Empathen in Beziehungen: 15 Tipps für eine glückliche und gesunde Liebe

Wenn du ein Empath bist, weißt du, wie sich eine unglaublich starke, verständnisvolle Bindung zu einem anderen Menschen anfühlt.

Da du seine Emotionen nicht nur wahrnehmen kannst, sondern sie fast so intensiv empfindest wie er selbst, kannst du eine Bindung mit ihm eingehen wie nur wenige andere.

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Das bedeutet nicht, dass jede deiner Beziehungen ideal ist. Tatsächlich stehen Empathen oft Problemen und Schwierigkeiten gegenüber, mit denen andere nie zu tun haben werden. Unten findest du einige der häufigsten Probleme, die Empathen haben, sowie hilfreiche Tipps zum Umgang damit.

Problem, die Empathen oft in Beziehungen haben

Es gibt verschiedene Probleme und Schwierigkeiten, die Empathen in ihren Beziehungen haben können. Die Liste unten umfasst die meisten davon, auch wenn sie sich bei jedem Menschen anders zeigen können.

Emotionale Überforderung.

Da Empathen die Gefühle anderer Menschen buchstäblich spüren können, können sie sich oft überfordert fühlen, besonders dann, wenn sie in einer Beziehung mit jemandem sind, der heftige Emotionen erlebt.

Perfekte Beispiele dafür sind Partner mit stressigen Jobs (Sanitäter, Chirurgen), starke Familienprobleme (kranke oder missbräuchliche Eltern, Kinder mit Behinderungen) oder Probleme mit emotionaler Dysregulation.

Empathen mit hochemotionalen Partnern oder Ehepartnern können häufiger krank werden, weil sie so viel Energie aufbringen müssen, um mit ihren eigenen Gefühlen und auch mit denen des Partners umzugehen. Das Gleiche gilt für Leute, die täglich von sehr emotionalen Kollegen umgeben sind und keine Zeit haben, sich nach der Arbeit zu entspannen.

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Entfremdung potenzieller Partner.

Viele Menschen können sich unwohl fühlen oder verunsichert sein, wenn jemand sie wie ein Buch lesen kann. Dies gilt besonders für Menschen, die versuchen, wann immer möglich stoisch zu bleiben.

Sie haben vielleicht sehr starke Selbstkontrolle und halten ihre Gefühle aus verschiedenen Gründen gut geschützt. Wenn ein Empath also sagen kann, was er fühlt (weil er es auch fühlt), weiß er vielleicht nicht, wie er damit umgehen soll. Zudem wollen sie vielleicht nicht mit einem Menschen zusammen sein, der ihre Abwehrmechanismen und Masken jederzeit durchschaut.

Vermeidung von emotionaler Nähe.

Da sie die Emotionen anderer Menschen so intensiv spüren können, vermeiden viele Empathen eine zu schnelle Nähe. Der durchschnittliche Empath hat sich früher schon oft heftig in andere verliebt und ist dabei schlimm verletzt worden.

Das kann besonders dann der Fall sein, wenn sie ganz deutliche Warnsignale zu Beginn der Beziehung ignoriert haben, weil sie die Emotionen des anderen und damit sein “Potenzial” gespürt haben.

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Solch einen Abstand zu halten kann dazu führen, dass andere den Empathen als kalt oder distanziert wahrnehmen, auch wenn das Gegenteil der Fall ist. Empathen schützen sich nur so lange, bis sie wissen, dass sie einem Partner vertrauen können. Manche finden vielleicht körperliche Nähe in Ordnung, wollen aber nicht über Nacht bleiben. Oder sie wollen sich nur gelegentlich treffen und zwischen den Treffen liegen Wochen.

Unsicherheit darüber, wie die Empathie am besten eingesetzt ist.

Dies baut auf dem vorangegangenen Problem auf, da ein Empath vielleicht nicht immer weiß, wie er seine Fähigkeiten innerhalb einer Beziehung nutzen soll oder ob er sie überhaupt nutzen sollte.

