Häufig werden Introvertiertheit und Schüchternheit in einen Topf geworfen. In Wirklichkeit gibt es jedoch einige grundlegende Unterschiede zwischen Introvertiertheit und Schüchternheit, und beides sollte niemals synonym verwendet werden.
Ein introvertierter Mensch mag das Alleinsein und fühlt sich ausgelaugt durch zu viel Interaktion mit anderen, während ein schüchterner Mensch nicht wirklich allein sein möchte, sich aber durch die Interaktion mit anderen Menschen eingeschüchtert fühlt.
Nehmen wir zwei Kinder in einem Klassenzimmer als Beispiel: Eines ist introvertiert und das andere schüchtern. Der Klassenlehrer hat eine Aktivität mit allen Kindern geplant.
Das introvertierte Kind bleibt lieber an seinem Platz und liest vielleicht ein Buch, weil es den Kontakt mit den anderen Kindern sehr stressig findet. Das schüchterne Kind dagegen will mit den anderen Kindern mitmachen, hat aber zu viel Angst davor.
Da du nun den grundsätzlichen Unterschied zwischen einem introvertierten und einem schüchternen Menschen kennst, wollen wir uns ihre Unterschiede genauer ansehen.
7 Unterschiede zwischen einem introvertierten und einem schüchternen Menschen
1. Zeit für sich hat für sie eine andere Bedeutung.
Introvertiert: Für Introvertierte gibt es kaum etwas Besseres und Aufregenderes als Zeit für sich. Wenn sie allein und für sich sein können, sind sie glücklich, energiegeladen und verjüngt.
Einsamkeit und Alleinsein laden ihre Batterien wieder auf und geben ihnen das Gefühl, mit sich und ihrer Umgebung im Reinen zu sein. Einfach ein Buch lesen, ihren Lieblingsfilm sehen oder einfach nur faulenzen und sie fühlen sich einfach toll!
Schüchtern: Schüchterne Menschen dagegen sind nicht immer gern allein. Tief im Inneren wollen sie mit anderen Leuten ausgehen, sich treffen und Spaß haben, aber ihre angeborene Schüchternheit hält sie davon ab.
Die tiefsitzende Angst vor dem Umgang mit anderen Menschen hält sie meistens davon ab, das zu tun, was sie wirklich wollen. Zeit allein ist darum für sie nicht so wunderbar wie für einen Introvertierten.
2. Ihre Herangehensweise an soziale Interaktionen ist anders.
Introvertiert: Gesellschaftliche Verpflichtungen und soziale Interaktionen sind für Introvertierte geradezu ein Albtraum. Smalltalk, zu viele Menschen, laute Geräusche und ständig mit anderen reden zu müssen, erschöpft sie emotional, geistig und sogar körperlich.
Ein introvertierter Mensch würde jederzeit lieber in einer kleinen Gruppe von Menschen sein, die er kennt, denen er vertraut und denen er nahesteht.
Schüchtern: Schüchterne Menschen haben nicht unbedingt ein Problem mit sozialen Interaktionen oder mit vielen Menschen. Das Problem ist, dass es sie sehr frustriert, weil sie sich unter die Leute mischen und mit ihnen in Kontakt treten wollen, aber Schwierigkeiten haben, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen.
Die Vorstellung, auf jemanden zuzugehen und ein Gespräch zu beginnen, macht sie ängstlich und nervös.
3. Sie haben unterschiedliche Gründe, still zu sein.
Introvertiert: Introvertierte fühlen sich in großen Gruppen unwohl und reden nicht gern vor vielen Menschen. In kleinen Gruppen und mit Menschen, die sie kennen und denen sie vertrauen, fühlen sie sich jedoch wohl und öffnen sich.
In kleineren Gruppen fühlen sie sich viel wohler und reden darum auch oft mehr. In großen Menschenmengen aber bleiben sie still.
Schüchtern: Im Kopf schüchternen Menschen ist viel los, sie denken über viele Dinge nach und haben viele eindeutige Meinungen, aber ihre Schüchternheit zwingt sie dazu, meist still zu bleiben.
