Ein offener Brief an den Mann, den ich liebte – und losließ

Lieber Du,

es sind Monate vergangen, seitdem ich dich gesehen habe. 

Beim letzten Mal dachte ich, dass wir es vielleicht schaffen würden. Wir saßen in meinem Auto und redeten darüber, dass getrennt zu sein dumm war, dass wir einander zu viel bedeuteten, um zu gehen, was schief gelaufen war, und wir küssten uns, wie wir es schon tausendmal zuvor getan hatten.

Und im Verlauf der nächsten Wochen dann, als ich dachte, wir wären dabei, uns wieder zusammenzunähen, trennte sich alles auf. Ich wünschte, ich wüsste, wie man flickt…

Was zwischen uns passiert ist, ist so chaotisch. All die für eine ordentliche Erklärung nötigen Nuancen würden nie in diesen Brief passen. Wir haben beide Fehler gemacht, die meisten davon unbeabsichtigt.

Wir haben uns beide von unseren schlimmsten Überzeugungen über uns selbst hindern lassen. Ich stieß dich weg, ohne es zu wollen, und du hast schließlich das Gleiche getan.

Gott, es war chaotisch. Aber es war ein schönes Chaos.

Mich in dich zu verlieben war eine der einfachsten Sachen, die ich je gemacht habe.

Ich werde immer dankbar für dich sein – dafür, wie du zu mir gekommen bist und mir gezeigt hast, dass die Art von Mann existiert, an die ich nicht geglaubt habe, dafür, wie du mich im Dunkeln gehalten und im Licht des Tages geküsst hast, dafür, wie du mich beschützt hast und mich hast wild sein lassen.

Ich habe dir vertraut – dir wie sonst niemandem. Mein Körper vertraute dir. Neben dir schlief ich: fest, tief, wohlig. Es war ungewohnt und willkommen.

Wegen dir begann ich an Möglichkeiten zu glauben, vor denen ich mich völlig verschlossen hatte, wenn du vorsichtig andeutetest, dass du sie vielleicht selbst wollen würdest.

Ich fing an, alles neu zu überdenken. Ich fing an, mir alles neu vorzustellen.

Du hast mich erkennen lassen, dass ich mich nicht mehr um Phantome und Ephemera wickeln wollte. Wegen dir wollte ich mich mit jemandem verflechten, meine Finger mit jemandem verschränken und meinen Kopf auf jemanden legen, der greifbar und beständig ist, anstatt auf jemanden, der vergänglich und flüchtig ist.

Du hast mich erkennen lassen, dass ich das mit dir wollte.

Aus unzähligen Gründen wusste ich nicht, wie ich es sagen sollte. So leicht es war, mich in dich fallen zu lassen, so sehr erschreckte es mich auch, schürte Ängste und tiefsitzende Unsicherheiten, die ich lange vergraben hatte.

Ich wartete auf einen unwiderlegbaren Beweis, dass du dich für mich entschieden hast – darauf, dass du es eindeutig sagst oder mich voll in deine Welt bringst.

Es macht Sinn, dass du es nicht getan hast. Ich kann mir vorstellen, dass du dachtest, du hättest explizit gefragt, aber für mich klang deine Frage wie ein Warnschuss, den ich vorher schon einmal gehört hatte.

Im Nachhinein betrachtet war ich nicht bereit für dich, für die Liebe, verletzlich zu sein, bis es fast an Panik grenzt.

Um ehrlich zu sein, warst auch du nicht bereit dafür. Männer, die bereit sind, daten keine Frauen, die mit den Worten für sich werben: “Immer mit der Ruhe, ich werde mich nicht in dich verlieben”.

Aber dann wiederum glaube ich, dass keiner von uns dachte, etwas zu finden, für das bereit zu sein sich lohnen würde, also haben wir es natürlich gefunden.

Wenn es denn eine Rolle spielt: Für mich warst du immer ein “JA!”. Wenn ich mehr Zuversicht gehabt hätte, dass du dasselbe fühlst, hätte ich dieses Wort wahrscheinlich ohne zu zögern gesagt und mich kopfüber in die Sache gestürzt, die ich so dringend vermeiden wollte.

Alles an mir wollte dich.

Ich habe dich angebetet, ganz und gar und ohne Zurückhaltung. Ich dachte, dass du unmöglich das Gleiche fühlen könntest. Das hat genauso viel mit mir zu tun wie mit dir – und alles damit, was schiefgegangen ist.

Es wurde zu unserem Verhängnis. Es führte zu einem Wirrwarr von Fehlkommunikation, zurückgehaltenen Worten und Ängsten, die zu einem wachsenden Knoten von persönlichen Problemen und Timing beitrugen.

Wären wir beide in einem besseren inneren Zustand gewesen, hätten wir diese Knoten wahrscheinlich lösen können. Wir waren so gut darin, für eine Weile. Oder eher: Du warst so gut darin.

