Du sitzt da, scrollst durch Profile. Manche klingen belanglos, andere irgendwie süß. Und dann ist da er. Charismatisch. Schlagfertig. Charmant. Er sagt genau das, was du hören willst. Es fühlt sich aufregend an. Schnell. Intensiv. Fast zu schön, um wahr zu sein.
Spoiler: Es ist oft nicht wahr.
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Ich schreibe diesen Beitrag nicht als Therapeutin. Nicht als Psychologin. Sondern als Frau. Als jemand, die diese Profile gesehen, diese Chats geführt und sich auf genau diese Typen eingelassen hat. Ich war geblendet. Ich wollte glauben, was da zwischen den Zeilen stand – oder eben nicht stand.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, andere Frauen davor zu bewahren, in dieselben Fallen zu tappen.
Denn Narzissten auf Dating-Apps sind keine Seltenheit. Im Gegenteil: Für sie sind diese Plattformen ein ideales Spielfeld.
Hier sind 10 Red Flags, die du niemals ignorieren solltest:
1. Er überhäuft dich sofort mit Komplimenten und Superlativen
Gleich zu Beginn wirkt es wie ein Märchen: Noch bevor ihr euch wirklich kennt, schreibt er dir, wie „besonders“ du bist. „So eine wie dich hab ich noch nie getroffen“, „Du bist genau das, was ich gesucht habe“, „Du fühlst dich so vertraut an, als würden wir uns ewig kennen“ – diese Art von Aussagen fallen manchmal schon nach wenigen Nachrichten oder dem ersten Telefonat.
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Was auf den ersten Blick romantisch erscheint, ist oft ein sehr frühes Anzeichen für sogenanntes Love Bombing. Dabei handelt es sich um eine manipulative Taktik, die insbesondere von narzisstischen Persönlichkeiten eingesetzt wird. Sie überschütten dich mit Aufmerksamkeit, Lob, Zärtlichkeit und Versprechungen – nicht, weil sie dich wirklich kennen, sondern weil sie dich emotional schnell an sich binden wollen.
Du wirst zur Projektionsfläche für ihre Idealvorstellung. Dabei geht es nicht um dich als reale, komplexe Person – sondern um das Bild, das sie in dir sehen wollen. Das Ziel ist es, dich zu faszinieren, zu verwirren und dein System mit Reizen zu überladen. Denn: Wenn jemand dir frühzeitig das Gefühl gibt, „die Eine“ zu sein, wirst du später viel eher bereit sein, rote Flaggen zu ignorieren. Du beginnst, die anfängliche Euphorie mit „Liebe“ zu verwechseln – und kämpfst unbewusst darum, dieses Gefühl zurückzubekommen, wenn es plötzlich entzogen wird.
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Love Bombing ist kein ehrliches Interesse. Es ist eine Form der Kontrolle durch Überwältigung. Es ist wie ein Feuerwerk – laut, schnell, glitzernd – und danach bleibt nur Rauch.
Ein gesundes Kennenlernen braucht Zeit. Jemand, der es ernst mit dir meint, wird dich nicht idealisieren, sondern dich Stück für Stück wirklich kennenlernen wollen – inklusive deiner Ecken, Unsicherheiten und Stärken.
Wenn es sich zu schnell, zu perfekt und zu intensiv anfühlt, obwohl ihr euch kaum kennt, frag dich: Warum hat er das Bedürfnis, mich schon jetzt zu „erobern“? Denn echte Nähe wächst langsam – sie muss nicht gebombt werden.
2. Er will dich sofort treffen – am liebsten heute Abend
Kaum habt ihr ein paar Nachrichten gewechselt, kommt die Einladung: „Lass uns heute Abend was trinken gehen“ oder „Warum warten? Ich will dich sofort sehen.“ Klingt nach Spontaneität? Vielleicht. Aber wenn du das Gefühl hast, überrumpelt zu werden, lohnt sich ein zweiter Blick.
