Empathen und Sucht: die gefährliche Beziehung

Warum sind Empathen so anfällig für Süchte, sei es nach Alkohol, Drogen, Sex, Essen, Glücksspiel, Shopping oder anderen Dingen? Besteht irgendein Zusammenhang zwischen Empathen und Sucht?

Empathen können durch ihre extreme Empfindsamkeit überfordert und überstimuliert werden. Wenn sie “zu viel empfinden”, einschließlich ihres eigenen Schmerzes oder des Schmerzes anderer Menschen, greifen manche Empathen zur Selbstmedikation.

Wenn sie nicht wissen, wie sie diese Reizüberflutung handhaben sollen, betäuben sie sich, um ihre Gedanken und Gefühle abzuschalten und ihre Empathie zu verringern, obwohl sich nicht alle dieser Beweggründe bewusst sind.

Du zahlst einen hohen Preis, wenn du deine Empfindsamkeiten mit Süchten verarbeiten willst. Dadurch werden Körper, Geist und Seele abgenutzt und Krankheiten, Depressionen und weitere Ängste ausgelöst, während du versuchst, eine überstimulierende Welt handzuhaben.

Süchte bieten allerhöchstens kurzfristige Erleichterung von der Reizüberflutung, aber langfristig hören sie auf zu wirken und verschlimmern dein Gefühl der Überforderung.

Selbsteinschätzung und sich Unterstützung holen

Auch wenn nicht alle Alkoholiker oder Süchtige die Energie anderer Menschen aufnehmen, ist mir aufgefallen, dass ein Großteil es tut. Leider bleiben viele Empathen unerkannt und sehen nicht, dass ihr Suchtverhalten von Überstimulation und Hochsensibilität angetrieben wird.

Darum ist es grundlegend wichtig zu verstehen, ob du durch dein Suchtverhalten deine Empfindsamkeiten zu bewältigen versuchst. Wie findest du das heraus? Stelle dir die folgenden Fragen:

Habe ich schon einmal probiert, einen Monat lang nicht mehr zu viel zu essen oder Drogen zu konsumieren, es aber trotz meiner besten Vorsätze nur ein paar Tage durchgehalten?

Greife ich zu Selbstmedikation, um soziale Ängste oder den Stress zu mildern, den ich aus der Welt aufnehme?

Wenn du den Verdacht hast, dass du die Reizüberflutung des Empathen mit Alkohol, Drogen, übermäßigem Essen oder Suchtverhalten zu bewältigen versuchst, überlege dir, anhand der folgenden Aussagen, wie du damit umgehst.

Ich nutze Substanzen oder andere Süchte, wenn:

1. …ich von Emotionen (meinen eigenen oder denen anderer) überwältigt werde.

2. …ich emotionalen Schmerz empfinde und frustriert, ängstlich oder deprimiert bin.

3. …meine Gefühle verletzt sind.

4. …ich mich in meiner eigenen Haut nicht wohlfühle.

5. …ich nicht schlafen kann.

6. …ich mich in einer Situation emotional nicht sicher fühle.

7. …ich mich kritisiert, beschuldigt oder zurückgewiesen fühle.

8. …ich mich schüchtern oder ängstlich fühle oder nicht in die Gesellschaft passe.

9. …ich mich zu Hause isoliere und Selbstvertrauen brauche, um in die Öffentlichkeit zu gehen.

10. …ich müde bin und einen Energieschub brauche.

11. …ich mich von Energievampiren ausgelaugt fühle.

12. …ich flüchten und die Welt ausschließen möchte.

Und so kannst du diese Selbsteinschätzung auswerten:

Wenn du nur eine der Aussage mit Ja beantwortet hast, bedeutet dies, dass du manchmal versuchst, mit einer Sucht mit deinen Empfindlichkeiten umzugehen.

Wenn du 2-5 Fragen mit Ja beantwortet hast, bedeutet dies, dass du dich mittelschwer auf eine Sucht als Selbstmedikation für Gefühle der Reizüberflutung verlässt.

Wenn du 6 oder mehr Fragen mit Ja beantworte hast, bedeutet dies, dass du Empathie größtenteils durch Suchtverhalten handhabst.

Alternativen zur Selbstmedikation: Strategien und Lösungen

Selbsterkenntnis ist befreiend. Keine Scham. Keine Schuld. Wenn du dir deiner Suchttendenzen bewusst bist, bekommst du ein größeres Verständnis dafür, wie du mit deiner Empathie umgehst.

Dann kannst du sie produktiver handhaben. Hier sind einige aktive Schritte, mit denen du die Reizüberflutung handhaben kannst.

Zuerst musst du deine Sucht erkennen. Bewerte ehrlich: Wie oft in der Woche trinke ich oder nehme andere Substanzen zu mir? Wie oft esse ich zu viel, um mit dem Überforderungsgefühl fertig zu werden?

Benutze ich andere Süchte (wie Sex, Liebe, Glücksspiel, Shopping, Videospiele, Internet oder zu viel Arbeit), um mein Angstniveau zu senken oder meine Empfindsamkeiten abzuschalten?

Gehe mitfühlend mit dir selbst um. Schau, ob du ein Muster der Selbstmedikation deiner Gefühle finden kannst. Die Selbstmedikation, auch wenn es nur einmal pro Woche oder pro Monat passiert, deutet darauf hin, dass du ein Suchtproblem haben könntest.

Zweitens ist die Erkenntnis grundlegend wichtig, dass nichts Externes – keine Substanz, kein Mensch, kein Job und kein Geld – dafür sorgen kann, dass du dich mit dir und deinen Empfindlichkeiten wohlfühlst.

Glücklich zu sein kommt von innen. Du musst lernen, dich selbst zu kennen, zu lieben und zu akzeptieren, was ein lebenslanger Prozess der Entdeckung ist.

Je mehr du vor deinen Empfindsamkeiten davonläufst, desto unwohler fühlst du dich. Wie der Buddha sagte: “Es gibt keine äußere Zuflucht”.

Drittens solltest du für einen fortlaufenden Plan zur Suchtbewältigung in Betracht ziehen, eine Psychotherapie zu machen und/oder an einem Zwölf-Schritte-Programm teilzunehmen, um Unterstützung zu bekommen.

Es ist wichtig, Heilmodalitäten zu finden, um dich zu inspirieren, eine gesunde Beziehung zu dir selbst und anderen zu haben.

Als Empath bist du dann nicht mehr dem schmerzhaften Gefühl der Reizüberflutung ausgeliefert und wirst in der Lage sein, dich selbst zu zentrieren, um ein befreiendes Gefühl des Gleichgewichts in deinem Leben zu finden.