Und während du die Fäden unserer Missverständnisse geschickt entwirrtest, konnte ich fühlen, wie sich meine Ängste verflüchtigten. Ich sah die Aufrichtigkeit in deinen Augen und fühlte die Güte und Beständigkeit deiner Berührung.

Niemand war jemals so beständig so sanft zu mir gewesen. Danke, dass du mich das aus erster Hand hast erleben lassen.

Irgendwann wurde mir klar, dass darauf zu bestehen, an dir festzuhalten, uns beiden mehr schadete als nützte – dass es das, was etwas Wundervolles gewesen war, in etwas viel zu Mühsames verwandelte, und ich wusste, dass ich loslassen musste.

Ich wusste, dass ich es tun muss.

Es tut mir leid, wenn ich dadurch auch deines gebrochen habe.

Bitte glaube mir, wenn ich sage, dass ich losgelassen habe, aber dich nicht aufgegeben habe. Das war nie eine Option.

Aber einander zu verletzen, weil wir nicht die Energie hatten, den anderen richtig zu behandeln, war auch keine Option. Ich musste aufhören, deiner Liebe hinterherzujagen und anfangen, sie mir selbst zu geben – und ich hatte den Verdacht, dass auch du das tun musstest.

Dass wir beide am Ende dem hinterherjagten, was für uns schon bereitstand, ist eine herzzerreißende Realität, die ich immer noch nicht ganz begreifen kann, obwohl ich es immer wieder versuche.

Wenn wir es voneinander hätten annehmen können, wären die Dinge vielleicht anders gelaufen. Aber dann wiederum vielleicht auch nicht, weil das Leben so verkorkst ist.

Es tut mir leid, wie ich dich verletzt habe. Es tut mir leid, dass ich nicht den Mut hatte, die Worte zu sagen, die mir monatelang auf der Zunge lagen; ich wartete darauf, dass du sie für mich sagst.

Es tut mir leid, dass ich dich nicht einfach gefragt habe, was du wirklich wolltest und dass ich nicht daran geglaubt habe, dass ich es sein könnte.

Es tut mir leid, dass alles auseinandergefallen ist.

Ich wollte nichts mehr, als es – uns – zusammenzuhalten, und ich bereue, dass ich es nicht in mir hatte, mehr dafür zu tun.

Ich finde es immer noch furchtbar, dass es zu Ende gegangen ist, aber ich bin dankbar für die Lektionen, die ich an diesem Ende gelernt habe. Es hat mich in Richtung Wachstum und Heilung bewegt und dahin, die Arbeit zu tun, für die ich zuvor nie einen Grund gefunden hatte.

So für dich zu empfinden, wie ich es getan habe, hat mir die Stellen in mir gezeigt, die noch nicht verheilt waren, die Risse, die ich übermalt, aber nie wirklich gefüllt hatte. Diese Risse haben mich zerbrechlicher gemacht, als ich je irgendjemanden, vor allem mich selbst, habe glauben lassen.

Ich fülle sie jetzt.

Ich habe so viel von dir und unserer Kollision gelernt. Es hat mein Herz auf all die besten und schlimmsten Weisen aufgebrochen. Ich bin ein besserer Mensch wegen dir und dem Mist, den wir uns aus Versehen gegenseitig angetan haben, und wegen der Augenblicke unglaublicher Zärtlichkeit, die du mir gegeben hast.

Du warst der erste Mann, der den eisernen Willen hatte, mit mir zusammen zu sein und der einzige, bei dem es für mich okay war, einen eisernen Willen zu haben, mit ihm zusammen zu sein. Der zweite Teil davon war eine Offenbarung, allerdings eine, die zu spät kam.

Ich denke oft an dich. Ich hoffe, es geht dir gut. Ich hoffe, du hast kolossales Glück gefunden, im umgekehrten Verhältnis zum Unglücklichsein, das du so lange empfunden hast.

Ich hoffe, du konntest zulassen, dass du dich liebst, so sehr, wie (oder sogar mehr als) der Rest von uns dich liebt, mich eingeschlossen. Ich hatte nie den Mumm, es dir zu sagen, aber ich habe dich geliebt.

Gott, habe ich dich geliebt.

Das hat mich verändert. Es hat alles verändert.

Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast, als ich krank war, mich zum Lachen gebracht hast, als du die Eier kaputt gemacht hast, deine Fehler wieder gut gemacht hast, dass du angeboten hast, meine Mutter zu treffen, mich nur einfach so angerufen hast, deine Schriften und dein Herz mit mir geteilt hast und dass du deine Arme um mich gelegt hast, wenn ich geweint habe.

Danke, dass du mir etwas über die Liebe gezeigt hast, bis du nicht mehr konntest.

Danke, dass du trotzdem versucht hast, da durchzukommen.

Vor allem: Danke, dass du mich dich lieben lässt, auch wenn ich nie die Worte finden konnte.

Für immer,

Ich