Wann vermissen Narzissten nach einer Trennung?

Eine Trennung von einem Narzissten ist selten ein sauberer Schnitt. Sie ist ein Knoten aus Schmerz, Enttäuschung und Verwirrung.

Doch während du dich durch den Heilungsprozess kämpfst, fragst du dich vielleicht irgendwann: „Vermisst er mich überhaupt?“ Und wenn ja – wann? Die Antwort ist komplex. Denn Narzissten erleben Trennung, Bindung und Verlust anders. Nicht weniger intensiv, aber anders.

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Dieser Beitrag zeigt dir, in welchen Phasen Narzissten dich möglicherweise vermissen – und was sie dabei wirklich fühlen.

Phase 1: Der emotionale Leerlauf – Gleichgültigkeit oder Ablenkung

Direkt nach der Trennung wirken viele Narzissten kühl, unberührt oder sogar erleichtert. Für den Partner, der verletzt wurde, fühlt sich das an wie ein Schlag ins Gesicht. Doch dieses Verhalten ist kein Zeichen echter Stärke, sondern ein Abwehrmechanismus. Narzissten vermeiden Schmerz – nicht, indem sie ihn verarbeiten, sondern indem sie ihn verdrängen oder überspielen.

In dieser ersten Phase suchen sie oft sofortige Ablenkung: neue Bekanntschaften, intensives Social Media Posting, exzessives Arbeiten oder Freizeitaktivitäten. Nicht selten tauchen sie mit einer „neuen Liebe“ auf, nur Tage nach der Trennung – was dich dazu bringt zu glauben, dass du ihnen nichts bedeutet hast.

Aber die Wahrheit ist: Narzissten haben nicht gelernt, Verlust auf eine gesunde Weise zu verarbeiten. Statt Trauer kommt Aktion. Statt Reflexion kommt Ersatz. In dieser Phase vermissen sie dich nicht im eigentlichen Sinne – sie betäuben lediglich die Leere, die entsteht, wenn niemand mehr da ist, um sie zu spiegeln.

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Phase 2: Der Verlust an Kontrolle – der stille Beginn des Vermissens

Wenn du dich zurückziehst, nicht mehr reagierst, keinen Kontakt mehr aufnimmst, beginnt eine Veränderung. Der Narzisst spürt, dass sein Einfluss schwindet. Dass du dich entziehst. Dass du nicht mehr da bist, um ihn zu spiegeln, zu bestätigen, zu versorgen. Und plötzlich entsteht ein Mangel.

Narzissten verwechseln oft Kontrolle mit Liebe. Solange sie dich kontrollieren konnten – durch Nähe, Rückzug, Schuldgefühle oder Charme – fühlten sie sich sicher. Doch wenn du ihre Spielregeln nicht mehr mitspielst, verlieren sie diese Sicherheit. Und genau dann beginnt das Vermissen. Nicht weil sie dich als Mensch vermissen – sondern weil sie das Gefühl vermissen, Macht über dich zu haben.

In dieser Phase beginnt ein innerer Unruheprozess. Sie beginnen, deinen Verlust zu spüren – nicht auf gesunde, empathische Weise, sondern in Form von Kränkung, Ego-Verlust und dem Bedürfnis, dich wieder unter Kontrolle zu bringen.

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Phase 3: Die emotionale Lücke – wenn die Masken fallen

Du hast dich weiterentwickelt. Du postest nichts über deinen Schmerz. Du wirkst stabil, vielleicht sogar glücklich. Und während der Narzisst erwartet hat, dass du leise zerbrichst – siehst du aus, als würdest du aufblühen. Das trifft ihn tiefer, als er zugeben würde. Denn Narzissten leben von der Illusion, dass du ohne sie nicht kannst.

In dieser Phase beginnt oft das eigentliche Vermissen – zumindest so, wie es Narzissten erleben können. Sie vermissen deine Versorgung, deine Zuwendung, deine Bereitschaft, dich zurückzunehmen. Sie vermissen die Dynamik, in der du dich klein gemacht hast, um die Beziehung am Leben zu halten.

Jetzt kann es sein, dass sie wieder Kontakt aufnehmen. Mit scheinbar harmlosen Nachrichten. Mit Fragen wie „Wie geht es dir?“ oder Erinnerungen an schöne Momente. Nicht aus Reue – sondern um zu prüfen, ob du noch verfügbar bist.

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Sie vermissen nicht dich – sie vermissen die Wirkung, die du auf ihr Selbstbild hattest.

Phase 4: Die narzisstische Kränkung – wenn du dich wirklich entziehst

Wenn der Narzisst merkt, dass du nicht mehr reagierst – nicht aus Trotz, sondern aus innerer Klarheit – trifft ihn das an seinem empfindlichsten Punkt. Er verliert seine Bedeutung für dich. Und das ist für ihn kaum zu ertragen.

