Man hat mir immer gesagt, dass Jungs eine Herausforderung mögen, ein Mädchen, das sie ein bisschen hinter ihr herlaufen lässt. Mit wurde geraten: Wenn ich will, dass etwas mit einem Typen funktioniert, muss ich mich nur fernhalten.
Das Mädchen, das ich mir vorstelle, reagiert auf deine Texte oder auch nicht, und es besteht nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie am Samstagabend mit dir abhängt.
Sie ist mysteriös und scheinbar unerreichbar, und das zieht dich an und lässt dich immer wieder bitten. Sie lässt dich warten und grübeln und wollen. Aber vor allem lässt sie dich ihr weiter nachjagen.
Sie tut das aber nicht, um Spielchen zu spielen, jedenfalls nicht immer. Das Mädchen, an das ich denke, weiß es einfach besser. Aber irgendwann wirst du sie einholen.
Du wirst sie zum Abendessen oder Kaffee treffen und anfangen, ihre Geschichte zu hören. Du wirst erfahren, warum sie sich für ein Studium der Politikwissenschaft entschieden hat und warum sie sich am Ende von der Psychologie verabschiedet hat.
Wie sie diese kleine Narbe an ihrem kleinen Finger direkt über dem Knöchel bekam.
Sie wird darüber reden, dass sie das jüngste von vier Geschwistern und das einzige Mädchen ist. Ihr Lieblingsbuch ist Twilight und nein, es ist ihr überhaupt nicht peinlich, das zuzugeben.
Aber das Beste an dem Ganzen ist, dass sie auch deine Geschichte hören will. Sie will wissen, woher du deine Narben hast. Sie fragt, wo du in deinem Stammbaum liegst und wie sich das auf dich ausgewirkt hat.
Sie ist neugierig, was deine Sehnsüchte und was die Träume sind, die du schon vor langer Zeit aufgegeben hast. Und das Seltsame ist, dass du dich nicht scheust, es ihr zu sagen.
Dieses Treffen führt dann zu mehreren weiteren und schließlich kommst du mit ihr zusammen. Du triffst die drei älteren Brüder, die alle genau so sind, wie sie es beschrieben hat.
Sie lernt deine Mutter kennen und die beiden bauen über schlechte Jugendliteratur Rapport auf. Du schüttelst die Hand ihres Vaters und sagst, dass du dich freust, ihn endlich kennenzulernen.
Und dann ist es eines Tages drei Jahre später und ihr beide schaut am Samstagabend Netflix. Dann wird dir klar, wie wohlig das alles ist. Wie richtig es sich anfühlt, wenn sie sich in deinen Arm kuschelt und wie dir, endlich, der Gedanke kommt, dass es okay sein könnte, sich niederzulassen, solange es mir ihr ist.
Aber was ich vor allem denke, wenn ich an das Mädchen denke, dem du nachjagen wirst, ist dass sie nie und nimmer ich sein wird.
Denn weißt du, ich bin nicht das Mädchen, dem du nachjagen wirst. Ich laufe unter ferner liefen.
Ich bin ein Text, der um 2 Uhr nachts verschickt wird, wenn du nach Hause stolperst und dich einsam fühlst. Ich bin der Kopfschmerz, der mit dem Kater am frühen Morgen kommt und der nicht den Wink mit dem Zaunpfahl versteht, dass du Kram erledigen musst und du deinen Tag nicht so verbringen kannst.
Ich bin diejenige, die du allein nach Hause schickst und die du nicht bittest, dir zu texten, um sicherzugehen, dass ich heil angekommen bin; obwohl es mir sowieso nicht gut ging, als ich ankam, was spielt es also für eine Rolle?
Ich bin nicht das Mädchen, das dir den Schlaf raubt, noch bin ich das Mädchen, von dem du deinen Freunden erzählst.
Ich bin praktisch. Schnell und einfach. Ich antworte schnell auf Texte und lasse dich nie hängen.
Ich bin nur das Mädchen, das du irgendwann einfach vergisst, aber diejenige, die sich lebhaft an dich erinnern wird. Diejenige, die von dir und anderen gelernt hat, dass sie nicht besonders viel wert war.