Depressionen sind viel komplizierter, als viele Menschen annehmen. Depressiven Menschen fällt es oft schwer, für sich selbst zu sorgen, gesellig zu sein oder andere Dinge zu tun, die eine Interaktion mit anderen Menschen erfordern. Depressionen berauben dich wertvoller geistiger und emotionaler Energie, die oft für soziale Interaktion und Selbstfürsorge notwendig ist.
Nicht nur für den depressiven Menschen ist das schwierig, sondern es kann auch den Umgang mit einem depressiven Menschen viel schwerer machen.
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Wie verhältst du dich? Was sollst du tun? Was sollst du sagen? Wie kannst du ihn unterstützen? Was solltest du nicht sagen? Wie schaffst du es, die Dinge nicht noch schlimmer zu machen?
In diesem Artikel gehen wir darauf ein, was du jemandem mit Depressionen sagen kannst und was nicht, und geben einige Hinweise für die Gesprächsführung. In Wahrheit fühlen sich viele Menschen unwohl dabei, mit jemandem zu sprechen, der in keiner guten psychischen Verfassung ist. Es muss jedoch nicht allzu kompliziert oder unangenehm sein.
6 Dinge, die du jemandem mit Depressionen sagen kannst
1. “Ich bin für dich da.”
Depressionen machen oft einsam. Ein depressiver Mensch hat oft Schwierigkeiten, insgesamt zu funktionieren, und kann sich unfähig fühlen, das Haus zu verlassen und soziale Kontakte zu pflegen, oder er kann nicht einmal die Energie haben, auf einen Text zu antworten.
Aufgrund der Natur der Depression können sich auch depressive Menschen, die ihren Tagesablauf noch hinbekommen, einsam und isoliert fühlen, selbst wenn sie von anderen Menschen umgeben sind.
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Und auch wenn das offensichtlich erscheinen mag, lohnt es sich zu bedenken, dass Depressionen die Gefühlswelt eines Menschen buchstäblich herunterdrücken. Das bedeutet, dass depressive Menschen möglicherweise nicht in der Lage sind, die Gefühle und Endorphine zu empfinden, die im Umgang mit anderen Menschen entstehen. Depressionen können dafür sorgen, dass du dich in einem Raum voller Menschen völlig allein fühlst.
“Ich bin für dich da” ist ein starker Satz, der viel vermittelt – vorausgesetzt, dass du es wirklich sein kannst.
Es ist okay, wenn du es nicht kannst, aber sage einem depressiven Menschen nicht, dass du für ihn da bist, wenn du es nicht wirklich vorhast. Das zu tun könnte die negativen Gefühle der Einsamkeit und Isolation, die bei dem Betroffene vielleicht schon bestehen, nur noch verstärken.
2. “Kann ich helfen?”
Jeder braucht hin und wieder etwas Hilfe. Ein depressiver Mensch braucht vielleicht etwas mehr Hilfe als üblich. Depressionen berauben einen Menschen der Energie, die für die Funktionen seines Lebens notwendig sind.
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Aber zu bedenken ist dabei…
Wenn du einen Menschen mit Depressionen fragst: “Kann ich helfen?”, könnte es sein, dass derjenige mit der Antwort überfordert ist. Er kann möglicherweise nicht darüber nachdenken oder artikulieren, was er tatsächlich braucht, wenn er sich in einem sehr tiefen Loch befindet. Depressionen können die kognitiven Fähigkeiten extrem beeinträchtigen, was es schwierig macht, Probleme zu erkennen, die gelöst werden müssen.
Du fragst vielleicht und bekommst zur Antwort: “Mir geht es gut” oder “Ich weiß nicht.” Versuche dann, direktere Fragen zu stellen, die den Betreffenden nicht zwingen, zu versuchen, das Gesamtbild zu entwirren.
Bessere Fragen sind:
“Hast du etwas zu essen da?”
“Muss irgendwas gemacht werden, zum Beispiel einkaufen gehen?”
“Kann ich dir beim Aufräumen helfen?”
3. “Willst du darüber reden?”
Auf diese Frage kommen unterschiedliche Antworten. Das Problem bei dieser Frage ist, dass Depressionen nicht immer eine direkte Ursache haben, besonders bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Jemand kann aus verschiedenen Gründen depressiv werden.
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Manchmal ist die Depression die Folge von etwas, das passiert ist, einem vorübergehenden oder überfordernden langfristigen Problem. Ein gutes Beispiel ist Armut. In Armut zu leben zermürbt die emotionale Widerstandskraft durch den Stress, dass man irgendwie über die Runden kommen, Rechnungen bezahlen und sich um sämtliche Kosten des Lebens kümmern muss. Das kann dazu führen, dass jemand depressiv wird.
Holt man denjenigen jedoch aus der Armut, kann die Depression verschwinden. Andere Gründe und natürliche Ereignisse können der Tod eines geliebten Menschen (oder eines Haustiers), der Verlust einer Stelle oder das Scheitern einer Beziehung sein.
Zwar kann diese Depression schwerwiegend sein und ist ebenfalls wichtig, aber sie unterscheidet sich von einer schweren depressiven Störung oder einer bipolaren Depression. Bei einer depressiven Störung handelt es sich um eine anhaltende psychische Erkrankung, bei der es nicht unbedingt eine Erklärung oder eine Logik gibt. Manchmal ist man aus keinem anderen Grund depressiv, als dass man psychisch krank ist – so ist das einfach.