Zum Beispiel mögen es die meisten Menschen nicht, wenn andere sich in ihr Privatleben einmischen, und dazu gehört auch, sich in ihre Gefühle einzumischen. Du könntest dich zu schnell auf einen neuen Partner einstellen und ihn sich unwohl fühlen lassen oder ihm sagen, dass du weißt, dass er lügt, dir nicht alles erzählt und so weiter.

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“Überempfindlich” oder “dramatisch” genannt werden.

Viele Empathen sehen sich regelmäßig Spott und Verachtung ausgesetzt. Wir leben schließlich in einer Welt, die mehr Wert auf emotionale Distanz, Unnahbarkeit und Unabhängigkeit legt als auf starke Gefühle oder Bindungen.

Da Empathen so sensibel sind, was die Gefühle anderer angeht, brechen sie vielleicht in Tränen aus, wenn andere verletzt sind, oder werden wütend oder aufgebracht, wenn andere schwere Zeiten durchmachen.

Andere Menschen könnten sie deshalb beleidigen oder sich über sie lustig machen, weil sie zu emotional sind. Um genau zu sein, könnten manche sogar denken, dass sie absichtlich versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu ziehen, statt dem anderen zu helfen oder sich sonst irgendwie auf eine Weise zu verhalten, wie man es von ihnen erwartet.

Unwille, Wellen zu machen, indem sie Grenzen setzen oder aufrechterhalten.

Empathen können fühlen, was andere Menschen um sie herum fühlen, und sie haben besonders viel Mitgefühl für den Schmerz und das Leid anderer. Deshalb sind die meisten von ihnen unwillig, andere in irgendeiner Weise in Aufruhr zu versetzen oder ihnen Leid zuzufügen.

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Das kann heißen, dass diese Empathen ihre Grenzen nicht verteidigen oder nichts zu Dingen sagen, die sie ärgern, aus Angst, den anderen zu verletzen oder zu verärgern. Sie wissen, dass ihr Partner dann traurig oder frustriert sein könnte, was wiederum einen Streit auslösen könnte.

Deshalb muss der Empath nicht nur sein eigenes Unwohlsein und seine Verärgerung spüren – er muss auch das fühlen, was sein Partner fühlt.

Da dies eine sehr unangenehme Situation sein kann, leiden viele von ihnen lieber im Stillen, anstatt sich dem Wirbel zu stellen, der entstehen kann, wenn sie ihre Wahrheit aussprechen.

Co-Abhängigkeit mit Narzissten.

Leider ist eine der ungesündesten Beziehungsarten auch eine der häufigsten, und zwar die zwischen einem Empathen und einem Narzissten.

Empathen sind natürliche Geber, die stark auf die Bedürfnisse anderer Menschen eingestellt sind, während Narzissten natürliche Nehmer sind, die es lieben, wenn man sie umsorgt. In dieser Art von Beziehung hat der Empath das Gefühl, voll und ganz für das Glück seines Partners verantwortlich zu sein. Sie passen sich darum an die Bedürfnisse ihres Partners an und nehmen im Grunde die Märtyrerrolle für das Wohlbefinden und die Erfüllung des Narzissten ein.

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Die Spiegelwirkung eines Empathen

Da der narzisstische Partner dies niemals zurückgeben wird, ist der Empath am Ende immer erschöpfter. Schließlich geht er auf irgendeine Weise kaputt, sei es in Form eines gesundheitlichen Problems (ein Nervenzusammenbruch zum Beispiel) oder weil er am Ende nichts mehr zu geben hat. Dann verlässt der Partner ihn für den nächsten Empathen, der sich für das Glück des Narzissten opfern will.

15 Tipps für Empathen in Beziehungen

Die untenstehenden Tipps können für Empathen hilfreich sein, die Probleme mit persönlichen Beziehungen haben. Nicht alle passen für jeden, aber der durchschnittliche Empath wird zumindest aus einigen von ihnen lernen und wachsen können.