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Menschen mit narzisstischen Tendenzen haben ein gemeinsames Muster: Sie suchen nicht echte Verbindung – sie jagen den Rausch. Den Kick. Die unmittelbare Bestätigung. Und vor allem: die Kontrolle über das Tempo. Wenn du noch vorsichtig bist, wenn du zögerst oder schlicht mehr Zeit brauchst, um Vertrauen aufzubauen, wird das schnell zum Problem. Dann kommen Sätze wie: „Du bist wohl nicht wirklich interessiert“, „Wovor hast du Angst?“ oder „Ich dachte, du bist anders.“
Was hier wie Charme und Entschlossenheit verpackt wird, ist in Wahrheit Grenzverletzung. Denn es geht ihm nicht um dein Tempo – sondern darum, dich in sein Tempo zu ziehen. So schnell wie möglich. Bevor du beginnst, wirklich hinzuschauen. Bevor du kritisch hinterfragst. Und vor allem: Bevor du dich emotional abgrenzen kannst.
Ein gesundes Gegenüber akzeptiert ein „Noch nicht“ ohne Diskussion. Es respektiert deine Intuition, deinen Rhythmus, deine Bedenken. Ein narzisstisches Gegenüber hingegen fühlt sich durch deine Grenze herausgefordert – und wird versuchen, sie zu umgehen, zu lockern oder sie dir als irrational auszureden.
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Diese Eile ist kein Zeichen von Leidenschaft. Sie ist ein Warnsignal. Denn echte Intimität braucht Geduld. Und wer wirklich an dir interessiert ist, möchte nicht nur deinen Körper sofort spüren – sondern vor allem dich kennenlernen. Langsam. Aufrichtig. Ohne Druck.
Wenn du dich also gedrängt fühlst, wenn dir dein Bauchgefühl sagt: „Das geht mir zu schnell“ – dann hör hin. Du bist nicht schwierig. Du bist nicht prüde. Du bist aufmerksam. Und du hast jedes Recht, Nein zu sagen.
3. Seine Antworten sind glatt – aber irgendwie hohl
Du schreibst ihm eine offene, persönliche Nachricht – und bekommst eine Antwort, die auf den ersten Blick passt. Freundlich. Charmant. Vielleicht sogar aufmerksam. Aber irgendetwas fehlt. Es ist schwer zu greifen, aber du spürst es: Da ist keine echte Tiefe.
Er sagt genau das, was man eben sagt: „Das klingt spannend“, „Wow, du hast ja viel erlebt“, „Ich liebe Frauen mit Haltung.“ Es klingt gut. Und doch: Die Aussagen bleiben vage, austauschbar, fast generisch. Er fragt nicht wirklich nach. Er geht nicht auf dich ein. Und wenn er es tut, wirkt es mehr wie ein Stichwort, das er nutzt, um wieder über sich selbst zu sprechen.
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Narzisstische Persönlichkeiten sind oft rhetorisch stark – aber emotional flach. Sie wissen, welche Worte gut ankommen. Sie spiegeln dein Interesse, deine Werte, deine Träume – ohne sie wirklich zu verstehen oder zu fühlen. Es ist wie ein Echo, nicht wie ein Dialog.
Worauf du achten solltest: Werden deine Aussagen wirklich erwidert – oder nur verwendet? Fragt er dich, was dir wichtig ist? Oder bleibt alles auf der Oberfläche, schön verpackt, aber innerlich leer?
In Wahrheit geht es ihm meist nicht um Verbindung – sondern um Wirkung. Er will gut dastehen, faszinierend wirken, begehrt sein. Aber was du fühlst – bleibt außen vor. Und genau das ist der Punkt: Es geht nicht um dich. Es geht um seine Selbstinszenierung. Um Aufmerksamkeit. Kontrolle. Und letztlich um Macht.
Wenn du also das Gefühl hast, „Ich werde gehört, aber nicht wirklich gesehen“ – dann ist das kein Zufall. Es ist ein Muster. Und du darfst dich fragen, ob du wirklich mit jemandem schreiben willst, der viel sagt, aber nichts zeigt.
