Mein Ehemann hat mich betrogen…

Mein Ehemann hat mich betrogen. Es fühlt sich noch immer etwas surreal an, diese Worte auszusprechen oder auf einem Blatt Papier niederzuschreiben.

Bevor es passierte, war ich immer der Meinung, mir würde so etwas nie passieren. Ich kannte meinen Mann doch inn- und auswendig und wusste, er würde mir nie derart wehtun. Er war keiner dieser Männer, bei denen man es kommen sah. Er war ein guter Mann, der mir seine Liebe und Aufmerksamkeit schenkte, mich in allen Lebenslagen unterstützte. Er war mein bester Freund, die Person mit der ich lachen konnte bis uns beiden die Tränen kamen und die Person mit der ich gemeinsam traurig sein konnte, wenn es einem von uns beiden nicht gut ging.

Doch ich musste herausfinden, dass mein Mann nicht der ist, für den ich ihn hielt, und bei Gott, ich hatte keine Ahnung, welche kleinen und großen Wunden es in einem hinterlässt, wenn der Mensch, dem man bedingungslos vertraut, dieses Vertrauen missbraucht.

Der Betrug meines Mannes war ein klassischer Seitensprung wie er im Buche steht. Mit einer quasi Unbekannten, auf einem Fest, in stark betrunkenem Zustand, in den frühen Morgenstunden. Er hat es mir dann einige Tage später selbst gebeichtet. Viele werden jetzt sagen, das ist ihm hoch anzurechnen, dass er den Mut hatte, es mir zumindest selbst zu erzählen, ehrlich zu sein. Doch ich finde darin keinen Trost.

Als mein Mann es mir erzählt hat, versetzten mich seine Worte in eine Art Schockzustand. Ich war wie von Sinnen, war nicht in der Lage zu irgendeiner Reaktion. In meinem Kopf keine Gedanken, in meinem Bauch keine Gefühle. Doch ich weiß noch, dass mein Herz anfing, wie verrückt zu rasen. Mein Gehirn begriff einfach nicht, was er mir zu sagen versuchte.

Ich fühlte mich wie im falschen Film, und eine Zeit lang dachte ich, er wolle mich nur auf den Arm nehmen. Ich rechnete fest damit, dass er jeden Moment einknicken und zugeben würde, dass alles nur ein böser Scherz sein sollte. Doch mein Mann blieb ernst und irgendwann begriff ich dann doch. Doch letztendlich kann ich bis heute nicht begreifen, wie mein Mann dazu in der Lage war.

Ich kenne mittlerweile jedes kleinste Detail des Seitensprungs, und habe dieses Szenario millionenfach in meinem Kopf immer und immer wieder durchgespielt. Ich habe nach Gründen gesucht, nach Umständen, die meinen Mann entschuldigen. Ich habe der anderen Frau die Schuld gegeben, habe mir eingeredet, sie habe ihn verführt und seine Situation ausgenutzt. Doch letztendlich wollte mein Mann es, er hat sich bewusst dafür entschieden.

Er hatte Möglichkeiten ohne Ende, es nicht zu tun, doch er tat es. Er hat auch nicht vergessen, dass er verheiratet ist, trug er doch die ganze Zeit über seinen Ehering. Diese Erkenntnis schmerzt bis heute am meisten. Er hat es bewusst in Kauf genommen, mich derart zu verletzen. Er wollte diese Frau in diesem Moment mehr als mein Wohlergehen. Wieviel habe ich ihm dann wohl überhaupt bedeutet? Hat er mich überhaupt geliebt?

Die Gedanken an den Seitensprung sind kaum zu ertragen, sie drehen sich wie ein Karusell in meinem Kopf.

Die Vorstellung, wie mein Mann derart intime Dinge mit einer anderen Frau treibt, sie küsst, berührt und sich ihr hingibt, wobei er doch MEIN Mann ist, treiben mich schier in den Wahnsinn. Und diese Bilder lassen sich nicht verdrängen, egal wie sehr man es versucht. Denn sie verfolgen dich bis in deine Träume. Das ganze Leben, das wir uns jahrelang gemeinsam aufgebaut haben, wurde plötzlich zu einer einzigen, großen Lüge.

Mein Mann ging 6 Monate nach unserer Hochzeit fremd. Ein halbes Jahr hatte er das Versprechen, das er mir an diesem Tag gegeben hat, gehalten. Ich fühlte mich wie der naivste, dümmste Mensch auf dieser Welt. Der Tag, der der schönste in meinem Leben sein sollte (und vorerst auch war) verlor jegliche Bedeutung für mich.

Und obwohl mein Mann und ich nach vielen Höhen und Tiefen, einer Therapie, unzähligen Gesprächen und vielen Tränen letztendlich wieder zueinander gefunden haben, so ist unsere Beziehung nie wieder dieselbe geworden, die sie einmal war. Wir führen eine gute, schöne Beziehung, die ich nicht missen möchte, doch die Innigkeit und Vertrautheit, die es früher zwischen uns gab, konnten wir nie wieder aufbauen.

Ich weiß, dass es an mir liegt. Ich vertraue meinem Mann mittlerweile wieder, doch wiedergewonnenes Vertrauen geht nie so tief wie das Urvertrauen, das man in den Menschen, den man liebt, hat. Bedingungsloses Vertrauen. Denn ich weiß, mein Mann ist in der Lage, mich derart zu verletzen. Es bleibt immer ein Funken Misstrauen. Es gibt nun diesen kleinen, bitteren Beigeschmack, den viele schöne Dinge im Leben haben.

“Sabine”