1. Lerne, die Emotionen anderer wahrzunehmen, ohne sie aufzunehmen.

Das klingt vielleicht leichter gesagt als getan, besonders dann, wenn du deine empathischen Fähigkeiten noch nicht gut steuern kannst. Im Grunde geht es darum, dass du anerkennst, dass du die Gefühle deines Partners fühlen kannst, ohne diese Gefühle so zu übernehmen, als wären es deine eigenen.

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Das ist eigentlich so wie der Unterschied dazwischen, zu sehen, dass dein Partner im Regen nass wird – und sogar die Feuchtigkeit auf seiner Haut zu spüren – oder hinauszurennen und damit selbst auch nass zu werden.

Es ist wichtig zu lernen, dich mit schützenden Energien abzuschirmen, damit du die Gefühle nicht wie eine Last auf dich nimmst. Es ist nett, dass du ihm helfen willst, aber du musst seine Gefühle nicht tragen.

2. Verliere dich nicht in deinem Partner.

Ganz einfach gesagt, solltest du nicht zulassen, dass du so viel von deinem Partner fühlst und aufnimmst, dass du anfängst, mehr wie er und weniger wie du selbst zu werden.

Es ist natürlich, dass Partner den Geschmack und die Interessen des anderen in gewissem Maße beeinflussen, weil sie so viel Zeit miteinander verbringen. Du und dein Partner könntet euch zum Beispiel gegenseitig neue Musik, Bücher und Filme zeigen, von denen ihr vorher noch nicht gehört hattet. Ihr eignet euch vielleicht sogar die Sprachgewohnheiten, oft genutzte Sätze und modische Vorlieben des anderen an.

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Empathische Menschen

Probleme können entstehen, wenn ein Partner anfängt, Aspekte von sich selbst für das aufzugeben, was dem anderen lieber ist. Jemand, der früher viel Zeit mit Kunstschaffen verbracht hat, nimmt vielleicht keinen Pinsel mehr in die Hand, weil er jetzt die ganze Zeit mit seinem Partner Wettkampfshows im Fernsehen ansieht.

Oder jemand, der früher thailändisches und japanisches Esen geliebt hat, isst jetzt nur noch Pasta und Pizza, weil sein Partner das bevorzugt.

Denke daran, an deinen eigenen Interessen und Vorlieben festzuhalten und regelmäßig in deine Mitte zurückzukehren.

3. Verbringe viel Zeit in der Natur.

Kennst du das Konzept des “Waldbadens”? Einfach gesagt geht es dabei darum, Zeit im Wald zu verbringen, um Körper, Geist und Seele zu regenerieren. Dazu kann ein wenig Spazierengehen oder Wandern gehören, aber hauptsächlich geht es um die Stille – in Kontakt mit der Erde zu treten und dabei dem Wind zuzuhören, die Bäume anzusehen, dem Vogelgezwitscher oder rauschendem Wasser zu lauschen und so weiter.

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Warum Empathen so anfällig für Depressionen sind

Studien haben gezeigt, dass unser Immunsystem und unsere kardiovaskuläre Gesundheit dadurch verbessert werden können und es gleichzeitig Ärger, Angst, Stress, Depressionen und allgemeine Entzündungen mindern kann.

Als Empath bist du wahrscheinlich meistens überfordert, weil ständig die Emotionen anderer Menschen auf dich einprasseln. Das kann besonders stark sein, wenn du in einer Großstadt wohnst.

Wenn du die Möglichkeit hast, Zeit in der Natur zu verbringen, versuche dies regelmäßig zu tun. Wenn du die Möglichkeit hast, in eine ländlichere Region zu ziehen, wo du fast täglich ein Waldbad nehmen kannst, tue das unbedingt. Du wirst als Partner emotional viel ausgeglichener und hilfsbereiter sein, wenn du nicht ständig angespannt und überfordert bist.

4. Verbringe so oft wie möglich Zeit mit Tieren.

Die meisten Empathen kommen mit Tieren viel besser klar als mit Menschen. Tiere sind vollkommen ehrlich und aufrichtig mit ihren Beweggründen und niemals manipulativ, ausweichend oder gemein zu anderen, weil sie gerade schwere Zeiten durchmachen. Darüber hinaus kann Zeit mit Tieren zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden führen.

