Ich würde ja gerne sagen, dass ich verstehe, was du gerade durchmachst, aber ich kann es nicht.
Im Ernst, wahrscheinlich weißt du selbst nicht einmal, wie du den Sinn des Ganzen verstehen sollst. An den besten Tagen fühlt es sich an wie ein sadistischer Traum. Etwas, an das du dich bis ins kleinste Detail erinnerst und trotzdem fühlt es sich an, als wäre es dir nicht wirklich passiert. Im schlimmsten Fall kannst du weder die Worte noch die Methoden finden, um alle dunklen Gefühle auszudrücken, die in dir wohnen. Möglicherweise sieht das so aus, als ob du nicht aus deinem Bett rauskommen kannst. Vielleicht sieht es so aus, als ob du alleine bleiben und alle anderen ausschließen musst. Eventuell sieht es so aus, als ob du ein Gesicht aufsetzt und vorgibst, dass alles in deinem Leben in Ordnung ist – obwohl es alles andere als in Ordnung ist.
Heutzutage ist alles, was du kennst ein tief verwurzelter Schmerz. Du versuchst, Fluchtmethoden zu finden, aber bestenfalls dienen sie als Ablenkung, und wenn du in die Welt zurückkehrst, in der du lebst, fühlt es sich nicht mehr gleich an. Es fühlt sich verzerrt an, als ob du nicht mehr in seine sicheren Arme gehörst, wie früher.
Aber du willst niemandem ein Wort darüber sagen. Nicht wirklich.
Manchmal denkst du darüber nach. Manchmal wünschst du dir einfach nur, dass dich jemand danach fragt, nicht weil du es noch einmal erleben willst, sondern weil du verletzt und gebrochen bist und einfach nur willst, dass jemand da ist. Damit du darüber reden kannst. Damit du ein wenig heilen kannst, auch wenn es nur eine Unterhaltung ist.
Doch du beißt dir auf die Zunge, bis sie blutet. Du sagst dir: “Das womit ich es zu tun habe, ist schlecht, aber andere haben es schlimmer gehabt”, und du willst aus einem Maulwurfshügel keinen Berg machen. Du willst deinen Schmerz nicht hervorrufen, weil er sich im Vergleich zu anderen so klein anfühlen könnte. Als würdest du sogar Glück haben. Du sagst dir selbst, dass dein Schmerz nichts ist im Vergleich zu anderen, also behälst du ihn in dir. Du kämpfst damit, allein.
Ich bin hier, um dir zu sagen, dass dein Schmerz berechtigt ist. Dein Leiden verdient Trost. Deine Zerbrochenheit bedeutet nicht, dass du wertlos bist.
Du bist ein Mensch. Du bist am Leben. Du bist widerstandsfähig und mutig, auch wenn du das selbst nicht glaubst. Die Tatsache, dass du gerade hier bist, zählt nicht umsonst. Du hast etwas Schreckliches durchgemacht und bist lebendig auf der anderen Seite rausgekommen. Vielleicht bist du erschüttert, vielleicht sogar zerschmettert, aber du bist hier.
Du solltest nicht das Gefühl haben, dass dein Schmerz nichts wert ist, nur weil du andere Geschichten kennst, die im Vergleich schlechter erscheinen. Das ist kein Spiel. Es darf keine “Trauma-Olympiade” geben, bei der nur das schlimmste Leid dokumentiert, getröstet und geheilt wird. Du bist wichtig. Du wirst geliebt.
Dein Schmerz ist berechtigt.
Aber wenn du unter dem Eindruck stehst, dass du es nicht verdienst, dass jemand für dich da ist, nur weil du glaubst, dass dein Schmerz nicht groß genug ist, um Aufmerksamkeit zu rechtfertigen, möchte ich, dass du weißt, dass das nicht wahr ist. Wenn du gebrochen bist, leidest oder verletzt bist, dann darfst du dich so fühlen. Du darfst tun, was du tun musst, mit der Ausnahme, dass du einer anderen Person direkt weh tust, um zu heilen und dich vorwärts zu bewegen.
Vielleicht bedeutet das, dass du es ausarbeitest. Möglicherweise bedeutet das, dass du zu deiner Familie oder deinen Freunden rennen wirst und ihnen erzählen wirst, womit du zu kämpfen hast. Vielleicht musst du einen Therapeuten aufsuchen. Vielleicht bedeutet das, dass du beten musst. Möglicherweise geht es darum, den Leuten zu sagen, sie sollen ihre eigene Hand auch anbieten. Vielleicht bedeutet es aber auch, eine Weile ruhig zu bleiben.
Was auch immer es für dich bedeutet, dich vorwärts zu bewegen, zu heilen, zu verarbeiten und wieder ganz zu fühlen, du darfst es tun.
Du solltest dich nicht wie eine Last gegenüber anderen fühlen. Du solltest keine Angst haben, dass die Last deines Kampfes sie zerdrücken wird – denn die Menschen, die dich lieben, werden dir helfen wollen, dieses Gewicht zu tragen. Du solltest wissen, dass du die Zeit und Liebe und Aufmerksamkeit wert bist.
Ich kann dir nicht sagen, dass ich deinen Schmerz verstehe. Ich kann nicht versprechen, die richtigen Dinge zu tun, um ihn zu reparieren. Alles, was ich tun kann, ist, meine Schulter, mein Ohr und meine offenen Arme anzubieten, wenn du sie brauchst oder willst. Aber vielleicht willst du sie heute nicht, und das ist auch in Ordnung. Denn du bist es wert. Du wirst geliebt. Du bist keine Last. Es ist nicht deine Schuld.
Dein Schmerz ist berechtigt. Lass dir von der Welt nichts anderes einreden.