Mir wurde schon bei mehr Gelegenheiten das Herz gebrochen, als ich zählen kann. Zum Teil, weil meine Erwartungen aus Liebeskomödien stammten.
Jetzt, da ich genug Erfahrungen, Versuche und wiederholte Fehler hinter mir habe, habe ich eine realistischere Herangehensweise, die befreiend und viel weniger schmerzhaft ist.
Hier sind einige Dinge, die ich nicht mehr über Liebe und Beziehungen glaube:
Liebe ist genug
Ich bin ein hoffnungsvoller Romantiker. Ich liebe es, zu lieben und geliebt zu werden. Aber ich bin realistisch genug, um die Tatsache zu akzeptieren, dass es nicht genug ist. Liebe ist nicht so beständig, wie wir gerne glauben.
Sie ebbt und flutet. Sie verblasst und wird weniger, je nachdem, was in unserem Leben, in der Beziehung, in der Welt passiert.
Liebe ist schön, aber um ihre Strahlkraft zu behalten, muss sie durch Dinge wie Respekt und Ichbewusstsein gestützt werden. Allein flackert sie wie Kerzenlicht, von den Winden der Veränderung bedroht.
Liebe ist kein Heilmittel für die Leiden des Herzens. Sie hält Menschen nicht zusammen. Liebe ist nicht alles, was wir brauchen.
Erfolgreiche Beziehungen brauchen mehr, als die Liebe bieten kann. Sie brauchen Autonomie und Kompatibilität. Ähnliche Weltsichten, eine gesunde Dosis Selbstwertgefühl und eine gute Portion Empathie. Niemand kann allein mit Liebe überleben.
Beziehungen sollten einfach sein
Wie bei allem im Leben musst du auch für gute Beziehungen arbeiten. Sie sind nicht einfach. Sie können manchmal geradezu chaotisch sein.
Sie sind unbequem und anstrengend. Und sie ändern sich auch noch ständig! Es ist nichts Einfaches daran, in einer Beziehung zu sein.
Du wirst deinen Partner nicht jeden Tag lieben. Manchmal habt ihr unterschiedliche Meinungen zu grundlegenden Themen.
Ihr müsst nicht in allem einer Meinung sein, um eine gesunde Bindung zu haben. Aber ihr müsst einander respektieren. Es kostet Mühe, ein freundlicher, liebevoller, unterstützender Partner zu sein.
Manchmal wirst du nicht die Energie haben, diese Dinge für deinen Partner zu sein. In diesen Zeiten musst du daran arbeiten, dich gut um dich selbst zu kümmern. Denn für dich zu sorgen bedeutet, für die Beziehung zu sorgen.
Beziehungen sind also nicht einfach. Aber sie geben unserem Leben Bedeutung. Sie geben uns einen Grad an Zufriedenheit und ein Gefühl der Stabilität.
Beziehungen erfüllen uns auf eine Weise, auf die es andere Dinge nicht tun. Sie sind viele Dinge, aber einfach sind sie nicht.
Wir können einander glücklich machen
Äußere Faktoren beeinflussen die Stimmung und die Gefühle, aber wie wir auf diese Dinge reagieren, kommt aus dem Inneren. Dein Partner lacht und lächelt vielleicht über etwas, das du sagst und tust.
Er empfindet vielleicht Zufriedenheit und Dankbarkeit für das Leben, das ihr beide teilt. Aber ob er glücklich ist oder nicht, hängt nicht von dir ab.
Ich sehe es als einen grundlegenden Kollaps der Grenzen, wenn Paare ständig versuchen, einander auf Kosten ihrer selbst glücklich zu machen. Es ist wichtig, deinem Partner Zeit und Raum zu geben, seine Gefühle zu fühlen. Er muss sich auch selbst beruhigen können, wenn es schwierig wird.
Wenn mein Partner etwas durchmacht, ist meine instinktive Reaktion, es in Ordnung zu bringen, aber das ist nicht nützlich. Stattdessen versuche ich, ein guter Zuhörer zu sein und sicherzustellen, dass er sich währenddessen geliebt fühlt.