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Das liegt daran, dass Zeit, die man mit der Pflege, Versorgung und dem Kuscheln mit Tieren verbringt, Stress und Depressionen abbauen und die “Glückshormone” anheben kann. Als Folge daraus kommt es normalerweise zu einem Rückgang von Entzündungen sowie von Angststörungen und Depressionen.

Zudem haben Besitzer von Hunden, Katzen und Kaninchen deutlich seltener Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Was hat das mit deinen zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun? Tja, würdest du lieber eine Beziehung mit jemandem führen, der immer nervös und angespannt ist? Oder ruhig und geerdet? Ein Haustier könnte dich zu einem viel ruhigeren und auch gesünderen Partner machen.

Zudem kann die bedingungslose Liebe, die wir von unseren Haustieren geschenkt bekommen, unser Herz öffnen und weicher machen. Wenn du schon einmal verletzt wurdest und deshalb andere auf Abstand gehalten hast, kann ein geliebtes Haustier dabei helfen, deine Schutzmauern aufzubrechen, damit du jemanden anderen hereinlassen kannst.

5. Sorge für viel Zeit für dich.

Da du immer die Emotionen anderer Menschen spürst (und dich um ihre Bedürfnisse kümmerst), ist deine eigene Selbstfürsorge wichtig. Die meisten Empathen sind auch introvertiert und tanken durch das Alleinsein Energie, und nur wenige bekommen genug Zeit für sich, um ihre Energiereserven wieder aufzufüllen.

Wenn du nicht genug Zeit für dich bekommst, könntest du immer erschöpfter werden. Dies kann zu Ängsten, Reizbarkeit, Depressionen und sogar zu körperlichen Erkrankungen führen. Wenn du dir diese Zeit für dich nimmst, ist das nicht egoistisch oder dekadent, sondern absolut notwendig für dein Wohlbefinden.

Dieses Problem besteht auch umgekehrt, wenn zwei Empathen miteinander in einer Beziehung sind. Die Verbundenheit und das Verständnis können so seelentief sein, dass es sich schwierig anfühlt, sich voneinander zu trennen, aber es muss sein.

6. Fühle dich nicht schlecht, wenn du alleine schlafen (oder sogar wohnen) musst.

Da Empathen ständig die Emotionen und die Energie des anderen fühlen, kann dies sehr abträglich für den Schlafrhythmus sein. Empathen können sich sogar überfordert und bedrängt fühlen, wenn sie mit einem Partner zusammenleben, da die Gedanken, Gefühle, Gerüche, Geräusche und täglichen Abläufe dieses Menschen sehr aufdringlich sein können.

Viele glauben, dass man für eine gesunde Beziehung wie ein siamesischer Zwilling zusammengewachsen sein muss. Viele glauben sogar, dass etwas mit der Beziehungsdynamik nicht stimmt, wenn man nicht neben dem Partner schläft.

Das ist jedoch alles andere als wahr. Partner, die so schlafen können, wie sie es brauchen, haben sogar wesentlich mehr Geduld mit einander. Dies gilt besonders dann, wenn die Partner einen unterschiedlichen Tagesrhythmus haben oder nachts widersprüchliche Bedürfnisse haben.

Beispielsweise könnte der eine ein unruhiger Schläfer sein, der seinen Partner mit einem Ellbogen in den Kopf aufweckt, während der andere Ruhe braucht.

7. Ziehe und verteidige deine Grenzen ohne Schuldgefühle.

Viele Empathen verteidigen ihre Grenzen nicht, weil sie nicht wollen, dass ihr Partner sich “schlecht fühlt”. Das liegt nicht nur daran, dass sie keinen Ärger machen wollen, sondern auch daran, dass sie keine schlechten Gefühle mit ihrem Partner teilen wollen.