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4. Er spricht schlecht über seine Ex-Partnerinnen
Früher oder später kommt das Thema auf seine Vergangenheit. Und dann passiert es: Er erzählt dir von seinen Ex-Partnerinnen – aber nicht neutral oder reflektiert. Sondern mit abwertendem Ton. „Sie war komplett verrückt.“ – „Die war so eifersüchtig, ich konnte nicht mal atmen.“ – „Drama pur, ich hab das lange mitgemacht, obwohl ich’s besser wusste.“
Am Anfang wirkt es vielleicht, als würde er dir vertrauen. Als wolle er dir zeigen, dass er verletzt wurde. Dass er gelitten hat. Doch wenn du genauer hinhörst, fällt auf: Er übernimmt keine Verantwortung. Es gibt keine Selbstreflexion. Kein „Ich habe damals auch Fehler gemacht“. Nur Schuldzuweisungen. Nur Opferhaltung.
Und genau das ist ein riesiges Warnsignal. Denn wie jemand über seine früheren Beziehungen spricht, sagt oft mehr über ihn aus als über die Ex-Partnerinnen. Wenn alle früheren Partnerinnen „toxisch“, „manipulativ“ oder „gestört“ waren – dann stellt sich eine wichtige Frage: Was ist sein Anteil daran? Oder traut er sich einfach nie, hinzuschauen?
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Narzisstisch geprägte Menschen nutzen diese Erzählungen oft, um zwei Dinge zu erreichen: Erstens, um dich emotional auf ihre Seite zu ziehen. Du sollst Mitgefühl entwickeln, dich von Anfang an als „die bessere Wahl“ fühlen. Und zweitens, um subtil klarzumachen: Wer sich ihm widersetzt, wird abgewertet.
Es ist kein Zufall, dass du dich durch solche Geschichten besonders fühlen sollst. Du wirst nicht nur idealisiert – du wirst zugleich gewarnt: „Mach’s nicht wie sie.“
Doch Vorsicht: Was heute seine „verrückte Ex“ ist, war gestern noch seine große Liebe. Und was, glaubst du, sagt er in ein paar Monaten über dich, wenn du anfängst, Grenzen zu setzen?
Ein reifer Mensch kann über vergangene Beziehungen reden, ohne zu hetzen. Ohne zu beschönigen – aber auch ohne zu entwerten. Er kann sagen: „Das war schwierig. Wir hatten beide unsere Themen.“ Und genau das ist der Unterschied.
Wenn du also das Gefühl hast, du hörst einer einseitigen Schlammschlacht zu, statt einem offenen Einblick in echte Erfahrungen, dann ist das kein Detail – es ist ein Spiegel. Und vielleicht auch ein Ausblick.
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5. Er macht subtile Abwertungen – und verpackt sie als Humor
Du schickst ihm ein Selfie – verschlafen, ungeschminkt, ehrlich. Seine Antwort? „Du bist echt hübsch … für jemanden, der kaum geschlafen hat.“ Du lachst vielleicht sogar. Weil es witzig gemeint war. Weil du nicht empfindlich wirken willst. Weil du nicht gleich „zu viel“ sein willst.
Doch in Wahrheit hat er dich gerade abgewertet. Und zwar auf eine Art, die kaum greifbar ist – aber tief trifft. Es ist diese Mischung aus Kompliment und Kritik, die dich irritiert zurücklässt. War das jetzt charmant? Oder doch eine Spitze?
Menschen mit narzisstischen Tendenzen beherrschen genau diese Form der Kommunikation perfekt: subtile Herabsetzungen, geschickt verpackt als Ironie, Sarkasmus oder angeblicher „Witz“. Und wenn du etwas sagst, kommt sofort: „War doch nur Spaß, reg dich nicht auf.“
Das Problem daran ist nicht nur der Satz selbst. Sondern was er in dir auslöst: Du beginnst, dich zu rechtfertigen. Zu erklären. Du fragst dich, ob du überreagierst. Ob du „zu empfindlich“ bist. Und genau das ist das Ziel: dich zu verunsichern. Dich an deiner eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen.
