Es heißt, wenn sich eine Tür schließt, geht eine andere auf. Das entspricht sicherlich auch meiner Erfahrung. Es gibt aber eine Tür, von der ich mich nie ganz wegbewegt habe.
Ich dachte, ich hätte es, damals im Juni. Nach Jahren, in denen er und ich immer mal wieder miteinander geredet hatten, sagte ich mir, dass es vorbei ist und schloss sie für immer.
Ich fasste innerlich den Entschluss, dass es so sein sollte. Am nächsten Tag öffnete sich eine neue Tür.
“Ich wusste, dass eine neue Tür aufgehen würde, wenn du diese schließt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass sie sich so schnell öffnen würde”, lachte meine Freundin, als ich ihr erzählte, dass ich jemanden Neues getroffen hatte.
Es kam völlig unerwartet und traf mich hart. Ich war zufrieden mit meiner Art zu leben, als ich ihn traf, und so befreit von meinen alten Beziehungen, dass es im Nachhinein betrachtet ganz natürlich war, dass sich die Tür zu ihm an diesem Tag öffnete.
Er war nicht mein Typ, in dem Sinne, dass er nett zu mir war. Er wollte mit mir den ganzen Tag und jeden Tag reden, und wir fuhren jedes Wochenende die zwei Stunden, um einander zu sehen. Wir machten Zukunftspläne und er wollte, dass ich ihm vertraue. Das war sehr neu.
Als es nicht funktionierte, verfiel ich zurück in alte Muster. Ich klammerte mich still und aus der Ferne monatelang an dieser Tür fest, bis ich mir eines Tages sagte, dass ich, obwohl ich nicht zum Loslassen bereit war, sie trotzdem schließen musste und dass ich dadurch vielleicht bereit werden würde.
Es war Zeit, diese Tür zu schließen, wenn ich wollte, dass sich jemals eine andere öffnet und ich nicht mehr in einem Zwischenzustand leben wollte.
Und siehe da, ungefähr eine Woche später öffnete sich tatsächlich eine andere Tür – nur war sie dieses Mal nicht neu. Es war die Tür aller Türen, diejenige, die ich beschlossen hatte zu schließen, weil ich nicht weiter warten konnte.
Ich glaube, wir alle haben eine Tür aller Türen. Er war für mich derjenige, auf den eines Sommers quer durch den Raum mein Blick fiel und ich wusste sofort, dass nun etwas sehr Wichtiges beginnen würde.
Um ihn herum schrieb ich ein Drehbuch, als ich noch Jahre später an ihn dachte. Er war derjenige, der dann zurückkam und wegging und zurückkam und wegging, so oft, dass ich nicht mehr weiß wie oft, bis ich ihm endlich einen Brief schrieb und ihm sagte, was ich für ihn und zu all diesen Monaten empfand und dass ich mich nicht mehr bei ihm melden würde.
Ich hatte alles gesagt; die Tür war geschlossen; ich war frei; ich hatte genug.
Ich ging nicht davon aus, jemals wieder etwas von ihm zu hören. Dieser Brief war heftig gewesen. Für mich hätte von ihm zu hören bedeutet, dass er soweit war, wieder mit mir befreundet zu sein, oder mit mir zusammen zu sein, oder zumindest darüber zu sprechen, was bei ihm all die Male los war, bei denen er mitten im Gespräch auf und davon war, oder sich vielleicht zu entschuldigen.
Aber es läuft selten so, wie wir es erwarten. Als er dieses Mal zurückkam, war es, um uns mit meinem liebsten dysfunktionalen Fernsehpaar zu vergleichen und mir zu sagen, dass er nicht aufhören könnte, an uns zu denken.
Es war, um mir zu sagen, dass er insgeheim unglücklich war und nicht wusste, an wen er sich wenden sollte. Es war, um alle seine Probleme bei mir abzuladen, bevor er am nächsten Tag wieder verschwand.
Ich blieb zurück und dachte über Türen nach. Und toxische Beziehungen und wen wir lieben und warum wir uns auf Weisen lieben lassen, die weniger sind als das, was wir wollen oder brauchen. Ich dachte über Raum nach.
Die Arten, auf die wir uns selbst in Ecken zwängen, die nur immer enger werden, indem wir uns an etwas festhalten, das uns nicht mehr nutzt.
Wenn solche Dinge passieren, versuche ich, das große Ganze zu betrachten.
Ich bin von Natur aus recht emotional und wenn ich in schmerzhaften Situationen auch nur einen Funken Vernunft bewahren will, ist mein bester Bewältigungsmechanismus die Berufung auf die Rationalität und die Frage, warum diese Sache jetzt zu diesem Zeitpunkt passiert und was die in diesem Schmerz verborgene Lektion ist.
