Vielleicht wird eines Tages eine andere Liebe die Möglichkeit bekommen Wurzeln in dieser verbliebenen Wüste zu hinterlassen, aber egal was sie mit sich bringt, es wird nicht mit dem messbar sein, was du mir weggenommen hast.
Mein Liebster, mein Allerliebster …
Du bist erst dabei mich zu verlassen und schon muss ich daran denken, wie ich an deinem Fenster vorbeigehe. Das einzige was ich in ihm sehen kann, ist mein trauriges Gesicht. Du willst mit nichts mehr zu tun haben, was du hinter dir lässt. Du interessierst dich nicht mehr für mich, für unsere Freunde, für unsere Feinde und vor allem nicht für diese düstere, zerstörte Stadt, die nie wieder den Frühling erleben wird.
Der ungeduldige Zug steht still, wie ein Gewehr in der Hand eines schlafenden Mörders. Ich warte nur darauf, dass er losfährt, dich für immer in eine andere Stadt bringt und mich gleichzeitig umbringt.
In ein paar Momenten werde ich alleine dastehen und für immer auf diesen Straßen gefangen sein. Das sind Straßen, auf denen wir so viel Liebe verbraucht haben, als hätte sie uns nie etwas bedeutet. Aber ich bin mir dessen bewusst, dass du schon morgen in einer fremden Stadt, Trauben aus der Hand einer anderen Frau essen und Wein von ihren Lippen trinken wirst.
Vielleicht wirst du auch gar nicht merken, dass du mich nicht mehr an deiner Seite hast und auch wenn du das tust, wird es dir egal sein.
Du lässt mich jetzt in diesem Kampf alleine, damit ich mit den Erinnerungen an unsere Liebe, die Zukunft, die nie kommen wird, verteidige. Damit ich im Namen aller verlorenen Lieben dieser Welt, den Himmel beobachte und hoffe, dass du zu mir zurückkommst.
Warst du jemals mein Liebster, von der Liebe so enttäuscht und hast du jemals ihretwegen Schmerzen gespürt? Bist du dir dessen bewusst, wie scharf die Klingen eines gebrochenen Herzens sind? Weißt du wie jeder Atemzug, jede Bewegung, jeder Gedanke und jede Erinnerung weh tut? Ist dir klar, dass in dem Moment, wenn dich alle verlassen, du nur ein Kissen umarmen kannst?
Und weißt du, wie einsam ich mich fühle und wie viele meiner Träume unerfüllt bleiben? Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn du hoffst, dass dich der Mann, wegen dem du leidest, anschauen wird?
Weißt du mein Liebster, dass die Ketten des Leidens, die du mir da lässt, meine einzige Freiheit sein werden?
Es gab Zeiten, in denen wir glaubten, dass weicher als unsere Handflächen nur das Papier eines romantischen Schriftstellers ist. Es gab Momente, in denen wir gegenseitig Honig aus unseren Händen aßen und mit Küssen versuchten die Entfernung zwischen den Planeten zu verkleinern. Die Leidenschaft unserer Liebe brachte uns vor die Tür des Paradieses.
Kannst du dich überhaupt noch daran erinnern, was für einen schönen Duft mein Bett in diesen warmen Sommernächten hatte? Kannst du dich überhaupt noch daran erinnern, wie herrlich die Rosen neben meinem Fenster dufteten?
Und so verlässt du mich mein Lieber, in der Stille der dunklen Straßen, während ich versuche mir dein lachendes Gesicht ins Gedächtnis zu prägen. Ich versuche mir dein strahlendes Lachen in meinem Kopf auszumalen, denn bald werde ich von ihm nur noch träumen können.
Vielleicht wird eines Tages eine andere Liebe die Möglichkeit bekommen Wurzeln in dieser verbliebenen Wüste zu hinterlassen, aber egal was sie mit sich bringt, es wird nicht mit dem messbar sein, was du mir weggenommen hast.
Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als du mir sagtest, dass es am Besten ist, niemanden zu lieben, sondern einfach nur so durch die Welt zu gehen. Einfach nur so tun, als wäre man Staub, der unter den Himmel verstreut wurde. Ich weiß noch genau, wie mir diese Worte weh taten, aber erst jetzt wird mir bewusst, dass du mir damals von der heutigen Situation erzählen wolltest. Du wolltest mir etwas über unsere Trennung und diesem unerträglichen Schmerz sagen.
Während ich alleine die Straßen lang spazierte, hörte ich, wie mein Herz weint und hoffte nur, dass dieser unerträgliche Schmerz vorbeigehen wird. Mit der Zeit wurde ich so erschöpft, dass ich dachte, ich würde in Ohnmacht fallen, aber auch in diesem Moment hatte ich nichts in meiner Nähe an das ich mich anlehnen konnte. Ich bekam von niemandem Unterstützung, genauso wie ich sie noch nie in meinem Leben von jemandem bekam.
Mein Lieber, früher haben wir von so vielen gemeinsamen Momenten geträumt. Doch all diese Träume sind in dem Moment, in dem du mir „Auf Wiedersehen“ gesagt hast, wie eine Seifenblase zerplatzt.
All diese Träume sind unter den Trümmern unserer Liebe vergraben geblieben. Das sind Träume über die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, aber das „wir“ gibt es nicht mehr. Ich werde noch lange die Tür zur verlorenen Welt suchen und darauf warten, dass dies was gerade passiert, niemals Realität wird.
Unsere Zukunft hätte ganz anders aussehen sollen. Sie hätte glücklich wie das Lächeln eines Babys sein sollen. Und trotzdem sind wir jetzt in einer Situation, aus der ich keinen Ausweg sehen kann. Ich spreche deinen Namen aus, weil ich mich nach deinen Küssen sehne und mir wird langsam klar, dass ich dich für nichts beschuldigen kann. Küss mich nur noch einmal, damit ich deine Lippen spüren kann und dann gehe.
Gehe und lasse mich auf dich warten. Lass mich mein ganzes Leben lang hoffen, dass du eines Tages vor meiner Haustür stehen wirst, dass du an meinem Fenster vorbeilaufen wirst und du mir eine Nachricht schreiben wirst.
Und so sehr ich das auch will, ich werde nie aufhören können, daran zu denken, dass du eines Tages zu mir zurückkommen wirst. Du weißt ja, dass es auch die Menschen gibt, die nie wieder zu uns kommen werden, aber wir trotzdem auf sie warten.
Selbst auch dann, wenn wir nicht mehr unter den Lebenden sind, wirst du einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.
Deswegen, auf Wiedersehen meine einzige, unerwiderte Liebe…
Felix Wolf