‘Ich kann das nicht mehr’: Wie ein Narzisst dich mit diesem einen Satz fängt

“Narzissten werden davon verzehrt, anderen gegenüber ein oberflächliches, falsches Selbst aufrechtzuerhalten. Sie sind emotional verkrüppelte Seelen, die nach Aufmerksamkeit süchtig sind. Darum setzen sie eine Vielzahl von Spielen ein, um Bewunderung zu bekommen.

Leider sind sie die gottlosesten unter Gottes Schöpfungen, weil sie keine Reue für ihr Handeln zeigen, keine Schritte zur Wiedergutmachung machen oder Mitgefühl für andere haben. Sie sind moralisch bankrott.”

Ich kann das nicht mehr. Du hast diese Aussage vielleicht schon einmal von einem von uns gehört. Sie wird mit erschöpfter Resignation, einem langen Seufzer und einem müden Blick in unseren Augen geäußert. Die glorreiche Miene ist verschwunden und wurde durch jemanden ersetzt, der besiegt, zusammengefallen und erschöpft aussieht. 

Der Glanz ist trübe geworden, die geballte Wirkung dessen, was geschehen ist, scheint ihren Tribut von uns gefordert zu haben, und mit einem Schwenken der weißen Fahne geben wir auf.

Aber wenn wir sagen: “Ich kann das nicht mehr”, worauf beziehen wir uns dann. Was bedeutet: “Ich kann das nicht mehr”?

Schon von Anfang an, wenn wir diesen Satz aussprechen, haben wir dir eine Falle gestellt. 

Meinen wir damit, dass wir die Beziehung zu dir nicht mehr erhalten können, diese wilde Achterbahnfahrt? Haben wir das Konzept von uns selbst aufgegeben und dies ist das Totengeläut für unsere Beziehung zusammen? 

Du kannst schon spüren, wie die Angst dich langsam überkommt, während du über die Bedeutung dieses Satzes nachsinnst. Die Tage ohne uns beginnen schon, sich endlos vor dir zu erstrecken, die Vielzahl von Fragen, die sich in deinem Kopf zu bilden beginnt, das Warum und Wie, die dir durch den Kopf gehen und stärker werden und dich in Unruhe versetzen. Beziehen wir uns darauf? Können wir nicht länger mit dir in einer Beziehung sein?

Oder ist es vielleicht etwas anderes? Ist es eine Erleuchtung? Ist uns klar geworden, dass unsere wiederholte Misshandlung von dir auf viele verschieden Arten und bei vielen Gelegenheiten zu viel sind und dem nicht dem guten Menschen entsprechen, von dem du immer geglaubt hast, dass er sich irgendwo in uns versteckt?

Du hast diesen Menschen zu Anfang der Beziehung lange Zeit gesehen (oder es zumindest geglaubt), aber seit einer Weile ist er verschwunden. Er hat sich Urlaub genommen, aber sicher ist es nur ein Urlaub, denn das würde heißen, dass er zurückkommt. Er ist weg, aber nicht für immer. 

Vielleicht ist er jetzt zurückgekehrt und mit diesem Augenblick der Offenbarung und der Erkenntnis haben wir die Wahrheit dessen erkannt, was wir gemacht haben, und so wissen wir jetzt, dass wir uns nicht weiter so verhalten können. Ist es das, was wir mit der Aussage “Ich kann das nicht mehr” meinen?

Was ist es nun? Du hast Angst, dass es Ersteres ist, und hoffst, dass es Letzteres ist. Dies könnte der Durchbruch sein, auf den du all die Monate gewartet hast, in denen du durchgehalten hast, gebeutelt und angegriffen durch all unsere schrecklichen Quälereien, aber jetzt hast du es geschafft, du bekommst deine große Belohnung. Sicher ist es das, was wir meinen.

Du wartest, dass wir es genauer erklären, aber es wird nichts mehr gesagt. Wir sehen dich weiter an und du starrst uns in die Augen. Was siehst du? Ist es Verzweiflung oder Hoffnung? Du kannst nicht sicher sein. Du bist verwirrt, willst es aber nicht sein. Du willst Klarheit und spürst abwechselnde Gefühle der Sorge und dann wieder aufkeimende Hoffnung von einem Moment zum nächsten. 

Du wartest mit erwartungsvoller Miene, uns auffordernd, diese Aussage zu auszuarbeiten, zu erweitern und zu vertiefen, aber trotzdem verharren wir in Schweigen. Sammeln wir unsere Gedanken, bevor wir die nächste große Erklärung abgeben? 

Ist da sonst noch etwas? Wird es ein schwerer Schlag sein, der deine Hoffnungen zerstört, oder der triumphale Fanfarenstoß, der das Ende des Krieges und den Beginn des Friedens signalisiert? Ist dies genau die Sache, von der du geträumt hast? Du fragst dich, ob du uns drängen sollest oder ob dies das Ergebnis beeinflussen und eine Kehrtwende auslösen würde.

Du hast dies oft genug während der turbulenten Erfahrung erlebt, die deine Beziehung mit uns darstellt. Es wäre vielleicht besser für dich, wenn du abwartest und uns reden lässt, aber du musst es wissen, du willst es wissen. Du willst wissen, ob du deine Überlegungen wieder aufgreifen solltest, dass die Beziehung am Ende ist. 

