Narzissten: Warum triggern sie dein Kindheitstrauma?

Der Gedanke, dass Narzissten dein Kindheitstrauma triggern, erscheint vielleicht seltsam. Vielleicht bist du dir nicht einmal bewusst, dass ein solches Trauma existiert.

Lies weiter, um die genauen Anzeichen von Kindheitstrauma und den Grund zu erfahren, warum Narzissten es an die Oberfläche holen können.

Was ist Kindheitstrauma?

Wenn wir den Begriff “Kindheitstrauma” hören, stellen wir es uns als ein seltenes und weit entferntes Phänomen vor. Es kommen uns möglicherweise Bilder von verängstigten Kindern aus Kriegsgebieten in den Sinn.

Aber Kindheitstraumata sind häufiger, als du denkst. Um genau zu sein, haben mehr als zwei Drittel der Kinder mindestens ein traumatisches Ereignis erlebt, bis sie 16 Jahre alt sind. 

Manchmal ist das Trauma ein unbemerktes äußeres Ereignis, wie eine Naturkatastrophe, Krieg, Gewalt in der Schule oder ein plötzlicher Verlust. Meistens geschieht es jedoch innerhalb der Familie (beispielsweise durch Misshandlung, Vernachlässigung oder das Miterleben von häuslicher Gewalt).

Selbst etwas, das wir als banal betrachten, kann sich massiv auf ein Kind auswirken. Beispielsweise können verbale Angriffe wie Hänseleien, Schimpfwörter oder Erniedrigungen ebenso traumatisch sein wie körperliche Angriffe.

Schließlich bedeutet das Wort “Trauma” “Wunde”. Alles, was dich verwundet, kann traumatisch sein.

Dieser Artikel erklärt, warum Narzissten dein Kindheitstrauma triggern und welche Anzeichen es gibt, dass du ein verdrängtes traumatisches Erlebnis hattest.

Emotionaler Missbrauch kann also auch ein Trauma verursachen und damit zu einer PTBS führt.

Wenn jedes dritte Kind ein traumatisches Erlebnis hatte, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass viele von uns unter einem verdrängten, ungelösten oder nicht verheilten Trauma leiden.

Und hier wird es schräg: Wenn du es mit einer unerkannten Traumatisierung zu tun hast, ist es wahrscheinlich, dass du einen Narzissten oder anderen toxischen Partner anziehst.

Die Auswirkung von Trauma auf die Partnerwahl

Viele Frauen (und Männer) leiden unter dem Gefühl, dass sie die falschen Menschen anziehen oder dass etwas mit ihnen nicht stimmt.

Warum lande ich immer wieder in toxischen Beziehungen? Warum finde ich nie jemanden, der mich gut behandelt?

Die Antwort könnte ungelöstes Kindheitstrauma sein.

Ohne es zu merken, durchleben Trauma-Opfer ihre Kindheitserlebnisse erneut mit einem teilnahmslosen oder misshandelnden Partner, wie beispielsweise einem Narzissten.

Es ist, als ob eine starke und geheimnisvolle Kraft dich dazu bringt, diesen misshandelnden Menschen nachzugehen. Du weißt nicht, warum; du fühlst einfach starke Anziehung zu einem bestimmten “Typen”.

Egal, ob es sich um eine Freundschaft oder eine Liebesbeziehung handelt, sind narzisstische Tendenzen das, womit du vertraut bist. Darum ist es die “einfachere” Wahl.

Selbst wenn du weißt, dass es nicht gesund oder richtig ist, weiß zumindest dein Nervensystem, was zu erwarten ist.

Schließlich haben deine Erfahrungen, Überzeugungen, Gedanken und Wahrnehmungen der Welt dir bisher geholfen, zu überleben. Woher solltest du also einen anderen Weg kennen?

Um Kindheitswunden zu heilen, sind zwei Partner vonnöten, die bereit sind, an der Bildung einer sicheren Bindung zu arbeiten.