Wie man sich vorstellen kann, kann der Empath dadurch das Gefühl bekommen, keine persönliche Autonomie zu besitzen. Er hat das Gefühl, sein Glück und sein Wohlbefinden für die Vorlieben eines anderen zu opfern.

Widerstehe dem Drang, es anderen recht machen zu wollen. Wenn du beschlossen hast, dass du gerne einen Abend für dich verbringen würdest, um deinen Hobbys nachzugehen, der andere dich aber dazu drängt, Zeit mit ihm zu verbringen, dann bleibe standhaft. Das Gleiche gilt für das Festhalten an deinen Überzeugungen, Idealen und Prioritäten.

Ihr seid zwei Individuen, die sich entschieden haben, Seite an Seite zu gehen, solange eure Liebe anhält, und keine coabhängigen Therapietiere füreinander.

8. Erkenne an, dass es nicht deine Aufgabe ist, die Gefühle anderer für sie zu regulieren.

Empathen fühlen unweigerlich, was der Partner fühlt, sei es die Freude über eine berufliche Beförderung oder Verzweiflung aufgrund schwieriger persönlicher Umstände. In letzterer Situation versuchen viele Empathen, den Partner um ihrer beider willen aufzumuntern; es ist eine Art egoistischer Altruismus – wenn der Partner weniger traurig ist, ist der Empath es auch.

In diesen Fällen ist es wichtig, dass du deine eigene Motivation überprüfst. Geht es dir hauptsächlich darum, seinen Schmerz zu lindern? Oder deinen eigenen? Hast du das Gefühl, alles dafür tun zu müssen, dass der andere glücklicher wird, damit du nicht mehr leiden musst? Oder hilfst du ihm aufrichtig, so wie es für ihn am besten ist?

Alle Menschen machen im Leben immer mal wieder Schwierigkeiten durch, aber wenn sie keine eigenen Bewältigungsmechanismen entwickeln, fühlen sie sich verloren und von anderen abhängig, wenn es hart auf hart kommt. Darum musst du sie manchmal den Schmerz empfinden lassen, damit sie lernen, wie sie sich selbst durchkämpfen können.

Auch wenn dein Instinkt dir vielleicht zuruft, dass du helfen und die Dinge in Ordnung bringen und alles wieder gut machen musst, ist das nicht deine Verantwortung. Du würdest sogar dem anderen einen schlechten Dienst erweisen, indem du dich einmischst. Frage, wie du am besten helfen kannst, aber unterdrücke den Impuls, einzuschreiten und seine Gefühle für ihn zu managen.

9. Entwickle Resilienz und Bewältigungsmechanismen.

Manchmal ist der beste Weg aus einer Situation mitten hindurch. Wenn dein Partner also Verzweiflung, Wut oder ähnliche Emotionen empfindet, muss er diese Gefühle möglicherweise weiter ausleben, um sie zu verarbeiten.

Dies gilt besonders dann, wenn er versucht, von etwas Heftigem zu heilen. Er muss seine Gefühle fühlen und sie verarbeiten, anstatt sie wegzuschieben oder Glück und Frieden zu erzwingen, bevor er ganz natürlich dazu bereit ist.

Da du diese Emotionen ebenfalls empfindest, fühlst du dich wahrscheinlich unwohl. Du willst vielleicht deinem Partner helfen, damit du diese Dinge nicht mehr zusammen mit ihm fühlen musst, aber das hilft ihm auf lange Sicht überhaupt nicht. Es ist daher deine Verantwortung, Bewältigungsmechanismen und Widerstandsfähigkeit zu entwickeln.

Dadurch kannst du ihm sowohl die nötige Zeit und Freiheit geben, seine eigenen Probleme zu verarbeiten, und auch selbst lernen, dich gegen Gefühle abzuschirmen, die nicht von dir ausgehen.

10. Gib deinem Partner Raum, wenn er ihn braucht.

Wenn du wahrnimmst, dass dein Partner gerade viel durchmacht und etwas Zeit für sich braucht, dann ziehe dich in deinen eigenen Raum zurück, setze Kopfhörer auf und hören Musik oder sieh dir einen Film an, damit du nicht von seinen Gedanken und Gefühlen beeinflusst wirst.

