Der gefährliche Kreislauf von dir und mir

Heute habe ich dich auf Facebook aus der Freundesliste gelöscht.

Ich folge dir nicht mehr auf Instagram.

Ich habe dich als Freund auf Snapchat entfernt.

Sogar deine Nummer habe ich gelöscht.

Ich bin sicher, dass du es nicht einmal merken wirst…

Es wird dich in keiner Weise berühren, aber meine ganze Welt stürzt dadurch ein. Wir haben das schon einmal durchgemacht –hundert Mal – und es läuft immer gleich ab.

Ich lösche alles, damit ich dein Gesicht nicht sehen muss, damit ich nicht daran erinnert werden muss, was ich nicht haben kann.

Ich bitte unsere gemeinsamen Freunde, vor mir nicht deinen Namen zu erwähnen. Ich kann nicht von dir hören, ohne sofort wieder darin verwickelt zu werden.

Ich gebe mir sogar selbst das Versprechen, dass ich mir die sozialen Medien von ihr nicht mehr ansehen werde, nur um kurz dich und euer gemeinsames Leben zu sehen. Wir wissen, dass es das nur noch viel schlimmer macht.

Was wir aber sonst noch wissen: In wenigen Monaten wirst du mir einen Text schreiben. Obwohl ich deine Nummer gelöscht habe, werde ich wissen, dass du es bist.

Wie ich schon sagte: Wir haben das schon einmal durchgemacht, was heißt, dass diese Nummer schon früher auf meinem Bildschirm aufgetaucht ist und sich diese Ziffern in mein Gehirn eingebrannt haben. Du textest mir also.

Du wirst fragen, wie es mir geht und vielleicht sogar etwas leicht flirtend Angehauchtes sagen. Und genau in dem Moment werde ich nachgeben.

Ich werde alles zurücknehmen, was ich mir in meinem Kopf gesagt habe – dass ich den Kontakt abbreche, dass es das Beste für mich ist und der einzige Weg, wie ich mich weiterbewegen kann. 

Jeder rationale Gedanken wird sich verflüchtigen und ich bin sofort wieder zu dir hingezogen. Ich werde nett antworten, ich werde wahrscheinlich zurückflirten. Wir texten vielleicht ein bisschen – dabei werden aber nicht zu viele Informationen ausgetauscht.

Du wirst mir nie davon erzählen, was in deinem Leben passiert. Wir werden Erinnerungen an unsere Zeit zusammen wachrufen. Ich werde mir Hoffnungen machen. Vielleicht heißt dieses halbgare Interesse, dass du deine Meinung geändert hast.

Vielleicht hast du sie verlassen und willst mich. Also mache ich wieder die sozialen Medien auf und fange an zu recherchieren. Sie ist immer noch an deiner Seite. Ihr plant bald zu heiraten.

Ich spreche es nicht an; ich sage nichts. Ich kann diese Interaktion mit dir nicht gefährden – wer weiß schon, wie lange ich noch habe.

Aber dann, wie immer, verschwindest du langsam.

Du antwortest nicht auf einen Text oder du sagst etwas Sarkastisches, wodurch ich mich wie ein Idiot fühle. Du spürst, dass ich mir Hoffnungen auf etwas mache, das nicht passieren wird, und verschwindest genauso schnell, wie du gekommen bist.

Es ärgert mich und der gefährliche Kreislauf beginnt von vorne.

Ich will dich wegen des endlosen Schmerzes aus meinem Leben haben, den zu verursachen scheinst. Gleichzeitig kann ich mir nicht vorstellen, nie wieder etwas von dir zu hören.

Es macht mir schreckliche Angst zu denken, dass du dich eines Tages nicht mehr melden wirst, dass ich deine Nummer nicht mehr auf meinem Telefon auftauchen sehe.

Egal, wie sehr es mich also zerstört, werde ich weiter warten…