Warum ein Kindheitstrauma zu einer Borderline-Persönlichkeitsstörung führen kann

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) ist eine Erkrankung, die durch Verlassenheitsängste, instabile Beziehungen, Aggression und Impulsivität gekennzeichnet ist.

Laut einer aktuellen Studie haben Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Kindheitstrauma erlebt als Menschen ohne diese Störung.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung hat ihre Wurzeln eher in frühkindlichen Traumata als in genetischer Anfälligkeit.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) ist eine psychiatrische Störung, die durch intensive Ängste vor dem Verlassenwerden, Schwierigkeiten bei der Emotionsregulierung, Gefühle der Leere, instabile zwischenmenschliche Beziehungen, Impulsivität und eine erhöhte Risikobereitschaft sowie ein hohes Maß an zwischenmenschlicher Aggression gekennzeichnet ist.

Es scheint, dass Frauen häufiger von BPD betroffen sind, zumindest in klinischen Einrichtungen, als Männer, mit einem Verhältnis von etwa vier zu eins.

Um die Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung besser zu verstehen, rekrutierten die Forscher 95 erwachsene Frauen, von denen 44 bereits mit der Störung diagnostiziert worden waren, und beantworteten eine Reihe von psychologischen Fragebögen, darunter einen Fragebogen zur Lebensgeschichte, einen Persönlichkeitstest, einen Fragebogen zur Messung der Aggressivität, einen Fragebogen zu Kindheitstraumata und einen Fragebogen zu chronischem Stress.

Die Forscher erfassten auch die “allostatische Belastung” der Teilnehmer, d. h. die Abnutzung des Körpers durch chronischen Stress, indem sie körperliche Stressindikatoren wie den Blutdruck, das Verhältnis von Taille zu Hüfte und den Body Mass Index maßen.

Ein “Syndrom des Lebensrhythmus”

Sie fanden heraus, dass Teilnehmer mit Borderline-Persönlichkeitsstörung im Fragebogen zum Kindheitstrauma signifikant höhere Werte erzielten als Teilnehmer ohne BPD. Dieses Ergebnis bestätigt andere Forschungsergebnisse, wonach bis zu 80 Prozent der Menschen mit diagnostizierter Borderline-Persönlichkeitsstörung in ihrer Kindheit eine Form von emotionaler Vernachlässigung und körperlichem oder sexuellem Missbrauch erlebt haben.

In der Studie wird die Abfolge der Ereignisse, die zur Entwicklung einer BPD führen, genauer untersucht. Die Autoren stellen die These auf, dass Kindheitstraumata ein “Syndrom des Lebensrhythmus” hervorrufen, bei dem die Betroffenen schneller wachsen, einen höheren Stoffwechsel aufweisen und anfälliger für einen frühen körperlichen Verfall und Tod sind. Dies führt zu einer höheren allostatischen Belastung im Erwachsenenalter.

Erwartungsgemäß wiesen BPD-Patienten signifikant höhere Werte auf, die auf ein schnelles “Syndrom des Lebensrhythmus” hindeuten, als Kontrollpersonen, sie waren aggressiver, stärker mit chronischem Stress belastet und waren in ihrer Kindheit schwereren Widrigkeiten ausgesetzt. 

Sie berichten auch über deutliche Persönlichkeitsunterschiede zwischen BPD- und Nicht-BPD-Personen. So stellten die Forscher beispielsweise fest, dass BPD-Teilnehmer höhere Werte für Neurotizismus, niedrigere Werte für Extraversion, niedrigere Werte für Gewissenhaftigkeit und niedrigere Werte für Verträglichkeit aufwiesen. Sie stellten auch fest, dass BPD-Personen weniger offen für neue Erfahrungen waren.

Soweit wir wissen, ist dies die erste Studie, die sich direkt mit der Frage befasst, ob die als Borderline-Persönlichkeitsstörung bezeichnete Krankheit Merkmale aufweist, die auf ein schnelles Lebensrhythmus-Syndrom hindeuten, was unter anderem zu einer schlechteren Wartung und Reparatur des Körpers führt.

Die Ergebnisse könnten daher von besonderer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit sein, insbesondere im Hinblick auf die Prävention und Risikominderung für schädliche Folgen, die nicht nur psychologisch, sondern auch durch die körperliche Gesundheit bedingt sind.

Ein schnelles Lebensrhythmus-Syndrom ist nicht spezifisch für BPD; andere psychiatrische Erkrankungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, bipolare Störungen und Suchterkrankungen fallen ebenfalls in diese Kategorie.