Sie sind für niemanden sichtbar, doch es bleiben tiefe seelische Narben zurück, wenn dich die Person, die dich lieben und sich um dich kümmern hätte sollen, auf jede erdenkliche Weise abgewertet und gedemütigt hat.
Wenn es um missbräuchliche Beziehungen geht, ist darunter nicht immer nur körperlicher Missbrauch zu verstehen.
Während dieser Beitrag nicht dazu dient, vom Problem des häuslichen Missbrauchs, unter dem viel zu viele Frauen gelitten haben (und immer noch leiden), abzulenken, so soll er nur auf die Tatsache hinweisen, dass emotionaler Missbrauch genauso schädlich sein kann, jedoch auf eine ganz andere Weise.
Wenn du in einer emotional missbräuchlichen Beziehung bist, ist es nicht immer sofort spürbar. Es hinterlässt keine blauen Flecken, wie bei einem körperlichen Angriff, aber du bist immer noch in vielerlei Hinsicht vernarbt, und diese Narbenbildung hinterlässt einen Abdruck auf deiner Seele und in deinem Verstand, der jede zukünftige Beziehung beeinflussen kann.
Es ist schwer, wieder zu lieben, nachdem man manipuliert, herabgesetzt, kontrolliert und erniedrigt wurde und das noch von jemandem, dem du dein Herz und dein ganzes Vertrauen geschenkt hast.
Als jemand, der in der Vergangenheit emotional missbraucht wurde und es jetzt deutlich sehen kann, erkenne ich, wie stark es meine Vorstellung von Beziehungen und meinen Zugang zur Liebe verändert hat.
Hier sind sieben Verhaltensweisen, die missbrauchte Menschen in einer neuen Beziehung vorweisen:
1. Wir halten den Abstand länger als die meisten anderen.
Selbst wenn wir denken, dass wir wirklich auf dich stehen, bleiben wir reserviert. Wir halten dich auf Abstand, antworten vielleicht nicht sofort zurück und wollen definitiv nicht zu viel Zeit mit dir verbringen.
Wir haben einfach zu große Angst davor, was es unserer Seele antun könnte, wenn wir wieder von jemandem, der uns so nahe liegt, derart verletzt werden.
2. Wir spielen mit verdeckten Karten.
Nachdem man emotional missbraucht wurde, ist es schmerzhaft, sich frei zu öffnen. Wir wollen uns nicht wieder in eine verletzliche Situation bringen, und wenn du dich öffnest, dann tust du genau das.
Du zeigst die Teile von dir, die dich plötzlich zu einem Zielobjekt machen. Für uns ist es sicherer, wenn wir einige Dinge einfach für uns behalten.
3. Wir gehen es langsam an.
Ich meine nicht nur körperlich langsam, sondern auch emotional und geistig langsam. Wie ein verwundeter Welpe ist es schwer, nicht mit Vorsicht vorzugehen. Es ist nur eine instinktive Art, sich vor weiterem Leid zu schützen.
4. Wir sind übermäßig misstrauisch.
Wenn du mit jemandem zusammen warst, der dich immer wieder herabgesetzt hat – indem er sagte, dass du nichts taugst und wertlos bist – kannst du einfach nicht anders, als dich zu fragen, warum sich jemand jemals wieder in dich verlieben könnte.
Wenn du uns sagst, dass du uns liebst und wir dich seltsam ansehen, dann ist es nicht so, dass das Gefühl nicht gegenseitig ist; vielmehr sind wir uns noch ein wenig unsicher, was an uns für jemand anderen attraktiv oder liebenswert sein könnte.
5. Wir zögern, die Menschen in deinem Leben kennenzulernen.
Wenn du anfängst, die Freunde und Familie der Person kennenzulernen, mit der du in einer Beziehung bist, bedeutet das, dass die Dinge ernst werden.
Es bedeutet auch, dass euer Leben immer mehr miteinander verflochten ist. Da missbrauchte Menschen anders lieben, kann es sich etwas beängstigend anfühlen, also gehen wir mit Vorsicht vor.
6. Wir sind liebevoll, aber zu unseren eigenen Bedingungen.
Als ich meinen Mann zum ersten Mal traf, war er verblüfft, wie wenig Zuneigung ich ihm entgegenbrachte. Selbst auf dem Höhepunkt unserer Liebe musste ich nach meinen eigenen Vorstellungen liebevoll sein.
Wenn er sich an mich kuschelte, zog ich mich manchmal zurück. Es war nicht so, dass ich ihm nicht nahe sein wollte, aber nach der Beziehung, in der die Zuneigung so gering war, brauchte ich lange, um zu lernen, wie man wieder kuschelt und es genießt.
7. Wir gehen vom Schlimmsten aus (aber hoffen auf das Beste).
Wenn du von jemandem, den du liebst, misshandelt wurdest, baust du automatisch eine Mauer um dein Herz auf. Du bleibst auf der Hut und du übergibst deine Liebe Stück für Stück.
Weil dies der Fall ist, gehen wir natürlich davon aus, dass die Dinge nicht von Dauer sein werden oder dass wir wieder verletzt werden.
Natürlich hoffen wir, dass es nicht an die Vergangenheit erinnert, aber wir gehen vom Schlimmsten aus, und zwar länger als die meisten anderen. Es ist einfach ein Bewältigungsmechanismus, der für viele von uns funktioniert.
Die Opfer von emotionalem Missbrauch erleben eine sehr harte Achterbahnfahrt der Gefühle, noch lange nachdem die emotional missbräuchliche Beziehung beendet ist. Hab Geduld mit so einer Person und sie wird anfangen sich dir Stück für Stück zu öffnen…
Es gibt nur sehr wenige Geschichten, die ausführlich berichten, was beim narzisstischen Missbrauch in einer Liebesbeziehung passiert. Bei Bayern 2 gab es vor einigen Wochen eine Sendung zum Thema, in der ein Typ berichtet, nicht nur wie er reingeraten ist, sondern auch, wie er hinausgefunden hat:
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/generator-gaslighting-wie-aus-liebe-emotionale-gewalt-wird-100.html
Er sagt unter anderem: „Wenn wir unterwegs waren, habe ich versucht, mich zu beherrschen. Wenn wir im Café saßen, habe ich krampfhaft in Tinkas Gesicht geschaut, bloß nicht in Richtung anderer Tische. Ich bin unsicher geworden. Ich bekam Panikattacken. Ich hatte fürchterliche Verspannungen und Schlafstörungen. Mir war klar: jederzeit kann eine neue Bombe hochgehen.“
und das alles wird umfangreich in diesem Buch erzählt, das auf eine reale Geschichte zurückgeht. Es ist wirklich unheimlich und man kann die Geschlechter ebenso gut austauschen, es bleibt sich gleich:
https://www.lesenmitlinks.de/sandbergs-liebe-ueber-emotionalen-missbrauch/