Die 8 Phasen, wenn ein Overthinker auf eine Antwort wartet

Es klingt nach einer kleinen Sache: Du hast jemandem geschrieben. Eine Nachricht geschickt. Eine Frage gestellt.

Etwas gesagt, das vielleicht ein bisschen mehr Bedeutung trägt als sonst. Und jetzt wartest du. Minuten, Stunden, vielleicht länger. Für andere ist es ein normaler Vorgang.

“Der meldet sich schon.” “Sie hat halt gerade zu tun.” Für dich aber nicht. Denn du bist ein Overthinker.

Und damit beginnt kein Warten, sondern ein innerliches Theater. Eine Achterbahn aus Zweifeln, Fantasien, Erinnerungen und ungebetenen Szenarien. Hier sind die 8 Phasen, durch die du gehst, wenn du auf eine Antwort wartest – und eigentlich nur kurz atmen wolltest.

Phase 1: Die Hoffnung

Du hast auf Senden gedrückt. Kurz darauf durchströmt dich ein kleiner Stolz. Du hast dich getraut. Hast geschrieben, was du wirklich denkst. Oder gefragt, was dir wichtig ist.

Und natürlich hoffst du jetzt, dass die Antwort kommt. Bald. Freundlich. Klar. Bestätigend. Du willst keine große Geste, nur ein kleines Signal: Ich bin da. Ich hab dich gehört. Ich reagiere. Noch ist alles gut.

Phase 2: Die Unsicherheit

Die Minuten ziehen sich. Du hast das Handy im Blick. Legst es weg. Nimmst es wieder hoch. Nichts. Und du fragst dich: War das zu direkt? Zu viel? Zu ehrlich? Zu wenig? Hast du das falsche Emoji benutzt?

Oder zu viele? Jetzt beginnst du, die Nachricht noch einmal zu lesen. Du willst wissen, wo genau du das Verständnis verloren haben könntest, das du noch gar nicht bekommen hast.

Phase 3: Die Rationalisierung

Du redest dir gut zu. „Vielleicht ist sie einfach unterwegs.“ „Er ist sicher in einem Meeting.“ „Nicht jeder hängt permanent am Handy.“

Du sagst diese Sätze sogar laut zu dir selbst. Du kennst sie. Du hast sie schon oft verwendet. Sie helfen. Ein bisschen. Aber nur, wenn du sie nicht zu oft wiederholen musst.

Phase 4: Die Interpretation

Jetzt gehst du tiefer. Du erinnerst dich: Wann war das letzte Mal, dass er so langsam reagiert hat? Wie war ihre Stimmung heute Morgen? Hast du vielleicht in der letzten Nachricht schon ein Zeichen übersehen?

Jetzt werden Satzzeichen zum Beziehungsbarometer. „Er hat einen Punkt gesetzt – das klingt distanziert.“ „Sie hat kein Herz geschickt – das ist kein gutes Zeichen.“ Deine Gedanken schalten in den Analysemodus. Und du weißt, das ist nicht hilfreich. Aber du kommst nicht raus.

Phase 5: Die Emotion

Du spürst jetzt, wie unruhig du bist. Du merkst, dass du nicht mehr klar denken kannst. Dass du von einer simplen Nachricht aus dem Gleichgewicht geraten bist. Du fühlst dich entblößt. Vielleicht sogar albern.

Aber gleichzeitig so verletzlich, dass du dich am liebsten verkriechen würdest. Es ist, als hätte dein Herz einen Tick zu offen gesprochen und jetzt steht es ungeschützt da. Alles in dir schreit nach Kontrolle, aber du hast keine.

Phase 6: Der Rückzug

Du legst das Handy weg. Willentlich.

Sagst dir: „Ich schau erst in zwei Stunden wieder.“ Du willst dich beruhigen. Dich sammeln. Einen Abstand schaffen zwischen dir und diesem unerlösten Moment. Und für eine Weile gelingt dir das. Du atmest. Machst einen Tee. Versuchst dich abzulenken. Vielleicht sogar mit Erfolg. Kurz.

Phase 7: Der Kontrollblick

Du hältst es nicht aus. Du schaust doch. „Nur kurz.“ Du willst nur wissen, ob vielleicht etwas angekommen ist. Und da: nichts. Noch immer keine Antwort. Jetzt trifft dich die Stille wie ein Schlag.

Alles, was du bisher gedacht hast, kommt zurück. Verstärkt. Der Film in deinem Kopf beginnt von vorn. Und diesmal in Farbe. Mit Soundtrack.

Phase 8: Die Resignation (oder die Antwort)

Du hast dich erschöpft. Deine Gedanken sind müd. Dein Herz auch. Vielleicht fängst du jetzt an, dir zu sagen: „Es ist egal.“ Oder: „Dann eben nicht.“ Vielleicht drückst du dich auch selbst weg, gehst schlafen oder in die Küche, oder du tippst schon eine neue Nachricht, die du nicht abschickst.

Und genau in dem Moment, in dem du innerlich aufgibst – Ping. Die Antwort kommt. Knapp. Freundlich. Oder verwirrend. Vielleicht gar nicht, wie du erwartet hast. Vielleicht wunderschön.

Aber egal wie: Du bist schon durch acht Phasen gegangen, bevor der andere überhaupt wusste, was in dir los war.

Fazit

Overthinking entsteht dort, wo emotionale Sicherheit fehlt. Und obwohl du weißt, dass du nicht alles kontrollieren kannst, wünschst du dir, dass wenigstens die Kommunikation klar ist.

Doch der Weg zu innerer Ruhe beginnt nicht mit der Reaktion des Anderen, sondern mit deiner eigenen Stimme. Wenn du die aushältst, wirst du freier. Nicht weniger tief. Aber freier.

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