“Bitte, hör auf deine Tränen zu vergießen.”
Dies ist die Reaktion anderer Menschen, wenn es mal vorkommt, dass du das Bedürfnis verspürst, Tränen über dein Gesicht strömen zu lassen. Bin mir ziemlich sicher, dass du diesen Satz schon oft in deinem Leben gehört hast, nicht wahr?
Deswegen versteckst du deine Tränen, du wischst sie ab, putzt dir die Nase und wartest nur darauf nach Hause zu kommen, dich in dein Zimmer einzuschließen und wie ein kleines Kind zu weinen.
Aber warte mal, warum wird uns immer wieder gesagt, dass wir nicht weinen sollen? Warum sollen wir nicht vor anderen Menschen eine Träne vergießen dürfen, oder warum sollen wir überhaupt nicht weinen? Warum sollte ein Mensch die Tränen seiner Liebsten nicht ausstehen? Warum ist es peinlich zu weinen?
Die Tränen lieben es auch gesehen zu werden. Tränen lieben es auch von einer zärtlichen Hand abgewischt zu werden. Das Jammern will auch gehört, verstanden und akzeptiert werden. Es ist schwer wenn man die Trauer auf der Schulter tragen muss, aber jede Last, die man im Leben mit sich schleppt ist viel leichter zu ertragen, wenn der Mensch nicht alleine mit ihr kämpfen muss.
Doch letztendlich ist es gar nicht so wichtig, ob du jemanden hast, der dir eine Schulter zum anlehnen anbietet oder nicht. Denn Tränen sind so starke Filter für deine Seele, dass es sich absolut lohnt zu weinen.
Und weißt du warum das so ist? Wenn du es eines Tages schaffst, deine Seele von all dieser Last zu befreien und dein Herz wieder anfängt in einem ganz normalen Rhythmus zu schlagen, wirst du dich so gut fühlen, dass du eine nicht erklärbare Kraft verspüren wirst, die dich dazu bringen wird aufzustehen und stärker zu sein als du es vorher warst.
Es gibt nichts Mutigeres auf der Welt, als eine Person, die am Boden zerstört war, Misserfolge erlebt hat, so viel im Leben gelitten hat und dann langsam aufgestanden ist, sich die Tränen weggewischt hat und da weiter gemacht wo sie aufgehört hat.
Es gibt nichts Stärkeres auf der Welt, als einen Menschen, der eine Niederlage zugegeben hat, sich ausgeweint hat und dann wieder aufgestanden ist, um zurück in den Kampf zu gehen. Tränen sind das Natürlichste was es gibt. Wenn sie nicht das Normalste auf der Welt wären, warum bereitet sich unser Körper dann spontan auf das Weinen vor, wenn die Trauer an unsere Tür klopft und uns den Boden unter den Füßen wegzieht?
Die Trauer gehört einfach zum Leben dazu. Das ist kein schlechtes Gefühl, das man auf jeden Fall vermeiden sollte. Genau wie jedem anderen Gefühl sollte man auch der Trauer Aufmerksamkeit schenken. Wir müssen sie analysieren, ihr Platz in unserem Körper und Herzen geben und sich dann weinend von ihr verabschieden.
Das Leben ist nicht einfach. Jeder trauert auf seine eigene Art und Weise. Jeder hat seine eigene Last mit sich zu tragen. Wir sind alle verschieden, doch eines haben wir gemeinsam. Wir alle haben die Möglichkeit uns auszuweinen, wenn es mal schwer im Leben ist. Weine. Schäme dich nicht. Wir wissen doch alle, dass es uns nach ein paar vergossenen Tränen besser immer besser geht.
Und genau aus dem Grund, solltest du auch für andere Menschen da sein, wenn die Trauer in ihr Leben kommt. Wenn du das nächste Mal jemanden weinen siehst, sag ihm, er soll sich ruhig ausweinen und dass du in dieser schweren Zeit für ihn da sein wirst.
Umarme diesen Menschen so fest, wie du nur kannst und du wirst sehen, wie diese Person für einen kleinen Moment eine Erleichterung verspüren wird. Du wirst es schaffen ihr in all dieser Trauer ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
“Elli, 31”