Aber mit einem Narzissten kann sich dies wie eine unmögliche Aufgabe anfühlen. Ohne diese sichere Bindung bleiben Trauma-Opfer aber im Kreislauf der narzisstischen Misshandlung stecken.

Wie holen Narzissten Kindheitstraumata an die Oberfläche?

Mit einem Narzissten zusammen zu sein kann enorm stressig und unberechenbar sein.

Da du bei einem Narzissten selten weißt, woran du bist, ist es fast unmöglich, dich in der Beziehung sicher und geborgen zu fühlen.

Ohne dieses Gefühl von Sicherheit hat dein Nervensystem nie wirklich die Gelegenheit, sich zu entspannen.

Stattdessen befindest du dich vielleicht in einem ständigen Zustand der Übererregung, fühlst dich nervös, immer in höchster Alarmbereitschaft, ängstlich, reizbar und emotional, und erlebst oft erneut Symptome des traumatischen Stresses.

Wie wirkt sich ungelöstes Kindheitstrauma auf Menschen aus?

Ob das Trauma körperlicher, emotionaler, psychologischer oder sexueller Art war: Die Auswirkungen zeigen sich in verschiedenen Beziehungsproblemen.

Opfer glauben tief im Inneren, dass man niemandem vertrauen kann, dass Nähe nicht sicher ist und dass eine sichere, liebevolle Bindung unmöglich ist.

Viele reden sich ein, dass sie fehlerhaft, nicht gut genug oder unwürdig sind, geliebt und mit Respekt behandelt zu werden.

Wenn deine frühkindlichen Beziehungen Quellen überwältigender Ängste oder Beunruhigung sind, wird eine unsichere oder desorganisierte Bindung gebildet. Als Erwachsener kannst du dich dann allein und hilflos fühlen.

Du klammerst dich vielleicht an Gedanken und Überzeugungen wie diese:

  • Vertraue niemandem; es ist nicht sicher.
  • Sei keine Last; störe niemanden.
  • Grüble nicht über deine Gefühle nach; gehe einfach weiter.

Wenn jeder Tag wehtut und du einfach nur überleben musst, helfen dir diese Gedanken, damit umzugehen. Aber als Erwachsener fühlt sich das Zusammensein mit Menschen, die sicher und liebevoll sind, falsch an.

Symptome eines durch narzisstische Misshandlung getriggerten Traumas können sein:

  • Das Gefühl, festzustecken (und Unklarheit, warum)
  • Alpträume oder Flashbacks 
  • Hoher Grad der Überregung: Angst, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Furcht, Aufregung,

Stress, Überforderung, Emotionalität usw.

  • Zwanghaftes Denken und wirbelnde Gedanken
  • Schwierigkeiten, Emotionen zu kontrollieren
  • Ausmalen von Worst-Case-Szenarien
  • Schuld/Scham
  • Gefühl von Betäubung/ Abdriften/Entkoppelung/ Dissoziation
  • Erschöpfung und extreme Müdigkeit
  • Die körperlichen Manifestationen von Trauma und Misshandlung, wie Kopf-, Bauch- und Brustschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Reizdarmsyndrom, unerklärte körperliche Krankheiten
  • Ungesunde Bewältigungsstrategien – Selbstverletzung, Essstörungen, Drogenmissbrauch.

Oft kann es Monate oder sogar Jahre dauern, bis du merkst, dass du in einer solchen toxischen Beziehung bist.

Darum ist es grundlegend wichtig zu verstehen, warum eine Traumabindung entsteht und was die häufigen Anzeichen dafür sind.

Traumabindungen

Eine Vorgeschichte der Misshandlung kann dich in Zukunft anfälliger für Misshandlung machen. Wir halten uns an gewohnte Muster, selbst wenn diese Muster toxisch oder schädlich sind.

Wenn du dich jemals gefragt hast, ob deine Beziehung wahre Liebe oder regelrechte Misshandlung war, dann hast du vielleicht die Macht einer Traumabindung erlebt.

Eine Traumabindung ist ein sich wiederholendes Muster der Abwertung und späteren Belohnung, das eine ungesunde Verbindung zwischen zwei Menschen schafft.