Gib deinem Partner ungestörte Zeit für sich, in der er allein nachdenken kann, und er wird sich an dich kuscheln, sobald er dazu bereit ist.

11. Ziehe dich zurück, wenn du es brauchst.

Sage deinem Partner, dass du manchmal schnell überfordert bist, besonders in größeren Gruppen oder in sehr emotionalen Situationen. Wie schon erwähnt sind viele (wenn nicht die meisten) Empathen von Natur aus introvertiert und schnell komplett überfordert, wenn um sie herum zu viel los ist.

Wenn du also mit deinem Partner auf einem Konzert oder einer großen Party bist und all die Gedanken und Emotionen um dich herum dich überfordern, könnte es sein, dass du gehen musst, um keine Panikattacke zu bekommen oder ohnmächtig zu werden. Besprich dies im Voraus mit deinem Partner. Dann weiß er um deine Bedürfnisse und wird keine Szene machen oder versuchen, dich zum Bleiben zu überreden.

12. Stelle die Bedürfnisse oder Wünsche anderer nicht über deine Gesundheit und dein Wohlbefinden.

Empathen erschöpfen sich oft für ihre Lieben völlig. Sie stellen normalerweise die Bedürfnisse anderer Menschen vor die eigenen und geben sich selbst oft unterste Priorität.

Daher arbeiten sie vielleicht bis zum Umfallen oder schieben all die Sachen beiseite, die sie gerne machen und die ihnen gut tun, um andere glücklich zu machen.

Du existierst nicht für andere.

13. Sei dir des Risikos bewusst, dich hinter deiner Empathie zu verstecken oder sie als Waffe einzusetzen.

Es gibt eine dunkle Seite an der Empathie, die damit zu tun hat, seine Fähigkeiten als Waffe einzusetzen oder sie zur Manipulation anderer zu benutzen.

Beispielsweise könnte ein Empath, der einem schwierigen Gespräch ausweichen will, anfangen zu weinen, dass die hochkochenden Emotionen ihn überfordern und lähmen. Er weiß, dass der Partner ihn nicht verletzen will und daher die Diskussion abbrechen und Tee aufsetzen wird.

Genauso können manche Empathen versuchen, die Oberhand in ihrer Beziehung zu gewinnen oder den Partner zu manipulieren, weil sie wissen, was dieser denkt oder fühlt.

Beispielsweise könnte der Partner sich bemühen, seine Emotionen sehr gut im Griff zu haben, aber der Empath spricht ihn auf seine Gefühle an und verlangt, dass er sie ausdrückt. Das ist nicht fair und kann sowohl zudringlich als auch missbräuchlich sein, da es als Eingriff in die Souveränität und den freien Willen des anderen aufgefasst werden kann.

Niemand will jemanden uneingeladen in seinem Kopf haben, und es ist unethisch, seine empathischen Fähigkeiten für die eigenen Wünsche zu nutzen.

14. Sei dir klar, wofür du deine empathischen Fähigkeiten einsetzt.

Ich kenne ein Paar, das die perfekte Kombination aus Empath und Narzisst ist, nennen wir sie Lilly und Tom. Lilly ist ein perfektes Beispiel für jemanden, dessen empathische Fähigkeiten durch familiäre Instabilität entstanden sind.

Ihr Vater ist auf dem autistischen Spektrum und hat sie als Kind misshandelt, und sie musste immer hyperwachsam in Bezug auf seinen subtilen emotionalen Wandel sein, um seinen Ausbrüchen aus dem Weg zu gehen. Als Folge hat sie ihr Leben dem Versuch gewidmet, dafür zu sorgen, dass die Menschen um sie herum ausgeglichen und glücklich sind.

Sie ist beim narzisstischen Tom gelandet, den sie für attraktiver und “wertvoller” als Partner hält als sich selbst. Deshalb tut sie alles dafür, damit er immer zufrieden ist und kein Risiko besteht, dass er sie verlässt.