Ich schreibe die Dinge normalerweise “dem Universum” zu, vielleicht deshalb, weil ich an eine Art Absicht hinter der Spontaneität des Lebens glauben muss, vielleicht, weil ich denke, dass etwas sehr Mächtiges hinter dem steckt, was man herausgibt und was man zurückbekommt, hinter dem Timing unserer Lektionen und hinter der Art, auf die immer etwas auseinanderzufallen scheint, wenn alles gerade richtig gut zu laufen scheint.
Als ich ihn zum ersten Mal verließ, bestand die Lektion vielleicht darin, Raum dafür zu schaffen, dass etwas Wunderbares passieren konnte. Und vielleicht bestand die Lektion, die mit dem Öffnen dieser neuen Tür am Tag darauf folgte, darin, zu entdecken, wie es sich anfühlt, wirklich geliebt zu werden.
Und vielleicht besteht die Lektion heute darin, die Kraft zu haben, alte Türen geschlossen zu halten – darin, mich für mich selbst entscheiden zu können.
Das ist es, worauf es wirklich hinausläuft, wenn jemand zurückkommt, der dich verletzt hat: dich für dich selbst entscheiden zu können.
Wenn du genau hinsiehst, kannst du die Lektionen jeder deiner alten Türen sehen, die Art, auf die sie dir Liebe, Mitgefühl, Resilienz, Grenzen, Selbstachtung, Ehrlichkeit beigebracht haben. Diese Lektionen zu lernen hat vielleicht sehr weh getan, aber jede davon ist genau zum richtigen Zeitpunkt zu dir gekommen.
Denn siehst du, wie sie dich zum jetzigen Augenblick gebracht haben, dem Augenblick, in dem du dich endlich für dich selbst entscheiden kannst?
Jetzt kommt die eigentliche Herausforderung, und ich nenne es so, weil viele von uns aus guten Gründen die Lektion nicht lernen wollen, sich für sich selbst entscheiden zu müssen.
Unsere alten Türen bieten viel Trost. Da ist Vertrautheit. Außerhalb davon gibt es nur die Angst vor dem Unbekannten.
Was, wenn es nie wieder eine neue Tür geben wird, oder keine, die so gut ist wie die alte? Und wenn es eine neue gibt, wie lange könnte es dauern, sie zu finden?
Dich für dich selbst zu entscheiden ist eine Herausforderung, weil der Augenblick, in dem du dich für dich selbst entscheidest, oft das erste Mal in deinem Leben ist, dass du das Gefühl hast, in der Leere zu sitzen.
Ich kann dir versprechen, wie ich es auch mir selbst verspreche: Du bist nicht leer. Dein Leben ist nicht leer.
Es hat auch etwas, jemanden zu haben, den man vermissen kann.
Ich denke, dass viele von uns süchtig nach dem Gefühl sind, sich nach etwas zu sehnen. Wenn es nichts gibt, das wir vermissen, gibt es nur uns allein da draußen im Unbekannten, ohne eine andere Wahl, als nur an uns selbst zu denken.
Dich für dich selbst zu entscheiden ist eine Herausforderung, weil es eine gewisse Art des Egoismus beinhaltet, sich selbst und nur sich selbst zu wählen, und viele von uns empfinden das als unangenehm. Wir würden lieber als leere Hülle durch das Leben gehen, wenn das heißt, dass wir den Trost unserer tiefsten Sehnsüchte immer direkt bei uns haben.
Ich kann dir versprechen, wie ich es auch mir selbst verspreche: Wenn dein Glück davon abhängt, dass sich jemand anderes für dich entscheidet, wird es daran auch zerbrechen. Im Schmerz, den wir uns selbst auferlegen, gibt es keinen Trost. Es gibt nichts Befriedigendes an einer Last, die wir schon vor langer Zeit hätten ablegen sollen.
Dich für dich selbst zu entscheiden ist eine echte Herausforderung, aber es ist die beste Herausforderung, die du und ich annehmen können.
Wenn deine alten Türen zurückkommen, hoffe ich, dass auch du dich für dich selbst entscheidest, und ich hoffe, dass du dich auch an jedem folgenden Tag, den du aufwachst, wieder für dich selbst entscheidest. Denn indem du dich jeden Tag für dich entscheidest, bringst du dir selbst bei, dass du wichtig bist.
Indem du dich jeden Tag für dich entscheidest, schaffst du Raum dafür, dass etwas Wunderbares passieren kann.
Indem du dich für dich selbst entscheidest – alte Türen verschließt und dich selbst gehen lässt – könntest du dich im seligen und erschreckenden Unbekannten wiederfinden, dem einzigen Raum, in dem “Neues” auftreten kann, dem einzigen Raum, in dem du dich dann jeden Tag für jemanden anderen entscheiden kannst und auch er sich ganz und gar für dich entscheidet….