Wenn dies das Ergebnis sein wird, musst du unverzüglich deine Bemühungen um die Fortsetzung der Beziehung wieder aufnehmen, nicht zuletzt, um die brodelnde Angst zu beruhigen, die dich zu überwältigen droht. Wenn es das Ende des Missbrauchs, der Spielchen und der Misshandlungen bedeutet, willst du uns dafür loben, dass wir diese letzte Barriere durchbrochen haben und zur Einsicht gekommen sind, nach der du dich so eine lange Zeit gesehnt hast. 

Du drängst uns mit den Augen, die Bemerkung zu ergänzen, um uns über die Ziellinie zu helfen und damit deiner eigenen Unsicherheit ein Ende zu setzen, aber es kommt nichts mehr. Wir sehen dich einfach weiter an.

Dort positionieren wir dich gerne: von der Ungewissheit umklammert, von Emotionen aufgewühlt, während wir sie dir abmelken, nur mit einer einzigen Bemerkung. Wir sehen alles in deinen Augen, deiner erstarrten Haltung, den zusammengezogenen Schultern, den geballten Händen, der Maske der Unsicherheit, die auf deinem Gesicht liegt. 

Gleichzeitig sehen wir die Hoffnung, die Sorge, den Optimismus und die Angst in deinen Augen aufflackern, und wie immer werden wir davon genährt. Diese Worte haben diese Reaktion in dir hervorgerufen, die emotionale Antwort, die zu uns strömt, auch wenn sie stumm und starr ist.

Wenn du diese Pattsituation schließlich durchbrichst und mehr Details forderst, gehe davon aus, an der Hand in das Labyrinth der Zweideutigkeit, der Doppelbedeutung und der Verschleierung geführt zu werden. Deine Fragen werden halb beantwortet werden. 

Deine Nachfragen treffen auf noch mehr Schweigen, mit einem unbewegten Blick, während wir dich zwingen zu versuchen, es herauszufinden. Vielleicht bekommst du kleine Ermutigungen, wie Brotkrumen am Wegesrand, während wir dich immer tiefer in das Labyrinth führen. 

Du befeuerst uns weiter, weil du glaubst, dass du zu den Antworten geführt wirst, ins Vertrauen gezogen wirst und dir das innere Heiligtum unserer Gedanken gezeigt wird, aber nein, wir führen dich nur in die Tiefen unseres wuchernden Waldes, in dem du dich in den Dornen der unbeantworteten Fragen verfangen, über die Ranken der Vagheit stolpern und von den knorrigen Ästen der Verwirrung aufgehalten werden wirst.

Meinen wir es wirklich, wenn wir diesen Satz sagen?

Ist es wirklich der Fall, dass ich das nicht mehr kann?

Doch, natürlich kann ich es noch. Ich kann für immer so weitermachen, denn wie ich oftmals erwähnt habe, ist es für immer. Ja, manchmal werde ich verschwinden. Ja, es wird Gelegenheit geben, bei denen ich wieder gut zu dir bin, dann schlecht, und dann wieder gut. Der Zweck dieser Aussage ist nur, dich durcheinander zu bringen. Ich habe keinerlei Absicht, dich zu verlassen. 

Warum sollte ich, wenn du mir doch so viel wunderbaren negativen Brennstoff in der Phase der Abwertung gibst? Warum sollte ich, wenn du wieder den köstlichen positiven Brennstoff lieferst, wenn ich wieder eine Pause und goldene Phase zulasse? Ich gehe nirgendwohin, aber es kann nicht schaden, dir zu suggerieren, dass ich es könnte. 

Es hält dich auf Trab und stellt sicher, dass ich Kontrolle über dich ausüben kann. Ich lasse dich weiter rätseln, ängstlich und verwirrt sind, und ich stelle auch sicher, dass dein Brennstoff weiter zu mir fließt.

Ich sage es auch, um es so klingen zu lassen, als ob unsere Beziehung anstrengend und furchtbar sei. Für dich ist sie das, weil ich dich schlecht behandle, aber das macht Spaß. Ich kann tun und lassen, was ich will, ich habe nie Unrecht, und du bekommst das Meiste meines schockierenden Verhaltens dir gegenüber ab. Für mich ist es ein Spielplatz und den gebe ich nicht auf.

Niemals. Trotzdem will ich, dass du immer nur einen Herzschlag vom Glauben entfernt bist, dass ich dich verlassen werde, dass du nicht genug für mich tust, damit du dich mehr anstrengst, noch vorsichtiger auf Eierschalen läufst und immer weiter versuchst, es mir recht zu machen.

Es ist eine tolle Methode der Kontrolle, dir mit dem Verlust von mir zu drohen, obwohl das nie passieren wird. Auf gleiche Weise möchte ich, dass du einen Atemzug davon entfernt bist, zu denken, dass es einen Durchbruch gab, dass ich durch den Nebel der Bösartigkeit hindurch Klarheit erlangt habe und erkenne, dass diese missbräuchliche Behandlung, diese Spielchen und erfundenen Lügen zum Ende kommen. 

Du hoffst weiter, dass dieser Tag schon bald kommt, also bleibst du in deiner Investition in mich eingeschlossen und wagst nicht aufzugeben, nicht jetzt, nicht wenn es bis zur Erlösung nur noch eine Woche, einen Tag oder eine Stunde hin sein könnte.

Wenn du dies also hörst, glaube nicht, dass ich dich verlassen werde. Das werde ich nicht. Denke nicht, dass ich erkannt habe, was ich da tue und dass es falsch ist und aufhören muss. Ich könnte es sehr wohl erkennen, aber es wird nicht aufhören.

Ich mache nur weiter damit, dich zu kontrollieren und eine Reaktion von dir zu wollen. Natürlich ist es dir verboten, diese Worte jemals zu sagen.

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