Es ist eine der schmerzhaftesten Fragen, die in einer Beziehung auftauchen können: Wie kann ein Mann, der sagt, dass er liebt, gleichzeitig etwas tun, das so viel zerstört?
Wie passt echtes Gefühl mit einem Verhalten zusammen, das Vertrauen, Sicherheit und Intimität untergräbt? Viele Frauen, die mit Untreue konfrontiert sind, erleben diese Frage als einen inneren Schock.
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Denn wenn die Liebe echt war – warum reichte sie nicht aus, um treu zu bleiben? Warum sucht jemand das Risiko, das Verbotene, das Doppelte, wenn er das Wertvollste bereits an seiner Seite hat?
Fremdgehen ist nicht immer ein Zeichen für fehlende Liebe – sondern für mangelnde Reife
Der Grund, warum diese Art des Verrats so schwer zu verstehen ist, liegt darin, dass wir in unserer Vorstellung Liebe mit Sicherheit verknüpfen.
Wir glauben, dass echte Liebe automatisch treu macht. Dass sie schützt, was man liebt. Dass man niemanden verletzt, den man aufrichtig schätzt. Doch in der Realität greifen oft ganz andere Dynamiken.
Viele Männer gehen nicht fremd, weil sie ihre Partnerin nicht lieben. Sie gehen fremd, obwohl sie es tun. Sie lieben – aber sie sind nicht in der Lage, diese Liebe verantwortungsvoll zu halten. Nicht, weil sie kalt oder böse wären, sondern weil sie selbst innerlich unfertig geblieben sind.
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Wenn sich der Mann in die Affäre verliebt
Ein Mann, der innerlich nicht gereift ist, erlebt echte Nähe nicht nur als schön, sondern auch als beängstigend. Liebe macht verletzlich, sie fordert Offenheit, Selbstreflexion, emotionale Präsenz. Nicht jeder Mann kann das aushalten.
Wer nie gelernt hat, mit den eigenen Gefühlen umzugehen, sucht sich oft einen Umweg – und dieser Umweg kann das Fremdgehen sein. Die Affäre wird dann zum Fluchtraum vor der Tiefe, die die Partnerschaft verlangt. Nicht, weil er seine Partnerin nicht liebt, sondern weil er sich selbst in ihr nicht mehr halten kann.
Auch alte Verletzungen spielen eine Rolle. Ein Mann, der in seiner Kindheit oder früheren Beziehungen gelernt hat, dass Nähe unsicher ist, kann in einer stabilen Partnerschaft unbewusst wieder Distanz schaffen – indem er sie sabotiert.
Die Untreue ist dann ein Ausdruck seiner alten Muster, nicht unbedingt seiner aktuellen Gefühle. Er zerstört nicht die Liebe, weil sie ihm egal ist – sondern weil sie ihn überfordert.
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Ein weiterer Grund liegt in der verzerrten Vorstellung von Männlichkeit, die viele Männer geprägt hat. Wer als Junge gelernt hat, stark, unabhängig, begehrenswert und kontrolliert zu sein, hat oft nie gelernt, schwach, unsicher, verletzbar und ehrlich zu sein.
In der Liebe zeigen sich diese Seiten aber immer. Wer sich darin nicht auskennt, sucht sich Ausweichbewegungen – körperlich, emotional, sexuell. Die Affäre wird dann nicht zur Flucht vor der Partnerin, sondern vor sich selbst. Es fehlt nicht an Liebe – es fehlt an innerer Klarheit.
Auch das Thema Selbstwert spielt eine große Rolle. Manche Männer fühlen sich in der Beziehung emotional abhängig oder ungenügend. Wenn sie das Gefühl haben, nicht mehr gesehen, nicht mehr bewundert, nicht mehr begehrt zu werden, suchen sie diese Bestätigung im Außen.
Fremdgehen ist dann ein Akt der Selbstvergewisserung – nicht gegen die Partnerin, sondern für das eigene brüchige Ego. Die Affäre füllt etwas auf, das innen leer ist. Sie heilt nichts, aber sie betäubt den Schmerz, für den er keine Sprache hat.
