Ich gebe es zu: Ich weine bei Filmen… und Büchern, Musik und Podcasts. Abhängig von meinem Hormonspiegel lege ich vielleicht präventiv Taschentücher bereit und sehe mir den Film einfach alleine an.
Auch wenn viele Leute grinsen, wenn sie mich bei Filmen weinen sehen, finde ich es völlig in Ordnung.
Um ehrlich zu sein, haben Menschen, die bei Filmen weinen, etwas, das viele andere nicht wirklich aufgebaut haben: Empathie.
Es braucht einen besonderen Typ Mensch, um Empathie zu haben. Vielen Menschen – zum Beispiel Soziopathen – fehlt es an Empathie und sie versetzen sich in ihrem ganzen Leben nie wirklich in die Lage anderer. Das bedeutet, dass sie nicht wirklich mit anderen mitfühlen können. Auch wenn mangelnde Empathie für einen Gebrauchtwagenhändler sehr praktisch sein kann, ist sie nicht immer gut.
Wirklich etwas um die Situation anderer zu geben, erfordert Kraft – viel Kraft. Das Leben springt mit manchen Menschen sehr hart um und wenn du dich tatsächlich in die Lage eines anderen versetzen und diesen Schmerz spüren kannst, sagt das etwas über dich aus.
Du bist stark genug, um diesem Schmerz tatsächlich standzuhalten, ihn aber trotzdem zu empfinden. Du bist stark genug, um für andere stark zu sein. Du bist so stark, dass du ihren Standpunkt verstehst und tatsächlich fühlen kannst, was sie fühlen.
Es ist nie etwas Schwächliches, wenn dir jemand anderes wichtig ist, selbst wenn es sich dabei um eine fiktive Figur in einem Film handelt. Es zeigt, dass du tatsächlich ein Herz hast und dieses Herz für andere brechen kann. Auch wenn es zerbrechen kann, weißt du am Ende des Films, dass es wieder zusammengeflickt wurde.
Sich so schnell erholen zu können, sagt noch etwas anderes über Menschen aus, die bei Filmen weinen: Sie können sich schnell wieder aufrappeln und sind stark und klug genug, um Realität von Fiktion zu unterscheiden.
Natürlich ist das nicht der einzige Grund, warum Leute bei Filmen weinen. Manche Tränen fließen, weil man erlebt hat, was eine Figur erlebt – Tränen der schmerzhaften Erinnerung.
Ich habe es oft als kathartisch empfunden, Filme zu sehen, in denen Menschen die gleichen Dinge durchmachen wie ich, einfach weil ich dadurch meine angestauten Gefühle auf gesunde Art herauslassen kann. Das würde ich gerne mal sehen, wie jemand an der Stärke eines anderen zweifeln könnte, wenn er sich tatsächlich mit Dingen auseinandersetzt, die ihn früher verletzt haben.
Dann gibt es noch die Tränen, die fließen, wenn man vom künstlerischen Genie eines Films einfach überwältigt ist. Das machen auch nicht nur Wichtigtuer. In seiner fortgeschrittenen Form wird es als Stendhal-Syndrom bezeichnet und bedeutet, dass ein Kunstwerk dich so sehr bewegt hat, dass du sowohl körperliche als auch emotionale Symptome aufweist.
Nachdem ich dies nach einem Fil hatte, kann ich ehrlich sagen, dass es viel Kraft erfordert, sich aus diesem körperlich verändernden Gefühl der Ehrfurcht herauszureißen.
Für Menschen, die sehr empfänglich dafür sind, wie Kunst sie bewegt, kann das Ansehen eines wirklich guten Films, das Anhören einer guten Radiosendung oder sogar das Lesen des richtigen Comics ein Test für die Fähigkeit sein, ein ernstes Gesicht zu bewahren. Es kann auch eine ziemliche Achterbahnfahrt sein – die dich dazu zwingt, Emotionen anzuerkennen und anzunehmen, die sich die meisten anderen Menschen lieber nicht ansehen wollen.
Meiner Meinung nach ist das eine Menge Kraft, die du tragen musst.
Vielleicht ist es nicht die Art von Kraft, die die meisten Menschen im Kopf haben, wenn sie an einen starken Menschen denken, aber es ist die wichtigste Art emotionaler Kraft: Empathie.
Und bis zu einem Punkt ist die Intelligenz, die erforderlich ist, um bei einem Film zu weinen, wirklich nicht zu leugnen.
Selbst wenn wir keine 50 Kilo stemmen, erkunden wir unsere Emotionen, und das kann unsere Stimmung höher heben als alles andere.