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Diese kleinen Sticheleien sind kein harmloser Humor. Sie sind ein Test. Eine Methode, um zu schauen: Wie viel nimmst du hin? Wie sehr willst du gefallen? Wie stark bist du bereit, deine Grenzen zu verschieben – um Nähe zu behalten?
Wenn du das Gefühl hast, dass du dich nach einem Treffen oder Chat innerlich kleiner fühlst, obwohl alles „lustig“ war – dann ist das kein Zufall. Das ist emotionale Manipulation in sanfter Verpackung.
Ein liebevoller Mensch macht keine Witze auf deine Kosten. Er bringt dich zum Lachen, nicht ins Grübeln. Er sieht dein Bild und sagt: „Wow, du siehst wunderschön aus – Punkt.“ Kein doppelter Boden, kein giftiger Nachsatz.
Du darfst sensibel reagieren. Du darfst Sätze nicht mitlachen, die sich falsch anfühlen. Und du darfst klar sagen: „Das war kein Kompliment.“
Denn Respekt klingt nicht wie ein Spottversuch. Und Liebe wird nie versuchen, dich leise zu entwerten – nur um sich selbst größer zu fühlen.
6. Alles geht zu schnell
Kaum habt ihr euch gematcht, überschlagen sich die Dinge. Er schreibt ständig, macht sofort Zukunftspläne, sagt Dinge wie: „Ich hab das Gefühl, wir gehören zusammen“ oder „Mit dir fühlt sich alles so richtig an.“ Vielleicht spricht er sogar schon nach wenigen Tagen von einer Beziehung – oder davon, wie sehr du ihm fehlst, obwohl ihr euch gerade erst kennengelernt habt.
Und du? Du bist fasziniert, aber auch irgendwie überfordert. Es geht alles so schnell. Die Nachrichten. Die Anziehung. Die Intimität. Die Pläne. Du fühlst dich hin- und hergerissen – zwischen Euphorie und innerer Unruhe.
Genau hier liegt das Problem: Diese übertriebene Geschwindigkeit ist kein Zufall. Sie ist Methode. Menschen mit narzisstischen oder manipulativen Anteilen bauen ganz bewusst ein Tempo auf, das dein Nervensystem überfordert. Denn wenn du ständig im emotionalen Ausnahmezustand bist, hast du keine Zeit zum Nachdenken. Keine Zeit, um Grenzen zu setzen. Keine Zeit, um ein klares Gefühl zu entwickeln: Will ich das überhaupt?
Das nennt man „Future Faking“ – Zukunftsversprechen, die dazu dienen, dich emotional zu binden, bevor überhaupt Vertrauen entstanden ist. Du bekommst den Eindruck, ihr hättet eine besondere Verbindung, etwas Seltenes. Aber was du eigentlich erlebst, ist emotionale Beschleunigung auf Knopfdruck – eine Illusion von Nähe.
Diese Intensität wirkt anziehend – vor allem, wenn du dir nach echter Verbindung sehnst. Wenn du gesehen und geliebt werden willst. Und genau darauf zielt dieses Verhalten ab: auf dein Bedürfnis nach Tiefe. Doch echte Tiefe braucht Zeit. Sie entsteht nicht zwischen Montagabend und Mittwochmittag.
Wenn du das Gefühl hast, nicht mehr hinterherzukommen, ist das kein Zeichen für große Liebe – sondern ein Warnsignal. Niemand, der es ehrlich meint, erwartet, dass du dich ihm emotional auslieferst, bevor du dich überhaupt sicher fühlen kannst.
Eine gesunde Verbindung gibt dir Raum. Sie will dich kennenlernen – nicht einnehmen. Sie lässt dich atmen. Denken. Fühlen. Schritt für Schritt.
Wenn du also das Gefühl hast, das Ganze geht „zu schnell, um wahr zu sein“ – dann ist es vielleicht genau das.