In dieser Phase kippt das Vermissen in Wut, Kränkung oder sogar Abwertung. Der Narzisst kann nun anfangen, dich schlechtzureden, sich als Opfer darzustellen oder sich anderweitig zu rächen. Nicht, weil du ihn verletzt hast – sondern weil du dich der alten Dynamik entzogen hast.

Für viele Opfer ist das die gefährlichste Phase. Denn der Narzisst kann sehr überzeugend lügen, manipulieren oder dramatisieren – vor allem, wenn er sein Umfeld auf seine Seite ziehen will.

Doch für dich ist diese Phase auch der Beweis, dass dein Rückzug wirkt. Dass du nicht mehr verfügbar bist. Dass du dich nicht mehr benutzen lässt. Und dass du seinen inneren Schmerz nicht mehr abfedern musst.

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Phase 5: Der Rückblick – wenn du zur idealisierten Erinnerung wirst

Monate oder Jahre später – manchmal erst, wenn alle anderen Quellen versiegt sind – erinnern sich Narzissten plötzlich wieder an dich. Nicht selten in Momenten, in denen sie sich allein, leer oder abgewiesen fühlen.

Jetzt beginnt die Phase der Re-Idealisierung. Plötzlich warst du „die Beste“, „die Einzige, die ihn verstanden hat“, „die, mit der es echt war“. Sie schreiben, rufen an oder „liken“ deine alten Beiträge. Nicht weil sie dich wirklich zurückwollen – sondern weil sie deine Erinnerung benutzen, um sich selbst zu stabilisieren.

In Wahrheit erinnern sie sich nicht an die Beziehung – sondern an das Gefühl, jemandem überlegen gewesen zu sein, ohne verlassen zu werden.

Diese Phase ist für viele besonders perfide – denn sie klingt wie Reue, fühlt sich an wie Zuneigung, ist aber oft nur ein weiterer Versuch, Nähe herzustellen, ohne Verantwortung zu übernehmen.

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Phase 6: Der Bruch mit der Realität – wenn du dich entziehst und er dich verliert

Wenn du es geschafft hast, dich innerlich zu lösen, deine Muster zu durchbrechen, keine Schuld mehr zu spüren – dann kommt der Moment, den Narzissten am wenigsten verstehen: Du bist wirklich weg.

Nicht physisch. Sondern emotional, psychisch, innerlich. Du bist kein Resonanzboden mehr für ihre Unsicherheit. Kein Spiegel mehr für ihre Größe. Kein Container mehr für ihre Leere.

Jetzt spüren sie endgültig, dass sie dich verloren haben. Nicht als Körper. Sondern als Funktion in ihrem System. Und das erzeugt oft eine tiefe Leere. Eine Frustration. Manchmal sogar Depression oder völligen Rückzug.

Aber hier liegt auch die Wahrheit: Wenn ein Narzisst dich in dieser Phase vermisst, kann er dir das selten ehrlich sagen. Denn echte Verletzlichkeit würde sein Selbstbild erschüttern. Also schweigt er. Oder projiziert. Oder ignoriert dich.

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Aber du weißt es. Du spürst es. Und du brauchst es nicht mehr.

Was du daraus lernen kannst

Narzissten vermissen anders. Sie trauern nicht um die Beziehung – sondern um ihre verlorene Kontrolle. Sie vermissen nicht dich – sondern das, was du für sie warst. Das Gefühl, überlegen zu sein. Die Selbstbestätigung. Die Macht.

Aber das bedeutet nicht, dass du keine Spuren hinterlassen hast. Im Gegenteil. Du warst wichtig. Du warst wirksam. Du warst prägend.

Nur: Das darf kein Grund sein, zurückzugehen.

Denn solange ein Narzisst dich nur vermisst, wenn du funktionierst – ist das kein echtes Vermissen. Sondern ein Spiegel der eigenen inneren Leere.

Du warst nicht zu emotional. Du warst nicht zu sensibel. Du warst nicht falsch.

Du warst zu viel für jemanden, der selbst zu wenig war.

Fazit

Wenn du dich fragst, ob ein Narzisst dich nach der Trennung vermisst, dann lautet die Antwort: Ja – aber nicht so, wie du es dir wünschst. Nicht mit Reue, Demut oder Erkenntnis. Sondern mit Kränkung, Verlustangst und dem Wunsch nach Kontrolle.

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Doch das Wichtigste ist: Ob er dich vermisst, ist nicht mehr dein Maßstab.

Dein Maßstab bist du selbst.

Wie du dich fühlst. Wie du wächst. Wie du dir heute gibst, was du damals vermisst hast.

Und irgendwann wirst du nicht mehr fragen, ob er dich vermisst.

Weil du dich selbst zurückgewonnen hast. Und das ist der einzige Verlust, den du wirklich heilen musst.

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