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Ist Fremdgehen ein Fehler oder eine Entscheidung?
Manche Männer gehen auch fremd, weil sie Angst vor dem Ende der Beziehung haben – und sich eine Art emotionale Notausgangstür offenhalten wollen. Sie binden sich bereits neu, bevor sie das Alte loslassen. Nicht aus Berechnung, sondern aus Unsicherheit.
Die neue Frau ist nicht unbedingt besser, sie ist nur frei von der Last des Alltags. Frei von Konfrontation, Tiefe und Verantwortung. Die Beziehung wird nicht ersetzt – sie wird vermieden.
Liebe allein reicht nicht – wenn sie nicht getragen wird
Viele Frauen, die betrogen wurden, fragen sich danach: War ich nicht genug? Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich zu viel gegeben? Zu wenig? Diese Fragen tun weh, weil sie die Schuld bei sich selbst suchen.
Doch sie gehen an der Wahrheit vorbei. Denn oft hat der Betrug nichts mit der Partnerin zu tun – sondern mit dem inneren Zustand des Mannes. Nicht du warst zu wenig. Er war nicht bereit, deine Nähe wirklich auszuhalten.
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Ist Treue möglich oder gehen wir immer fremd?
Man kann lieben und trotzdem verletzen. Das ist keine Entschuldigung – aber eine Erklärung. Liebe ist nicht automatisch gleich Reife. Nicht automatisch gleich Mut. Nicht automatisch gleich Haltung.
Ein Mann kann echte Gefühle haben, aber keine Stabilität. Er kann Zärtlichkeit empfinden, aber keine Konsequenz leben. Er kann sich binden wollen, aber gleichzeitig Angst davor haben, sich selbst zu verlieren.
Und all das lebt in ihm nebeneinander, ohne dass er es klar versteht. Für die betrogene Frau fühlt es sich an wie Verrat. Für ihn vielleicht wie Verwirrung.
Fremdgehen ist immer ein Bruch. Es hinterlässt eine Wunde, die Vertrauen zerstört und Sicherheit entzieht. Doch es ist nicht immer ein Beweis für fehlende Liebe. Es ist manchmal ein Zeichen dafür, dass jemand nicht weiß, wie man mit Liebe lebt, wenn sie ernst wird.
Denn Liebe ist nicht nur Gefühl. Sie ist Entscheidung, Verantwortung, Konsequenz.Und wer das nicht tragen kann, wird ausweichen – auch wenn er liebt.
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Die entscheidende Frage ist nicht, ob er dich geliebt hat – sondern ob er dich aufrichtig halten konnte
Wenn du betrogen wurdest, brauchst du keine Erklärung, die alles logisch macht. Was du brauchst, ist eine Antwort auf das Gefühl in dir: Will ich dort bleiben, wo ich immer wieder kämpfen muss, um sicher zu sein?
Will ich eine Beziehung, in der ich tief empfinde, aber nie tief ankommen darf? Die Frage ist nicht, ob er dich liebt. Sondern: Reicht seine Art zu lieben für dich?
Denn du darfst tief lieben – aber du musst dich darin nicht verlieren. Du darfst verzeihen – aber du musst dich nicht ständig beweisen. Du darfst fragen – aber du musst nicht mit Halbwahrheiten leben.
Und vor allem: Du darfst loslassen, was sich nicht wie Verlässlichkeit anfühlt, selbst wenn Gefühle da sind.
Ein Mann, der fremdgeht, obwohl er liebt, verliert oft nicht nur dich – er verliert die Chance, zu wachsen. Und du? Du verlierst vielleicht die Illusion, aber gewinnst deine Würde zurück.
Denn am Ende zählt nicht, was er gefühlt hat – sondern wie du dich mit ihm gefühlt hast. Und wenn das nicht nach Liebe klang, dann ist es Zeit, deine eigene Stimme wieder zu hören. Sie sagt dir, was du wirklich brauchst.