7. Sein Profil wirkt zu perfekt – oder ist erstaunlich leer
Du landest auf seinem Dating-Profil – und entweder ist es zu glatt oder kaum vorhanden. Hochwertige Fotos in Designer-Locations, durchtrainierter Körper, charmantes Lächeln, dazu ein paar Sätze, die auf den ersten Blick tiefgründig wirken: „Ich suche echte Verbindung. Kein Drama. Nur Echtheit.“ Oder das genaue Gegenteil: kaum Informationen, vielleicht nur ein Zitat, ein vager Satz wie „Frag einfach“, und ein mysteriöser Blick in die Kamera. Nichts Konkretes, keine echten Anhaltspunkte.
Beides ist kein Zufall. Es ist Inszenierung – und oft ein klares Zeichen für narzisstische Muster.
Im ersten Fall sehen wir das, was man als Hochglanz-Narzissmus bezeichnen könnte: ein Profil, das wie ein sorgfältig kuratiertes Magazincover wirkt. Es vermittelt: Ich bin der Preis. Du darfst mich wollen – aber du musst dich dafür anstrengen. Alles scheint bewusst gewählt, durchdacht, perfekt. Aber kaum etwas ist wirklich greifbar. Und vor allem: Nichts davon hat mit Beziehung auf Augenhöhe zu tun.
Im zweiten Fall handelt es sich um das Gegenteil – und doch um denselben Mechanismus: strategische Leere. Indem er möglichst wenig über sich preisgibt, entsteht ein Gefühl von Geheimnis. Du wirst neugierig, fängst an, zu interpretieren, willst mehr erfahren. Es wirkt fast so, als müsstest du ihn „entschlüsseln“, als ob du der Mensch sein könntest, der ihn endlich versteht. Und genau darin liegt die Manipulation: Er zwingt dich in die aktive Rolle. Du beginnst, dich zu bemühen – während er kaum etwas investiert.
In beiden Fällen entsteht ein Ungleichgewicht. Entweder du fühlst dich unterlegen – weil sein Profil suggeriert, er sei der ultimative Fang. Oder du wirst emotional aktiviert – weil du das Gefühl hast, ein Rätsel lösen zu müssen. So oder so: Du wirst unbewusst in ein Spiel gezogen, das von Anfang an nicht auf ehrlichem Austausch basiert, sondern auf Faszination durch Distanz.
Ein echtes, aufrichtiges Profil darf Ecken und Kanten haben. Es muss nicht perfekt sein. Aber es sollte greifbar sein. Persönlich. Nahbar. Es zeigt, dass jemand bereit ist, sich zu zeigen – und nicht nur zu wirken.
Wenn du also merkst, dass du beim Lesen seines Profils eher eine Rolle zugewiesen bekommst als wirklich eingeladen wirst, ihn kennenzulernen, dann frag dich: Will ich mich bewerben – oder begegnen?
Denn Liebe entsteht nicht aus Inszenierung, sondern aus Echtheit. Und die beginnt mit der Bereitschaft, sich wirklich zu zeigen – nicht mit Hochglanz oder Schweigen.
8. Er ignoriert deine Grenzen – subtil oder ganz direkt
Du sagst: „Ich bin nicht bereit, mich heute zu treffen.“
Er sagt: „Ach komm, stell dich nicht so an.“
Du sagst: „Ich brauche etwas mehr Zeit.“
Er schreibt: „Zeit ist relativ – man muss einfach fühlen.“
Und plötzlich fühlst du dich wie die Schwierige. Die Langsame. Die mit den “komplexen Themen”.
Das ist kein Zufall. Narzissten – oder emotional unreife Menschen mit kontrollierendem Verhalten – tun oft genau das: Sie testen deine Grenzen. Erst leise, mit einem „harmlosen“ Kommentar. Dann fordernder. Dann vielleicht sogar mit Rückzug, wenn du nicht funktionierst wie gewünscht. Das Ziel: Deine „Nein’s“ in ein „Vielleicht“ zu verwandeln – und später in ein „Okay, ich mach’s halt doch“.
Es beginnt oft charmant. Er tut so, als ob er dich „herausfordert“, dich „zum Leben erweckt“, dich „aus deiner Komfortzone holt“. Klingt aufregend, oder? Ist es aber nicht. Es ist eine Manipulationstaktik, die dich von dir selbst entfernt.