Egal, wie gerne sie ihre Ansichten und Meinungen ausdrücken würden, fühlen sie sich zu eingeschüchtert dazu.
4. Gespräche zu beginnen ist für sie nicht das Gleiche.
Introvertiert: Interessant ist an Introvertierten, dass sie durchaus fähig sind, ein Gespräch zu beginnen, es aber nur selten tun. Ein Gespräch zu beginnen bedeutet, im Rampenlicht stehen und aller Augen auf sich gerichtet zu haben, und damit fühlen sie sich nicht wirklich wohl.
Nur in seltenen Situationen würde ein introvertierter Mensch von sich aus ein Gespräch anfangen.
Schüchtern: Die Sache mit schüchternen Menschen ist, dass sie gerne mit anderen Menschen interagieren, sogar mit Fremden, aber sie wollen, dass der andere auf sie zugeht und ein Gespräch beginnt.
Das entspringt nicht aus Arroganz oder Überheblichkeit, sondern kommt einfach daher, dass die Vorstellung, zu jemandem hinzugehen und einfach ein Gespräch anzufangen, ein wenig einschüchternd ist.
5. Sie haben unterschiedliche Arten der Gesprächsführung.
Introvertiert: Introvertierte sind bekannt dafür, Small Talk zu hassen, und sie laufen davor wirklich davon. Sie würden jederzeit lieber tiefgründige Gespräche führen und solche, durch die sie jemanden in- und auswendig kennenlernen.
Über das Wetter zu reden ist nicht wirklich ihr Ding, aber über Träume, Ziele, Ansichten und darüber zu reden, wie jemand wirklich im Inneren ist – darauf freut sich ein Introvertierter immer.
Schüchtern: Schüchterne Menschen dagegen finden es nicht besonders angenehm, sich dadurch auszudrücken, dass sie ihre Meinung sagen.
Selbst wenn sie etwas Wichtiges zu sagen haben, würden sie lieber schweigen, als verbal auszudrücken, was ihnen durch den Kopf geht. Ihre Meinung offen auszusprechen ist für sie ein wenig schwierig.
6. Reden in der Öffentlichkeit ruft unterschiedliche Reaktionen bei ihnen hervor.
Introvertiert: Introvertierte Menschen mögen vielleicht nicht sehr viel in größerem Rahmen reden, und sie sind nicht immer und überall darauf aus, ihre Meinung zu äußern. Aber interessanterweise sind manchmal die besten Kandidaten, wenn es um öffentliches Reden geht.
Introvertierte Menschen sind manchmal sogar bessere Redner als extrovertierte und ambiverte Menschen, weil sie gekonnt darin sind, ihre Reden und Worte so zu strukturieren, dass sie die Zuhörer mitreißen.
Schüchtern: Schüchterne Menschen dagegen kommen nicht so gut mit dem Sprechen in der Öffentlichkeit klar. Sobald sie auf eine Bühne gestellt werden und vor Hunderten von Menschen sprechen sollen, fangen sie an zu schwitzen, verkrampfen sich und laufen rot an.
Nur die Vorstellung, dort zu stehen und vor so vielen Menschen zu sprechen, versetzt sie schon in Panik.
7. Ihre Party-Persönlichkeiten sind unterschiedlich.
Introvertiert: Introvertierte werden auf Partys oft mit schüchternen Menschen verwechselt, weil sie nicht viel Mimik zeigen. Du findest sie normalerweise in einer Ecke des Raums, wo sie mit einem Pokerface die anderen beobachten und analysieren.
Auf Partys sind nicht die unbedingt die lebhaftesten und ausdrucksstärksten Menschen.
Schüchtern: Wenn ein schüchterner Mensch in eine ungewohnte Situation gebracht wird, fühlt er sich enorm unwohl. Von Menschen umgeben zu sein, die er nicht kennt, macht ihm Angst und er fühlt sich fehl am Platz.
Auf einer Party zu sein, auf der er kaum jemanden kennt, ist ein todsicherer Weg, sich betreten und unwohl zu fühlen.