7 ernste Fehlannahmen über Narzissmus

Es wird heutzutage viel über Narzissmus geredet, und dennoch gibt es immer wieder beständig gefährliche Fehlannahmen darüber, was Narzissmus ist, wie er sich zeigt, wodurch er verursacht wird und wie er sich auf andere auswirkt.

Hier sind sieben Irrtümer über pathologischen Narzissmus und seine Auswirkungen auf Individuen, Familien, soziale Gruppen und Gesellschaften, die uns allen bewusst sein sollten.

7 Fehlannahmen über Narzissmus

1. Das Gerede über Narzissmus ist sensationslüsterner Hype.

Falsch. Narzissmus ist nicht neu, kein Trend und auch kein leerer, übertriebener oder hysterischer Hype. Ein Mensch mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung (NPS) hat tiefe Entwicklungsdefizite und eine reaktive, ausbeuterische und oppositionelle Persönlichkeitsstruktur.

Narzissmus und seine extremste Form, Soziopathie, sind gekennzeichnet durch Wechselhaftigkeit, fehlende emotionale Empathie und Selbstreflexion, Schwarz-Weiß-Denken, zwanghaftes Verleugnen und Projizieren, den Wunsch, andere zu kontrollieren und zu dominieren, verzerrte und grandiose Überzeugungen über sich selbst und das ständige Bedürfnis, das Ich durch Abwertung anderer zu stärken.

2. Wir wissen nicht, wodurch Narzissmus verursacht wird.

Falsch. Aus soziopolitischen Gründen hat die Psychologie gezögert, zuzugeben, dass Bindungstraumata in der frühen Kindheit die Hauptursachen für NPS und andere Persönlichkeitsstörungen sind.

Es gibt immer genetische und epigenetische Faktoren in der Persönlichkeitsentwicklung, aber eine unsichere Bindung ist der Verursacher des instabilen Selbstwertgefühls, der emotionalen Entfremdung, des Mangels an Individuation und der grandiosen Kompensationen, die Narzissmus ausmachen.

3. Narzissmus ist selten.

Falsch. Narzissmus ist überall um uns herum und wir alle kennen Narzissten. Sie sind an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Schulen, unseren Kirchen, unserem Gesundheitssystem, unserer Regierung, unseren Gemeinden und in unseren Familien.

Narzissten sind Väter, Mütter, Geschwister, Großeltern, Freunde, Nachbarn, Pastoren, Ärzte, Therapeuten, Richter, Anwälte, Lehrer, Trainer, Entertainer und Politiker.

Narzissmus zeigt sich in allen Kategorien von Ländern, Kulturen, Klassen und Glaubensrichtungen. Er ist eines der großen Motive der Kunst und Literatur und die Hauptquelle für Konflikte in vielen unserer Filme und Fernsehserien.

4. Es gibt keine Narzissten in meiner Familie.

Falsch. In den meisten Familien gibt es narzisstische Menschen. Diese können zu deiner unmittelbaren Familie gehören oder auch nicht, aber es gibt sie mit Sicherheit in deiner entfernten Verwandtschaft und/oder unter deinen Vorfahren.

Ob wir sie nun Bösewichte oder einfach nur Arschlöcher nennen: Sie sind Teil der Menschheit. Sie sind gestörte, emotional unverbundene Menschen und sie verstecken sich überall unter uns.

5. Narzissmus ist schnell zu erkennen.

Falsch. Narzisstisches Verhalten ist manchmal offensichtlich, besonders in seiner deutlicher dominanten und aufmerksamkeitssuchenden Form. Meistens ist Narzissmus jedoch versteckt.

Ein Kennzeichen der narzisstischen Persönlichkeit ist eine gut entwickelte öffentliche Rolle, die dafür gemacht ist, sich einzuschmeicheln, zu überzeugen, zu verführen, zu beeinflussen, Gunst zu gewinnen und ansonsten als normativ durchzugehen.