Wenn jemand wirklich an dir interessiert ist, dann hört er zu. Und nicht nur das – er respektiert, was du sagst, wann du es sagst und warum du es sagst. Grenzen sind für ihn keine Hindernisse, sondern Wegweiser: zu deinem Vertrauen, zu deiner Sicherheit, zu echter Verbindung.
Ein Narzisst hingegen erlebt Grenzen als Bedrohung. Als Machtverlust. Und deshalb versucht er, sie zu unterwandern – durch Charme, durch Schuldgefühle, durch die subtile Andeutung, du seist „zu verkopft“, „nicht frei genug“, „noch nicht bereit für echte Liebe“. Plötzlich bist du die, die sich rechtfertigen muss. Für dein Bauchgefühl. Für deine Klarheit. Für deinen Schutz.
Aber weißt du was? Dein Nein ist ein vollständiger Satz.
Es braucht keine Begründung, keine Verteidigung, keine Entschuldigung.
Wenn jemand dein „Nein“ nicht akzeptiert, ist das nicht romantisch – es ist ein Alarmsignal. Denn Liebe achtet, wo du deine Linie ziehst. Und wer deine Grenzen nicht respektiert, wird früher oder später auch dein Herz nicht respektieren.
Hör auf dich. Und wenn du innerlich zögerst – ist das Grund genug, stehen zu bleiben.
9. Er macht dich schnell emotional abhängig
Zuerst fühlst du dich wie auf Wolke sieben. Seine Nachrichten kommen regelmäßig, seine Worte treffen genau die richtigen Stellen. Er ist aufmerksam, charmant, zugewandt. Du denkst: So fühlt sich es an, wenn jemand dich wirklich will. Und dann – ohne Vorwarnung – wird es still.
Keine Antwort auf deine letzte Nachricht. Keine Nachfrage, wie dein Tag war. Plötzlich ist da Leere. Du fühlst dich wie aus dem System gefallen. Und genau das ist der Punkt: Es ist ein System.
Was du da erlebst, ist keine gesunde Verbindung, sondern emotionale Konditionierung. In der Psychologie nennt man das intermittierende Verstärkung: Du bekommst Nähe, Wärme und Bestätigung – aber nicht kontinuierlich, sondern willkürlich. Mal bist du Mittelpunkt, mal wirst du ignoriert. Diese Unvorhersehbarkeit setzt genau dort an, wo wir am empfindlichsten sind: im Nervensystem.
Dein Körper lernt, auf kleine Zeichen von Zuwendung zu hoffen. Du wartest auf eine Nachricht, die dich wieder beruhigt. Du fängst an, dich selbst zu hinterfragen: War ich zu fordernd? – Habe ich etwas falsch gemacht? – Wie kann ich es wieder richtig machen?
Das ist kein Zufall. Diese Form von Bindung ist kein Zufallsprodukt – sie ist Teil eines Mechanismus, der emotionale Abhängigkeit erzeugt. Und Narzissten nutzen sie bewusst oder unbewusst, um Kontrolle auszuüben.
Denn wenn du erstmal in diesem Kreislauf bist, versuchst du, die Anfangsphase zurückzubekommen. Diese Euphorie. Diese Nähe. Dieses scheinbar perfekte Gefühl. Doch was du eigentlich jagst, ist eine Illusion – und das ist das Perfide daran: Er zeigt dir, wie es sein könnte, nimmt es dir wieder weg und lässt dich glauben, du seist schuld.
Eine gesunde Beziehung macht dich nicht nervös. Sie bringt Ruhe. Sicherheit. Vertrauen. Du musst nicht ständig „genug sein“, du musst dich nicht selbst optimieren, um geliebt zu werden.
Wenn du dich also dabei erwischst, dass du ständig auf sein nächstes Signal wartest, dich an ihn anpasst, obwohl du innerlich schon lange spürst, dass dir das nicht guttut – dann ist das kein Zeichen für Liebe. Es ist ein Warnsignal.
