Warum 72 % der Frauen keine Lust mehr haben, Männer emotional zu coachen

Eine neue Umfrage aus dem Jahr 2025 zeigt ein deutliches Stimmungsbild: 72 % der befragten Frauen geben an, sie seien es leid, die Männer, die sie daten, emotional zu betreuen, zu coachen oder gar zu „erziehen“.

Diese Zahl ist kein Zufall. Sie ist Symptom eines tieferen Problems: eine unausgeglichene emotionale Arbeit in romantischen Beziehungen – und überholte Rollenbilder, die sich hartnäckig halten.

Was Frauen meinen, wenn sie von „emotionaler Mentorschaft“ sprechen

Wenn Frauen sagen, sie seien müde davon, Männer emotional zu „mentoren“, meinen sie meist nicht ein einzelnes Gespräch über Gefühle oder ein einmaliges Aufmuntern nach einem schlechten Tag.

Gemeint ist etwas anderes: Dauerhafte emotionale Unterstützung ohne Gegenleistung Sie hören zu, trösten, sortieren Gedanken, helfen, Konflikte einzuordnen – oft deutlich mehr, als sie selbst zurückbekommen.

  • Erklärbär-Rolle für elementare Themen Frauen berichten, sie müssten Männer in Grundfragen von Kommunikation, Empathie, Grenzen und Selbstreflexion anleiten, als wären sie emotionale Grundschullehrerinnen.
  • Konstantes Regulieren der Stimmung Sie glätten Konflikte, sorgen dafür, dass Gespräche nicht eskalieren, moderieren Streit – teilweise auch mit seiner Familie oder seinen Freunden.
  • Emotionale Projektarbeit Die Hoffnung: „Wenn ich ihm helfe, seine Themen zu bearbeiten, wird unsere Beziehung besser.“ Die Realität: Sie investieren, er gewöhnt sich an die bequeme Dynamik.

Kurz: Viele Frauen erleben sich nicht als Partnerin auf Augenhöhe, sondern als Mischung aus Coach, Therapeutin und Mutterersatz – nur eben ohne Ausbildung, Bezahlung oder Anerkennung.

Wie es dazu kommt: Sozialisierung und Rollenbilder

Dass emotionaler Aufwand oft an Frauen hängen bleibt, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis jahrzehntelanger, wenn nicht jahrhundertelanger Sozialisierung:

  • Mädchen lernen früh, für Gefühle zuständig zu sein: „Sei nett“, „Versteh doch, wie sich die anderen fühlen“, „Kümmer dich mal um…“: Mädchen werden häufig dazu erzogen, zu beruhigen, zu vermitteln und sich verantwortlich zu fühlen, wenn die Stimmung kippt.
  • Jungen lernen früh, Gefühle zu verdrängen: „Reiß dich zusammen“, „Jungs weinen nicht“, „Stell dich nicht so an“: Emotionale Innenwelt? Schwäche. Verletzlichkeit? Peinlich. Das Ergebnis: Viele Männer haben nie gelernt, mit ihren Gefühlen konstruktiv umzugehen.
  • Popkultur verstärkt das Klischee: In Filmen und Serien sehen wir immer wieder die gleiche Geschichte – die emotional reife Frau „rettet“ den emotional überforderten Mann. Am Ende bedankt er sich kaum, aber alle finden es romantisch.

Die „emotional unpaid internship“: Dating als unbezahltes Praktikum

Besonders im Dating-Kontext zeigt sich eine neue Form von Frust. Frauen haben das Gefühl, sie machen in den ersten Monaten einer Bekanntschaft nichts anderes, als emotionale Grundlagenarbeit zu leisten.

Typische Situationen:

  • Sie hilft ihm, seine letzten Beziehungswunden zu verarbeiten.
  • Sie erklärt ihm, warum Ghosting verletzend ist.
  • Sie bringt ihm bei, wie man über Bedürfnisse und Grenzen spricht.

Und am Ende? Nicht selten fühlt er sich gewachsen, selbstsicherer und „bereit für eine echte Beziehung“ – und führt diese dann mit der Nächsten. Die Frau davor bleibt zurück mit dem bitteren Gefühl: „Ich war sein Trainingslager.“ Kein Wunder, dass 72 % sagen: Dafür bin ich zu müde.

Warum Frauen immer öfter aussteigen – und zwar früh

Ein klarer Trend im Dating von 2025: Viele Frauen setzen deutlich früher Grenzen. Aussagen wie „Ich will einen Partner, keinen Patienten“ oder „Ich date nicht mehr nach Potenzial, sondern nach Realität“ werden häufiger.

Statt sich zu überlegen, was aus ihm „noch werden könnte“, schauen sie genauer hin: Kann er eigene Gefühle benennen? Nimmt er Rückmeldungen ernst oder wehrt er sofort ab („So bin ich halt“)?

Zeigt er Eigeninitiative, an sich zu arbeiten? Wenn die Antwort zu oft „nein“ ist, ziehen viele Frauen inzwischen früher die Reißleine – nicht aus Kälte, sondern aus Selbstschutz.

Was Männer daraus lernen können

Diese Entwicklung ist keine Anti-Männer-Bewegung. Sie ist ein Weckruf. Viele Männer wurden nie dazu ermutigt, emotionale Kompetenzen zu entwickeln. Sie haben Lücken – und diese sind lernbar.

Was Männer konkret tun können:

  • Verantwortung für die eigene innere Welt übernehmen: Lernen, Gefühle präzise zu benennen (z. B. „verunsichert“ statt nur „schlecht“) und sich nicht darauf verlassen, dass die Partnerin schon „merkt“, was los ist.
  • Sich anderen Männern öffnen: Emotionale Gespräche sollten nicht ausschließlich mit der Partnerin geführt werden.
  • Feedback ernst nehmen: Wenn eine Frau sagt: „Ich trage hier zu viel emotionale Arbeit“, das nicht als Angriff hören, sondern als Chance zur Korrektur.
  • Nicht erwarten, dass Liebe Therapie ersetzt: Eine Partnerin kann Halt geben, aber sie kann keine jahrelang verdrängten Themen allein heilen.

Ein kultureller Wendepunkt

Die 72 % aus der Umfrage stehen für einen größeren gesellschaftlichen Wandel. Frauen sind weniger bereit, sich in Beziehungen aufzureiben, und Selbstfürsorge wird ernster genommen.

Die Erwartungshaltung an Männer ändert sich: Gute Absichten reichen nicht mehr; gefragt sind emotionale Kompetenz, Reflexion und Eigenverantwortung.

Das ist keine Überforderung, sondern eine Normalisierung. Emotionale Reife ist kein Bonus, sondern eine Grundvoraussetzung für eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe.

Und je mehr Männer diesen Ruf hören und ernst nehmen, desto größer wird die Chance auf Beziehungen, die nicht auf unsichtbarer, einseitiger Arbeit beruhen, sondern auf gegenseitiger Verantwortung, Respekt und echter Nähe.

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