Wenn sich zwei Empathen verlieben

Jeder möchte von den Menschen, denen er nahe steht, verstanden werden, und eine der tiefgreifendsten Erfahrungen eines Empathen ist das Verlieben in einen Menschen seiner Art.

Mit einem anderen Empathen zusammen erleben sie ein Szenario, in dem ihre andere Hälfte sie nicht nur auf grundlegender Ebene versteht, sondern auch das fühlen kann, was sie fühlen.

Nachfolgend werden einige der Vor- und Nachteile aufgeführt, die bei einem Paar aus zwei Empathen auftreten.

Vorteile:

Seelentiefes Verstehen

Wenn dein Partner nicht einfach nur “versteht”, wovon du redest, sondern tatsächlich fühlen kann, was du fühlst, merkst du, dass er dich auf einer Ebene versteht, die du eigentlich nicht für möglich gehalten hättest.

Vielleicht bist du mit dem Gefühl durch das Leben gegangen, als ob niemand sonst wirklich nachvollziehen kann, wie du die Welt wahrnimmst, besonders wenn du bestimmte Dinge auf einzigartige Weise verarbeitest oder hyperempfindlich auf Reize reagierst etc.

Plötzlich gibt es da einen anderen Menschen, der fühlen kann, was du erlebst, und selbst wenn er auf viele Arten sehr anders ist als du und die Welt selbst nicht auf diese Weise sieht, kann er durch deine Augen sehen, durch deine Haut fühlen, selbst wenn es nur für einen Moment ist. Und das ist fantastisch.

Es ist absolut eines der unglaublichsten Gefühle der Welt.

Geteiltes Glück ist absolute Glückseligkeit

Weißt du, wie es ist, wenn du dich über etwas wirklich, WIRKLICH freust und dieses Glück mit dem geliebten Menschen teilen willst? Tja, wenn ihr beide Empathen seid, passiert genau das.

Es ist wie…

Erinnerst du dich noch an das Experiment mit dem explodierenden Vulkan als Kind im Naturwissenschaftsunterricht? Bei dem du Backpulver und Essig zusammengemischt hast und es gab eine riesige Rauschplosion? Tja, so fühlt es sich an, nur mit Aufregung und Freude und glitzernden Regenbogen-Schmetterlings-Einhörnern und so weiter.

Ihr werdet zusammen wundervolle tierische Gefährten haben

Eine Sache, die fast allen Empathen gemeinsam ist, ist die tiefe Liebe zu tierischer Gesellschaft.

Es kann schwierig sein, wenn ein Empath in einer Beziehung mit einem Nicht-Empathen ist, weil dieser Mensch vielleicht nicht verstehen kann, wie wichtig es ist, nicht-menschliche Gesellschaft im Haus zu haben.

Wenn zwei Empathen ein Leben zusammen aufbauen, ist es quasi garantiert, dass pelzige, gefiederte und/oder fischige Freunde ihr Leben mit euch teilen.

Ihr könnt es euch zusammen auf der Couch in wohligem Schweigen gemütlich machen und mit euren Hunden oder Hasen kuscheln, oder – wenn ihr sehr viel Glück habt und die Gelegenheit dazu habt – betreibt am Ende vielleicht sogar eine Art Tierheim oder eine Rettungsstation zusammen.

Wäre das nicht toll??

Tolle Fürsorge und Pflege

Empathen stellen oft die Bedürfnisse anderer Menschen über ihre eigenen. Wenn zwei Empathen also in einer Beziehung sind, sorgen sie wirklich sehr gut füreinander.

Denke mal darüber nach: Wenn das Glück und das Wohlergehen deines Partners für dich von oberster Priorität sind und DEIN Glück und Wohlergehen für IHN oberste Priorität hat und ihr die Emotionen des anderen spüren könnt, so dass ihr wisst, was die Bedürfnisse des anderen sind… dann ist das ganz schön fantastisch.

Vielleicht bist du mit einer elenden Erkältung auf der Arbeit und dein Partner taucht mit einer Thermoskanne Suppe auf, weil er einfach das Gefühl hatte, dass du es brauchen könntest.

Oder du überraschst deinen Partner mit einem geplanten Picknick oder einer Waldwanderung, weil du gespürt hast, dass er ein wenig Zeit in der Natur braucht.

Ihr seht die Bedürfnisse des anderen voraus, manchmal sogar, bevor euch selbst bewusst wird, was eure Bedürfnisse sind, und ein immenses Maß an Liebe und Fürsorge wird zwischen euch fließen.

Der Sex ist spektakulär

Hast du schon einmal eine Erfahrung gemacht, bei der du und dein Liebhaber so miteinander verbunden wart, dass du energiemäßig nicht sagen konntest, wo der eine aufhört und der andere anfängt? Das passiert häufig beim “Empathie-Sex”.

Die Bedürfnisse des anderen werden erahnt und er wird an die erste Stelle gesetzt? Tja, wenn beide Parteien auf den Genuss des anderen konzentriert sind, spüren können, was er braucht/will, und völlig im Moment präsent, hyperfokussiert auf den anderen… dann gibt es keine andere Verbindung wie diese.

Die Intimität, die möglich ist, wenn zwei Menschen ihre Energie verschmelzen können und fühlen, was der andere fühlt, ist nichts anderes als ein Wunder. Es kann als ein himmlisches Gefühl beschrieben werden.

Nachteile:

Schlechte Laune ist ansteckend

Ein Empath zu sein ist wunderbar, wenn hochschwingende, “glückliche” Energie fließt, aber wenn deine andere Hälfte mit schweren Emotionen zu kämpfen hat, können diese dich ebenso heftig beeinflussen.