Den Unterschied zwischen Unterstützung und Co-Abhängigkeit zu erkennen ist grundlegend wichtig. Unterstützung sagt: “Wie kann ich helfen?” Co-Abhängigkeit sagt: “Lass mich das für dich erledigen.”
Unterstützung bestärkt den anderen darin, proaktiv seine Bedürfnisse zu äußern und Sachen zu erbitten. Co-Abhängigkeit erzeugt eine Vorstellung der Hilflosigkeit. Dein Partner ist fähig, seine Stimmung zu handhaben. Und deine Aufgabe ist es, die deine zu handhaben.
Sex ist nicht so wichtig
Wenn dir Sex wichtig ist – ist er wichtig für die Beziehung. So einfach ist das.
Wenn Sex keine Priorität in deinem Leben hat und du einen Partner hast, der damit einverstanden ist, hast du gewonnen! Aber wenn du Wert auf Sex legst, brauchst du entweder einen Partner, dem es ebenso geht, oder einen Partner, der bereit ist, diesen Teil eurer Beziehung auszulagern.
Auch wenn Sex keine Notwendigkeit wie Nahrung und Wasser ist, ist er einer der Wege, auf die manche Menschen ihre psychologischen Bedürfnisse erfüllt bekommen. Ich bin einer dieser Menschen. Und wenn du bist wie ich, ist Sex etwas, das du mit deinem Partner erleben willst.
Sexuelle Kompatibilität ist etwas, das am Anfang einer Beziehung nicht oft genug besprochen wird. Natürlich schwimmen unsere Körper anfangs in einem Hormonbad, das uns heiß hält. Leider regulieren sich die Hormone mit der Zeit und Sex passiert weniger oft. Aber weniger heißt nicht nie. Ob ihr es also tut oder nicht – es ist wichtig.
Für immer bedeutet: bis wir sterben
Ich habe mich einmal in jemanden verliebt, von dem ich dachte, dass wir für lange Zeit zusammen sein würden. Wir redeten darüber, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und wie diese aussehen könnte. Wir waren beide voll und ganz dabei, mit offenen Herzen.
Dann passierte das Leben. Seine Arbeit führte ihn in eine andere Richtung. Er entwickelte Gefühle für jemanden anderen. Also ließ ich ihn liebevoll los, weil das das Beste war – für uns beide.
Manchmal bedeutet für immer: bis du jemand anderes wirst. Oder der andere verwandelt sich in jemanden, den du nicht mehr wiedererkennst. Manchmal bedeutet für immer: bis das Geld ausgeht, Elend sich breitmacht oder einer von euch weiterzieht.
Glücklich bis ans Lebensende ist ein Mythos von epischem Ausmaß.
Darum ist es wichtig, ein Beziehungsumfeld zu schaffen, in dem ihr euch mindestens zweimal im Jahr zusammensetzt und das Gespräch der Art “Wie geht es uns?” führen. Wenn es also unerfüllte Bedürfnisse oder Erwartungen gibt, können diese angesprochen, besprochen und gelöst werden (soweit möglich).
Wenn ihr an einem Scheideweg ankommt, an dem das Weiterehen keine machbare Option mehr ist, ist es möglich, sich auf gesunde Weise zu trennen. Manchmal läuft die Ewigkeit nämlich schneller ab, als man denkt. Und das ist okay.
Andere Menschen attraktiv zu finden ist schlecht
Attraktivität ist vielfältig und ist selten auf einen Menschen begrenzt. Jemand anderen als deinen eigenen Partner attraktiv zu finden, ist nichts Schlechtes. Es ist menschlich.
Die Anziehungskraft zu spüren ist normal. Es ist okay, anzuerkennen, dass dein Körper sich zu einem anderen Körper hingezogen fühlt oder dein Geist von einem anderen Geist angeregt ist. Das gilt sogar in monogamen Beziehungen.