Traumatische Bindungen treten oft in Liebesbeziehungen auf. Sie können aber auch zwischen Kollegen, Familienmitgliedern oder Freunden bestehen.

Als neuartige Form der Manipulation durch narzisstische Partner umfassen Traumabindungen einen heftigen Kreislauf von Liebe und Aufregung, dem später schlechte Behandlung und Missbrauch folgen.

Der Narzisst konditioniert dich zu glauben, dass diese toxischen Verhaltensweisen zu erwarten sind. Während sich die Traumabindung vertieft, bekommt der Narzisst mehr Bestätigung, was zu weiterer Manipulation führt.

Alle Menschen, die in einer Beziehung mit einem Narzissten sind oder als Kind Trauma erlitten haben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, diese Art von Bindung zu erleben.

Das Verhalten, das du früher beobachtet hast, wird nun normalisiert.

Dein Nervensystem ist wiederum darauf vorbereitet, mit dem ungesunden Kreislauf umzugehen, trotz der Schmerzen, die er mit sich bringt.

Mit anderen Worten: Wenn jemand sich an Chaos gewöhnt hat, weisen wir den respektvollen, ehrlichen Menschen für den manipulativen, missbräuchlichen ab.

Gaslighting

Als Form der Manipulation und der emotionalen Misshandlung ist Gaslighting in einer Liebesbeziehung ein großer Trigger für Traumareaktionen. Es ist auch ein typisches Merkmal des Narzissmus.

Narzissten erzählen unverhohlene Lügen, machen falsche Anschuldigungen, verdrehen die Wahrheit und lassen dich schlussendlich an dir selbst und deiner Realität zweifeln.

Zeichen für Gaslighting:

Du fühlst dich nicht mehr wie du selbst oder wie der Mensch, der du einmal warst.

  • Angstzustände und Verlust des Selbstvertrauens.
  • Häufiges Grübeln, ob du überreagierst oder zu sensibel bist.
  • Du fühlst dich, als ob alles, was du tust, irgendwie falsch ist und du immer schuld bist.
  • Du fühlst den Drang, dich ständig zu entschuldigen.
  • Ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt, aber du kannst nicht sagen, was es ist.
  • Du fragst dich, ob deine Reaktionen der Situation angemessen sind.
  • Du suchst Ausreden für das Verhalten deines Partners.

Diese Zeichen führen zu einem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, welche ebenfalls häufig erlebte Traumasymptome sind.

Es ist möglich, den Kreislauf zu durchbrechen

Wenn du Zeit und Mühe in eine Beziehung gesteckt hast, ist es schwer zu gehen. Aber wenn du es mit einem Narzissten zu tun hast, kann es noch schwerer sein zu wissen, was du tun oder wohin du dich wenden sollst.

Das liegt daran, dass Narzissten dir dein Gefühl der Eigenmächtigkeit wegnehmen. Das tun sie beispielsweise, indem sie die Probleme einer traumatischen Kindheit an die Oberfläche holen.

Diese Traumata zu triggern hat einen zutiefst verwirrenden und entmachtenden Effekt. Aber es ist möglich, diesen Kreislauf zu durchbrechen und dein Hingezogensein zu Narzissten und anderen toxischen Menschen auszuschalten.

Du kannst dies tun, indem du dir deiner Muster bewusst wirst.

Kindheitstraumata hinterlassen ihre Spuren in Form von selbstsabotierenden Überzeugungen und Verhaltensmustern, die es problematisch machen, gesunde, stabile und authentische Beziehungen zu finden.

Aber indem du dir ihrer bewusst wirst, kannst du lernen, deine Perspektive zu verschieben, dein inneres Kind zu beschützen und anfangen, diese alten, zerstörerischen Wunden zu heilen.

Mit einem Therapeuten zu arbeiten, der Erfahrung mit Trauma, Misshandlung oder Beziehungs- und Bindungstraumata hat, kann dir helfen, deine früheren Erfahrungen zu überwinden und ein Modell für zukünftige gesunde, sichere Bindungen aufzubauen.