Du bist nicht süchtig nach ihm.
Du bist süchtig nach dem Gefühl, endlich wieder gewollt zu sein.
Aber wahre Liebe lässt dich nicht auf dem Trockenen sitzen, nur um dich an der nächsten Aufmerksamkeit wieder aufblühen zu lassen. Wahre Liebe nährt dich – konstant, nicht sporadisch.
11. Er spielt die Verbindung runter, wenn du beginnst, Gefühle zu entwickeln
Am Anfang war alles intensiv. Täglicher Kontakt, lange Gespräche, vielleicht sogar Gesten, die sich nach Nähe und Verbindlichkeit anfühlten. Du dachtest: Wow, da entsteht etwas. Du beginnst, dich zu öffnen – vorsichtig, ehrlich, verletzlich. Und dann, plötzlich, kippt etwas.
Er reagiert auf deine Offenheit ausweichend. Sagt Dinge wie: „Wir kennen uns ja eigentlich noch gar nicht richtig“ oder „Ich will nichts überstürzen.“ Vielleicht kommt auch: „Du interpretierst da zu viel rein.“ – obwohl er es war, der die Nähe forciert hat.
Was hier passiert, ist emotionale Rücknahme. Du wirst erst in die Tiefe gezogen – und dann in der Luft hängen gelassen. Wenn du dich fragst: Bin ich zu emotional? Bin ich zu schnell? – dann hast du das perfide Spiel schon begonnen zu verinnerlichen.
Diese Strategie – Nähe aufbauen, dann entwerten – ist kein Zeichen von Unsicherheit, sondern eine bewusste Form der Kontrolle. Sie hält dich in einem ständigen Modus des Zweifelns: an dir, an der Situation, an deiner Wahrnehmung. Und je mehr du versuchst, Klarheit zu schaffen, desto mehr zieht er sich zurück – oder tut so, als wärst du „überemotional“.
Dabei geht es nicht darum, ob du zu viel willst – sondern ob er überhaupt bereit ist, das zu halten, was er vorher angedeutet hat. Menschen mit narzisstischen Zügen benutzen Nähe wie ein Lockmittel: Nur solange sie Macht darüber haben. Wenn du beginnst, eigene Wünsche zu formulieren, bist du plötzlich „kompliziert“.
Doch hier ist der wichtigste Punkt: Wahre Verbindung wächst in Gegenseitigkeit. Wer sich erst nähert – und dann abwertet, sobald du sichtbar wirst, hat nie wirklich dich gesucht. Sondern nur die Reflexion seiner eigenen Wichtigkeit in deinen Augen.
Wenn du also das Gefühl hast, du wirst „zurückgerudert“, nur weil du beginnst, dich ehrlich zu zeigen – dann geh. Nicht leise. Nicht schuldig. Sondern mit dem Wissen: Du bist nicht zu viel. Du bist genau richtig – nur nicht für jemanden, der sich selbst über alles stellt.
Erkenne. Fühle. Schütze dich.
Wenn du dich in einem oder mehreren dieser Punkte wiedererkennst, dann bist du nicht naiv. Du bist menschlich. Narzissten sind Meister der Maskerade. Sie lesen Menschen wie Bücher – und sie spielen mit Sehnsüchten. Mit deiner Hoffnung, endlich gesehen zu werden. Endlich nicht mehr allein zu sein.
Aber du bist nicht allein. Und du darfst aufhören, zu hoffen, dass aus dieser Unklarheit Liebe wächst.
Liebe fühlt sich nicht verwirrend an. Liebe drängt nicht. Liebe wertet nicht ab. Liebe macht dich nicht klein.
Ich hoffe, dieser Beitrag gibt dir Mut. Klarheit. Vielleicht ein wenig Wut – und das ist okay. Du darfst wütend sein. Du darfst lernen. Und du darfst dich schützen.
Denn du bist nicht dafür da, jemanden zu retten.
Du bist da, um dich selbst zu bewahren.
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🖤 Für alle Frauen, die sich nicht mehr verführen lassen – sondern wieder auf sich selbst hören wollen.