Fremdgehen ist kein Versehen, sondern eine klare Entscheidung

Wenn Menschen über Untreue sprechen, fällt oft ein Satz, der alles verharmlosen soll: „Es ist einfach passiert.“

Damit wird Fremdgehen dargestellt wie ein Unfall, ein Augenblick, in dem die Kontrolle verloren ging, ein Missgeschick, das man kaum hätte verhindern können.

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Doch die Wahrheit ist: Fremdgehen ist niemals ein Versehen. Es ist kein Stolpern, kein versehentlicher Ausrutscher. Es ist immer eine Entscheidung – bewusst oder unbewusst, aber niemals zufällig.

Untreue hat viele Gesichter. Sie kann körperlich sein, in einem Kuss, in einer Affäre, in einer Nacht, die alles verändert. Sie kann aber auch emotional sein, in den Nachrichten, die heimlich geschrieben werden, im Vertrauen, das mehr und mehr einer anderen Person geschenkt wird, während der eigentliche Partner oder die Partnerin ausgeschlossen bleibt.

Doch egal in welcher Form: Untreue ist das Resultat von Entscheidungen. Kleine Entscheidungen, die nach und nach getroffen werden, bis die Grenze überschritten ist. Und genau darin liegt die Wahrheit, die so viele nicht sehen wollen.

In diesem Artikel möchte ich tief in das Thema eintauchen: Warum Fremdgehen keine spontane Handlung ist, sondern ein Prozess, der mit klaren inneren Schritten verbunden ist. Warum die Ausrede „Es ist einfach passiert“ nichts anderes als eine Flucht vor Verantwortung ist.

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Und warum es so wichtig ist, diese Wahrheit zu erkennen, wenn man selbst betroffen ist – sei es als die Person, die betrogen wurde, oder als diejenige, die betrogen hat.

Der Mythos vom „Ausrutscher“

Viele Menschen verwenden den Begriff „Ausrutscher“, wenn es um Untreue geht. Sie tun so, als sei Fremdgehen ein Moment der Schwäche, fast so, als hätte man sich auf nassem Boden nicht mehr halten können und wäre gestürzt.

Dieses Bild ist bequem, weil es Verantwortung nimmt und Schuld verschiebt: auf den Alkohol, auf die Gelegenheit, auf das Gefühl, „es sei doch nichts Ernstes gewesen“.

Doch diese Erklärung ist nichts anderes als ein Mythos. Niemand fällt zufällig in ein fremdes Bett. Niemand schreibt über Wochen oder Monate heimlich Nachrichten, ohne sich bewusst dafür zu entscheiden.

Fremdgehen ist nicht ein einzelner Augenblick, sondern eine Reihe von Entscheidungen: die Entscheidung, Grenzen zu verschieben, die Entscheidung, Ehrlichkeit zu vermeiden, die Entscheidung, das eigene Bedürfnis über das Wohl des Partners oder der Partnerin zu stellen.

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Dieser Mythos ist gefährlich, weil er Betroffene in die Irre führt. Wer glaubt, dass Fremdgehen „einfach passiert“, nimmt dem Betrug die Schwere. Er macht es leichter, zu entschuldigen, zu übersehen, weiterzumachen – ohne zu verstehen, dass hinter der Untreue ein bewusster Prozess steht.

Fremdgehen beginnt nicht im Bett

Viele denken, Untreue beginne in dem Moment, in dem körperliche Grenzen überschritten werden. Doch in Wahrheit beginnt Fremdgehen viel früher. Es beginnt in Gedanken, in Fantasien, in kleinen Gesprächen, die harmlos wirken, aber immer vertrauter werden.

Der erste Schritt ist oft ein unscheinbarer: die Entscheidung, mit jemandem etwas zu teilen, was man dem eigenen Partner nicht sagt. Ein Witz, ein Geheimnis, eine Sehnsucht. Diese kleinen Momente öffnen Türen.

Aus Gesprächen werden Nachrichten, aus Nachrichten ein Gefühl von Verbundenheit. Und irgendwann folgt der Moment, in dem man bewusst entscheidet: Ich sage meinem Partner nichts davon. Genau hier beginnt der Verrat.

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Jede Stufe danach ist eine weitere Entscheidung: länger zu bleiben, als man sollte; zu antworten, obwohl man weiß, dass es nicht mehr harmlos ist; Nähe zuzulassen, die nicht mehr freundschaftlich ist. Schritt für Schritt, bewusst oder unbewusst, wird die Grenze verschoben. Bis am Ende ein Kuss, eine Nacht oder eine Affäre steht.

Verantwortung statt Versehen

Der wichtigste Punkt ist: Fremdgehen geschieht nicht, es wird gewählt. Und jede Wahl bedeutet Verantwortung. Wer betrügt, entscheidet sich, das Vertrauen des Partners zu brechen. Er entscheidet sich, die Beziehung zu gefährden, um einen eigenen Wunsch, ein eigenes Bedürfnis zu erfüllen.

Viele wollen diese Verantwortung nicht tragen. Sie reden sich selbst ein, dass sie „nichts dafür konnten“, dass die Situation sie überrollt hat. Doch das ist Selbsttäuschung. Denn selbst wenn Gefühle überraschend entstehen können – wie man mit ihnen umgeht, ist immer eine Entscheidung.

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Man kann sich distanzieren, man kann klarstellen, man kann Grenzen setzen. Man kann dem Partner offen sagen, dass etwas fehlt. Man kann ehrlich sein. Untreue ist der Weg, bei dem man all diese Möglichkeiten ignoriert und stattdessen den leichteren, aber zerstörerischen Weg geht.