Narzissten verbergen ihre Selbstbezogenheit, Grausamkeit und Verachtung für andere einfach deswegen, weil sie sonst dafür kritisiert und ausgegrenzt werden würden.

Üblicherweise sind es nur diejenigen, die dem Narzissten am nächsten stehen, die seine unverhohlene Wut und Feindseligkeit zu sehen bekommen.

6. Narzissten verletzen andere nicht absichtlich.

Falsch. Narzissten verletzen andere durchaus absichtlich. Sie sind exakt die Art von Menschen, die andere absichtlich verletzen oder denen es egal ist, ob sie andere bei der Verfolgung ihrer eigenen Ziele verletzen.

Wie wir anderen auch wissen Narzissten, was richtig und was falsch ist, und sie wissen, wann sie Schaden verursachen.

Es könnte für Misshandlung keine besseren Voraussetzungen geben als die narzisstische Persönlichkeit. Ich wiederhole: Narzissten haben ein ständiges Bedürfnis, das Selbst zu stärken, indem sie andere herabsetzen.

7. Wir sind alle Narzissten.

Falsch. Dadurch, dass wir unser eigenes Gehirn und unseren eigenen Körper haben und für uns selbst eintreten müssen, können wir alle zu manchen narzisstischen Mustern neigen.

Unter Stress können wir beispielsweise in kindliche Abwehrmechanismen wie Verleugnung oder Projektion zurückverfallen, manipulieren, um etwas zu bekommen, oder über jemanden urteilen, der anders zu sein scheint als wir.

Beim pathologischen Narzissmus dagegen geht es um ein lebenslanges Muster vernachlässigenden und missbräuchlichen Verhaltens anderen gegenüber, mit verheerenden Folgen für den Misshandelten.

Getrieben von dem Wunsch, andere zu kontrollieren, zu übertrumpfen, auszubeuten und zu demütigen, verzerren Narzissten die Realität auf zwanghafte Weise, nutzen Verletzlichkeit aus, verletzen Grenzen und machen eine Schuldverschiebung hinsichtlich ihrer eigenen Misshandlung auf diejenigen, die sie misshandeln.

Sie lösen in den Menschen in ihrer Umgebung eine subtile bis intensive Angstreaktion aus, die für eine ständige Übererregung bei den Familienmitgliedern sorgt, was ein schwerwiegendes, komplexes Trauma verursacht, welches sich oft über Generationen hinweg wiederholt.

Komplexe Traumata schränken die gesunde Hirnentwicklung und die Funktionalität des Nervensystems ein, schwächen die Immunabwehr, senken die emotionale und körperliche Widerstandskraft und führen zu verminderter Gesundheit und einer geringeren Lebenserwartung.

Schlussfolgerung

Diese gefährlichen Fehlannahmen über Narzissmus bringen Menschen dazu, die Störung falsch zu interpretieren oder zu übersehen, die Verhaltensweisen zu entschuldigen und zu ermöglichen, die damit einhergehenden, und ihre Auswirkungen zu übersehen oder abzutun.

Wenn wir die zerstörerische Realität des Narzissmus nicht erkennen, leiden unsere Familien, Institutionen und die Gesellschaft insgesamt darunter.

Wir werden unempfindlich für die Misshandlungsmuster und stellen uns nicht dagegen, oder noch schlimmer, wir gaslighten die Opfer und lassen sie im Stich.

Wenn wir erkennen und zugeben, dass Narzissmus überall vorhanden ist, sogar in unseren eigenen Familien, dass er absichtlich maskiert wird, dass er aus einer unsicheren Bindung entspringt, dass er bei den Menschen der Umgebung lähmendes Trauma verursacht und dass er auf allen Ebenen der Gesellschaft auftaucht, können wir für Interventionen sorgen, um seine Entstehung verhindern zu helfen, Familienmitglieder zu schützen und zu unterstützen und unsere sozialen Gruppen und Institutionen zu sichern.

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