Sie will ihn, und deshalb nutzt sie ihre empathischen Fähigkeiten, um ihn so erfüllt zu machen, dass er weiß, dass er es mit niemandem anderen so gut haben könnte wie mit ihr. Beide bekommen dadurch, was sie wollen. Sie bekommt ihn und er wird Tag und Nacht umsorgt.

Äußerlich sieht es wie eine unterstützende Beziehung zwischen zwei Menschen aus, die sich gut ergänzen und ausgleichen. Lilly glaubt vielleicht ehrlich, dass sie mit selbstloser Hingabe für Tom sorgt, weil sein Glück und sein Wohlbefinden ihr so wichtig sind. In Wirklichkeit ist aber ihr Wunsch, diesen Menschen zu behalten, die treibende Kraft hinter all ihren empathischen Absichten.

15. Suche dir einen Partner, der dich versteht und ausgleicht.

Wenn du in einer Beziehung bist, in der du dich benutzt und erschöpft fühlst oder in der du wegen deiner Überempfindlichkeit verhöhnt oder angemotzt wirst, bist du wahrscheinlich nicht mit dem richtigen Partner zusammen. Du liebst diesen Menschen vielleicht und vielleicht liebt er dich auch, aber für eine gesunde Beziehung sind auch Verständnis, Respekt und Unterstützung notwendig.

Es ist immer schlimm, wenn eine Beziehung zu Ende geht, aber mit jemandem zusammenzubleiben, der dich nicht versteht, ist noch viel schlimmer.

Eine Schlussbemerkung

Es ist wichtig, dass du dir bewusst bist, woher deine empathischen Fähigkeiten kommen. Beispielsweise besteht ein Unterschied dazwischen, ob man ein Empath ist oder ob man aufgrund früherer Traumata hypervigilant ist.

Jemand, der als Kind und/oder Jugendliche/r Missbrauch oder kriegsähnliche Traumata durchgemacht hat, hat vielleicht aus Selbstschutz gelernt, die kleinsten Veränderungen in der Energie anderer Menschen zu lesen.

Wenn Menschen um ihn herum plötzlich eine andere Energie ausstrahlten oder sich Körpersprache oder Stimmlage veränderten, wurde dieser Wandel im Verhalten vielleicht als subtiler Hinweis darauf verstanden, dass bald das Schreien oder die Schläge losgehen.

Was also als empathische Ausrichtung aufgefasst wird, könnte stattdessen eine hochsensibilisierte Traumareaktion sein.

Wenn du Traumata oder Misshandlungen hinter dir hast, kann eine Therapie dir helfen, herauszufinden, wo deine Empathie endet und deine Hypervigilanz beginnt. Auch wenn diese beiden Merkmale sich überschneiden, gibt es auch große Unterschiede zwischen ihnen.

Zudem empfindest du möglicherweise mehr Angst oder Anspannung als notwendig, weil du dir nicht bewusst bist, wie viel Energie dahin fließt, ständig wachsam zu bleiben.

Zusätzlich sind Menschen, die in der Jugend Traumata erlebt haben, als Erwachsene empathischer als ihre Altersgenossen und übernehmen zudem oft die Verantwortung für die emotionale Regulierung anderer Menschen.

Beispielsweise betrachten sie es vielleicht als ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihr Partner und ihre Kinder glücklich sind, und auch die Traurigkeit, Frustration und Wut dieser Menschen zu lindern.

Wie man sich vorstellen kann, kann dies große Schwierigkeiten für alle Beteiligten verursachen. Der Empath ist schlussendlich vom Versuch überfordert und erschöpft, alle glücklich zu machen, und die Menschen um ihn herum lernen keine Bewältigungsmechanismen und emotionale Kontrolle.

Kenne dich selbst, sorge für dich selbst und finde das Gleichgewicht, das am besten für dich funktioniert. Dein Liebesleben wird dadurch am Ende deutlich glücklicher und gesünder werden.