Natürlich könnte es zu Problemen führen, diese Anziehung auszuleben, wenn es gegen die Vereinbarungen in eurer Beziehung verstößt. Es ist immer gut, Grenzen zu definieren und zu verhandeln und eure Vereinbarungen zu überprüfen. Das stellt sicher, dass alle Beteiligten einer Meinung sind und minimiert die Möglichkeit von Missverständnissen.
Geheimnisse sind dasselbe wie Privatsphäre
Wir alle haben ein Recht auf ein gewisses Maß an Privatsphäre. In einer Beziehung zu sein, nimmt dir nicht das Recht auf Privatsphäre. Was ist also der Unterschied zwischen Privatsphäre und Geheimnissen?
Geheimnisse sind oft toxisch, weil sie normalerweise ein gewisses Maß an Täuschung beinhalten. Privatsphäre schadet dem anderen nicht.
Hier sind ein paar Beispiele:
- Kacken bei geschlossener Tür = Privatsphäre
- Eine zweite Familie am anderen Ende des Landes haben = Geheimnis
- Ein Tagebuch über deine innersten Gedanken führen = Privatsphäre
- Euer gemeinsames Konto zur Finanzierung deiner Spielsucht verwenden = Geheimnis
Persönliche Informationen bewusst mit deinem Partner zu teilen, ohne dich unter Druck zu fühlen, kann die Nähe vertiefen. Aber du darfst entscheiden, ob und wann du das tust. Du darfst manche Dinge für dich behalten. Und eine gesunde Beziehung lässt dafür Raum.
Partner sollen alles sein
Partner sind zuallererst menschlich. Das heißt, dass sie die Welt durch die Brille ihrer eigenen Erfahrungen sehen. Was manchmal mit deiner Sicht der Welt übereinstimmen kann oder auch nicht. Er wird es nicht immer verstehen – oder dich.
Es ist unmöglich, immer und über alles einer Meinung zu sein.
Zwei Partner sind sehr unähnlich. Wie sie die Welt sehen und sich in ihr bewegen, unterscheidet sich sehr. Jeder bringt etwas anderes mit. Und keiner von beiden kann erwarten, alles für den anderen zu sein.
Das Leben ist eine kollektive Anstrengung. Das heißt, dass du eine ganze Gemeinschaft der Unterstützung brauchst, um durchzukommen. Dein Partner ist nur ein Mitglied dieser Gemeinschaft.
Selbst wenn du monogam bist, hast du trotzdem noch Freunde und Familie außerhalb deiner Beziehung. Jeder dieser Menschen ist eine Bereicherung für dein Leben. Wenn dein Partner aus irgendwelchen Gründen nicht verfügbar ist, suche dir Unterstützung in deinem Umkreis. Du wirst immer bekommen, was du brauchst – die Quellen können variieren.
Romantik = Liebe
Wir idealisieren die Liebe oft. Wir wollen die Art von Liebe wie Tom Hanks und Meg Ryan in “Schlaflos in Seattle” oder “Du hast Post”. Aber in Wahrheit haben wir Schwierigkeiten, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Oder bin das nur ich?
Romantik und Liebe sind nicht dasselbe. Manchmal ist Romantik einfach nur Romantik. Große Gesten, Geschenke und tolle Dates machen kein glückliches Paar.
Es ist wichtig, deine bevorzugte Liebessprache zu kennen. Erkennen zu können, ob deine Wünsche aus der Art entspringen, auf die du Liebe am besten erlebst, oder ob es sich nur um dramaturgische Freiheit handelt, kann den Unterschied machen.
Meine hauptsächliche Liebessprache sind zum Beispiel Wörter der Bestätigung. Wenn ich aber von meinem Partner erwarte, dass er “Pretty Woman” neu auflegt, um mich glücklich zu machen, versuche ich damit eher eine Leere zu füllen, statt nach Erfüllung zu suchen.
Im echten Leben ist die Liebe nicht klar und ordentlich. Es gibt keine Handlungsstränge oder Motive. Es gibt vielleicht romantische Momente, aber zum größten Teil besteht die Liebe aus gewöhnlichen Momenten. Und das Alltägliche wird dadurch außergewöhnlich, was die Liebe dich fühlen lässt.