kinder am Kopf, der andere schneidet sie bis ins Mark.
Jammere nicht über deine verletzten Gefühle, wenn dein Kind nicht mit dir Kekse backen oder zum Fußball gehen will.
Lasse dich nicht darüber aus, wie peinlich es dir – oder Tante Ilse – sein wird, wenn es in Biologie durchfällt oder nicht in die Tennismannschaft kommt.
Und drohe nicht mit Horrorvorstellungen, wie einem Leben in Armut, wenn sich die Noten deines Kindes nicht verbessern.
Diese Art von Verhalten ist quasi Brandstiftung und absolut nicht hilfreich. Es entzieht deinem Kind sein Selbstvertrauen und macht es von dir oder anderen abhängig, um Anerkennung zu bekommen.
Hilf deinem Kind stattdessen, seine Entscheidungen und die realen Konsequenzen seines Handelns zu verstehen.
8. Infantilisiere und erdrücke es nicht, fördere Selbstständigkeit.
Wir tun liebend gerne Dinge für unsere Kinder, um ihnen das Leben leichter zu machen und ihnen zu helfen, erfolgreich zu sein, und es ist unsere Aufgabe, ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen.
Aber es besteht einen Unterschied zwischen Hilfe leisten und Hilflosigkeit lehren, und dazwischen, einfach nur den Tisch zu decken oder das Essen hinzustellen, es in kleine Stücke zu schneiden und dein Kind damit zu füttern.
Lass dein Bedürfnis, dich gebraucht zu fühlen – das in einer eigenen Kindheit verwurzelt sein kann –, nicht das Bedürfnis deines Kindes einschränken, selbstständig und unabhängig zu werden.
Und schaue ihm nicht ständig nervös über die Schulter, weil du damit deinem Kind vermittelst, dass es ohne deine Hilfe nicht zurechtkommt.
9. Beherrsche gesunde Konfliktlösung und lebe sie mit deinem Partner vor.
Eine toxische, dysfunktionale Dynamik mit deinem Partner wirkt sich sowohl auf die Fähigkeit deines Kindes aus, in Beziehungen als Erwachsener zu funktionieren, und vertreibt es auch aus deinem Zuhause. Es entsteht eine Zwickmühle:
Das Kind schwört sich, keine Beziehung der Art zu führen, die es bei dir sieht, und gleichzeitig fehlen ihm die Werkzeuge, es zu vermeiden.
Wenn deine eigene Beziehung wechselhaft oder, schlimmer noch, gewalttätig ist, suche dir Hilfe.
Dadurch wird nicht nur ein sichereres Umfeld für deine Kinder geschaffen, sondern lebt auch die Bedeutung von Problemlösung vor, statt sie zu ignorieren oder unter den Teppich zu kehren.
10. Praktiziere Selbstfürsorge.
Ich bin immer der Überzeugung gewesen, dass viele unserer schlimmsten Erziehungsmomente passieren, wenn wir müde, gestresst, krank, abgelenkt oder aus anderen Gründen innerlich mitgenommen sind.
Gut für dich selbst zu sorgen – gute Essgewohnheiten beizubehalten, regelmäßig Sport zu treiben, mal herauszukommen (ja, suche dir einen Babysitter!) und dir Zeit für Dinge zu nehmen, die dir Freude machen – bedeutet, dass du sowohl physisch als auch psychisch gesünder bist und mehr Energie hast, um für deine Kinder zu sorgen.
Es verhindert auch, dass du deinen Kindern die Opfer übelnimmst, die du für sie machst. Und Übelnehmen ist die Vorstufe zur Verachtung.
Es gibt viele verschiedene Erziehungsstile und in Ermangelung einer Gebrauchsanweisung finden wir alle unseren eigenen Weg.
Die hier aufgeführten Ratschläge sind dazu gedacht, Verhaltensweisen zu erkennen, die für deine Kinder förderlich sind oder nicht, und die dazu beitragen (oder nicht), eine gesunde Beziehung zu ihnen aufzubauen, wenn sie erwachsen sind.