Die Psychologie der Rechtfertigung

Warum fällt es so vielen Menschen leichter, Fremdgehen als Versehen zu bezeichnen? Weil das Gehirn uns schützt, indem es die Schuld minimiert. Wer betrogen hat, will sich selbst nicht als Verräter sehen. Also wird die Tat umgedeutet: „Ich war betrunken.“ – „Es war bedeutungslos.“ – „Es hat nichts mit uns zu tun.“

Diese Rechtfertigungen dienen nur einem Zweck: die eigene Identität zu schützen. Doch sie sind gefährlich, weil sie die eigentliche Wunde nicht heilen. Wer seine Untreue nicht als Entscheidung anerkennt, wird sie wiederholen. Weil er glaubt, dass es außerhalb seiner Kontrolle lag.

Nur wer sich eingesteht: „Ich habe mich entschieden, untreu zu sein“, kann auch verstehen, warum – und verhindern, dass es noch einmal passiert.

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Die Folgen für den Betrogenen

Für die Person, die betrogen wurde, ist die Ausrede vom „Versehen“ besonders verletzend. Denn sie fühlt nicht nur den Schmerz des Verrats, sondern auch die Abwertung ihrer Intelligenz. „Es war ein Versehen“ klingt wie eine Beleidigung: als könne man ernsthaft glauben, dass Betrug einfach so geschieht.

Die eigentliche Verletzung liegt oft nicht einmal im körperlichen Akt, sondern in der Lüge, die ihm vorausgeht. In all den Entscheidungen, die der Partner getroffen hat, um es geheim zu halten. In der Tatsache, dass er immer wieder die Möglichkeit gehabt hätte, ehrlich zu sein – und es nicht war.

Für Betrogene ist es deshalb so wichtig, diesen Mechanismus zu durchschauen. Denn nur wenn man versteht, dass Untreue eine Entscheidung war, kann man sich davon abgrenzen. Man erkennt: Es war seine Wahl, nicht mein Fehler.

Gesellschaftliche Verharmlosung

Auch unsere Gesellschaft trägt dazu bei, Fremdgehen zu verharmlosen. Filme, Serien, Lieder – überall wird Untreue als Drama, Leidenschaft oder als „passiert halt“ dargestellt. Es wirkt fast normal, dass Menschen ihre Partner betrügen.

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Doch diese Verharmlosung macht den Betrug nicht weniger schmerzhaft. Sie nimmt nur den Opfern die Möglichkeit, ihre Wut und ihren Schmerz ernst zu nehmen. Wer ständig hört, dass „sowas eben passiert“, glaubt irgendwann, dass er übertreibt, wenn er verletzt ist.

Doch Untreue ist kein kultureller Witz. Sie ist ein Bruch von Vertrauen, der tiefe Narben hinterlässt.

Fremdgehen als Flucht

Hinter vielen Untreue-Geschichten steckt eine Flucht: vor Konflikten, vor Langeweile, vor der eigenen Verantwortung. Statt Probleme in der Beziehung anzusprechen, wählt man den Weg, sie draußen zu kompensieren. Statt sich der eigenen Unzufriedenheit zu stellen, sucht man Ablenkung in fremden Armen.

Diese Flucht wirkt kurzfristig befreiend, langfristig zerstörerisch. Denn sie löst nichts. Sie verschiebt nur das Problem. Und sie schafft ein neues: das zerstörte Vertrauen.

Eine erwachsene Entscheidung wäre, Probleme anzusprechen, Grenzen zu ziehen oder eine Beziehung zu beenden, wenn sie nicht mehr trägt. Fremdgehen ist die Entscheidung, den leichteren, aber feigen Weg zu gehen.

Was wahre Reue bedeutet

Viele sagen nach einem Betrug: „Es tut mir leid.“ Doch wahre Reue beginnt nicht mit Entschuldigungen, sondern mit Verantwortung. Wer wirklich bereut, sagt nicht: „Es war ein Fehler.“ Er sagt: „Ich habe diese Entscheidung getroffen – und ich habe damit verletzt.“

Wahre Reue bedeutet, die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Sie bedeutet, den Schmerz des Partners anzuerkennen, ohne ihn kleinzureden. Und sie bedeutet, zu verstehen, dass Vertrauen nicht durch Worte zurückkommt, sondern durch langfristige Konsequenz und Ehrlichkeit.

Der Weg der Heilung

Für Paare, die nach einem Betrug weitermachen wollen, gibt es nur einen Weg: radikale Ehrlichkeit. Keine Beschönigungen, keine Mythen, kein „Es ist einfach passiert“. Nur wenn der Betrug als das anerkannt wird, was er war – eine bewusste Entscheidung –, kann man ansetzen.

Das bedeutet nicht, dass jede Beziehung nach Untreue heilbar ist. Manche Brüche sind zu tief. Aber dort, wo Heilung möglich ist, beginnt sie mit der Wahrheit.

Fazit

Fremdgehen ist kein Versehen. Es ist immer eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die kleine Schritte voraussetzt, bewusste Handlungen, wiederholte Lügen. Wer diese Wahrheit anerkennt, erkennt auch: Untreue ist nicht die Schuld des Zufalls, sondern das Ergebnis von Charakter, Verantwortungslosigkeit und feigen Entscheidungen.

Für Betrogene ist es wichtig, diese Wahrheit zu sehen, um sich selbst nicht die Schuld zu geben. Und für die, die untreu waren, ist es der einzige Weg, echte Reue zu zeigen.

Denn Liebe lebt nicht von Perfektion. Aber sie lebt von Ehrlichkeit. Und diese beginnt dort, wo man aufhört, Verrat als Versehen zu tarnen.

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