Nicht, weil dein Partner sie an dir auslässt, sondern weil du fühlen kannst, was er fühlt.

Es kann schwierig sein damit umzugehen, besonders dann, wenn er oberflächlich okay zu sein scheint, du aber ängstlich bist oder wütend bist und keine Ahnung hast, woher diese Gefühle kommen.

Einen Sturm von Emotionen zu fühlen, ohne sagen zu können, wo sie ihren Ursprung haben, kann sehr desorientierend sein, so dass ihr manchmal ein wenig körperlichen Abstand braucht, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Körperliche Schmerzen sind es ebenfalls

Es ist nicht ungewöhnlich für Empathen, mitzufühlen, wenn ihnen nahestehende Menschen Schmerz empfinden. Darum hört man zum Beispiel von Dingen wie Mitleidswehen, wenn ein Partner gebiert und der andere es spürt.

Die körperlichen Schmerzen anderer Menschen fühlen zu können kann wirklich seltsam und schwer zu verarbeiten sein, besonders, wenn es sich um chronische Schmerzen wie Arthritis oder Fibromyalgie handelt. Wie sollst du mit den Schmerzen einer Krankheit umgehen, die du nicht hast?

Der andere kann Dinge über dich wissen, bevor du bereit bist, sie überhaupt zu erzählen 

Viele Empathen können sich einen Menschen ansehen und seine Lebensgeschichte in seiner Haut, seinen Augen und seiner Energie lesen.

Das kann enorm hilfreich sein, wenn jemand als Therapeut arbeitet und seine Patienten so gründlich wie möglich heilen will, aber in einer Beziehung kann es schwierig zu handhaben sein.

Wir alle haben schwierige Zeiten erlebt, aber das heißt nicht, dass wir unserem Partner vom ersten Tag an unser Herz ausschütten wollen: Es braucht viel Zeit, sich einem Menschen zu öffnen – wie eine Zwiebel Schicht für Schicht zu schälen – und wir wollen nicht unbedingt, dass er bestimmte Dinge über uns weiß, bevor wir das Gefühl haben, dass der richtige Zeitpunkt zum Erzählen gekommen ist.

Wenn du etwas Schlimmes erlebt hast, über das du noch nicht sprechen willst, und dein Partner erwähnt genau diese Situationen, weil er “weiß”, dass du damit zu tun hattest, kann deine Reaktion von Unbehagen bis zu völliger Erschütterung reichen.

Das Gleiche gilt für das umgekehrte Szenario: Dein Partner möchte vielleicht nicht, dass du schon sofort weißt, dass er Dinge wie Sucht, Übergriffe oder andere empfindliche Themen erlebt hatte, sondern würde sich dir lieber in seinem Tempo öffnen… aber du weißt das alles schon dadurch, dass du nur ein bisschen Zeit mit ihm verbracht hast.

Es kann wirklich schwierig sein, damit umzugehen.

Ihr werdet beide Zeit für euch allein brauchen, um wieder aufzuladen

Empathen wissen, dass sie Einsamkeit brauchen, um ihre Batterien wieder aufzuladen, aber das ist viel einfacher umzusetzen, wenn beide Parteien reif sind und sich ihrer eigenen Selbstfürsorgebedürfnisse bewusst sind und diese dem anderen klar mitteilen können.

Wenn sich jemand seiner empathischen Natur nicht bewusst ist oder der Typ ist, der zu Anhänglichkeit und Abhängigkeit neigt, könnte er das Bedürfnis seines Partners nach Einsamkeit als eine Art Ablehnung empfinden.

Selbst wenn dieser versucht zu erklären, dass er nur etwas Freiraum braucht, kann das als ablehnend interpretiert werden, oder dass er ihn nicht mehr liebt, oder dass er an jemandem anderen interessiert ist, usw.

Dies ist etwas, das klar und deutlich mit viel Beruhigung kommuniziert werden muss.

Du kannst deine Gefühle nicht verbergen

Wenn du mit Ängsten, Traurigkeit oder anderen schwierigen Gefühlen bezüglich deiner Beziehung zu kämpfen hast, kann (und wird) dein Partner diese wahrnehmen.

Viele von uns behalten unsere Gedanken und Emotionen lieber für uns, während wir sie verarbeiten und versuchen herauszufinden, welche Richtung wir nehmen sollen, und wir können eine Weile brauchen, bis wir uns wirklich zurechtfinden, besonders in beruflichen und familiären Verpflichtungen.

Wenn du und dein Partner beide Empathen sind und ihr die Emotionen (und gelegentlich auch Gedanken) des anderen wahrnehmt, habt ihr nicht den Luxus, es alleine durchzuarbeiten.

Es kann sogar noch frustrierender sein, wenn dein Partner dir nicht den nötigen Freiraum gibt, um mit dir ins Reine zu kommen, sondern darauf besteht zu wissen, dass etwas nicht stimmt, und verlangt, dass du darüber redest, weil die Stimmung auch ihn beeinträchtigt.

Es gibt natürlich verschiedene Stufen der Empathie, und keine zwei Beziehungen sind je gleich. Manche Empathen kommen super miteinander aus, anderen ist die Beziehung zu intensiv oder nicht verbunden genug. Das ist absolut normal.

Wenn du Empath bist und die Möglichkeit hast, mit einem anderen Menschen wie dir etwas anzufangen, mit dem du eine wunderbare Beziehung aufbauen kannst, ist das absolut einen Versuch wert.