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Sei nicht beleidigt und bohre nicht weiter nach, wenn du Antworten wie “Nein”, “Ich will nicht darüber reden” oder “Es gibt nichts zu besprechen” bekommst. Mache stattdessen dein Angebot und lasse den anderen zu dir kommen, wenn er das will. Verstehe aber, dass es manchmal einfach nichts zu besprechen gibt.
4. “Es ist okay, sich nicht gut zu fühlen.”
Menschen mit Depressionen können mit der Vorstellung zu kämpfen haben, dass es ihnen gut gehen sollte. Sie fühlen sich vielleicht fehlerhaft, weil sie Probleme mit ihrer psychischen Gesundheit haben, oder schwach, weil sie es nicht einfach überwinden können. Manchmal brauchen sie die Erinnerung, dass es in Ordnung ist, wenn sie nicht in Ordnung sind.
Hier ist aber das Komplizierte daran. Manche Menschen sind froh über die Erinnerung daran, dass sie stark genug sind, um zu überwinden, was sie gerade durchmachen. Andere dagegen glauben nicht, was du sagst, gerade wegen dem, was sie gerade durchmachen. Es ist also vielleicht nicht so einfach wie einfach nur eine Depression oder der Versuch, durch die Depression zu sprechen.
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Es kann ein Problem der Selbstachtung und des Selbstwerts sein, welches durch die Depression noch verstärkt wird und den Betreffenden davon abhält zu glauben, dass der das, was er durchmacht, schaffen kann. Stark und schwach sind nicht einmal gute Begriffe im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen. Jemand ist nicht schwach, weil er von seiner psychischen Krankheit überwältigt wird. Stark und schwach sind einfache Worte für komplizierte Themen.
5. Es gibt keine perfekten Worte.
Die Wahrheit ist, dass du mit den besten Absichten in das Gespräch gehen kannst, aber keines deiner Worte kommt gut raus oder an. Jeder Mensch ist anders. Was für den einen tröstlich ist, ist es für den anderen vielleicht nicht. Zudem können Depressionen die emotionale Reaktion eines Menschen auf eine Situation beeinflussen. Du könntest dich einer gewissen Wut ausgesetzt sehen, mit der du nicht gerechnet hast.
Meistens kannst du über solche einmaligen Erlebnisse hinwegsehen. Ein chronisches Problem mit Wut oder Respektlosigkeit kann aber in Richtung emotionaler Missbrauch deuten. An diesem Punkt kannst du leicht aus der Unterstützung in den Bereich übergehen, dass du misshandelst wirst und die Misshandlung zulässt.
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Manchmal können wir einfach aus Gewohnheit Dinge sagen, die für Smalltalk relevant sind. Zum Beispiel könntest du fragen: “Wie fühlst du dich?”. Das ist nicht unbedingt eine schlechte Frage, denn der Betreffende fühlt sich vielleicht von Tag zu Tag anders.
Du solltest dich aber nicht wundern, wenn du eine Antwort bekommst wie: “Ich fühle mich beschissen” oder “Ich fühle nichts”. Das sind recht typische Antworten für jemanden, der versucht, mit einer Depression klarzukommen.
Du solltest es auch vermeiden, deine eigenen Probleme mit dem depressiven Menschen zu besprechen, solange du es nicht mit ihm abgeklärt hast. “Hast du genug Energie, dass ich mich bei dir über etwas auslassen kann, das ich gerade durchmache?” Versuche nicht, dadurch Vergleiche anzustellen oder den Betroffenen damit aufzumuntern.
Er könnte nein sagen, weil er nicht die emotionale Energie hat. Er könnte aber auch ja sagen, weil du ihm etwas bedeutest und er dir helfen will, so wie du ihm hoffentlich auch hilfst. Frage einfach vorher, bevor du loslegst.
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6. “Wärst du bereit, mit einem Therapeuten darüber zu sprechen?”
Einen Therapeuten vorzuschlagen ist keine schlechte Idee, aber es gibt ein Problem dabei. Menschen, die kaum Erfahrung mit psychosozialen Fachkräften und dem System haben, nehmen oft an, dass es ganz einfach ist.
“Ach, geh einfach zu einem Arzt oder Therapeuten, lass es behandeln, und alles wird gut!” Tja, nein. Manchmal läuft es so. Und manchmal sind Menschen mit psychischen Erkrankungen jahrelang in Therapie. Manchmal sind Menschen resistent gegen Medikamente, was bedeutet, dass ihr Körper nicht gut auf Psychopharmaka anspricht, die jemandem anderen helfen würden, der nicht medikamentenresistent ist.
Es kann Jahre, sogar Jahrzehnte dauern, eine medizinische Lösung zu finden. Und leider wird sie nicht für jeden gefunden.
Du könntest vorschlagen, mit einem Therapeuten zu sprechen, und der Betreffende ist bereits bei einem Therapeuten in Behandlung. Vielleicht hat er zu diesem Zeitpunkt schon ein Dutzend Therapeuten ausprobiert oder zwanzig verschiedene Medikamentenkombinationen ausprobiert. Viele psychisch kranke Menschen sind es auch müde, sich mit dem System auseinanderzusetzen. Es ist sehr anstrengend, sich den Weg durch den Müll zu bahnen, den man erleben kann.
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Sei nicht überrascht, wenn derjenige bereits mit einem Therapeuten spricht. Eine gute Antwort ist dann, einfach zu bestätigen, dass es eine gute Sache ist, auf eine andere Frage umzulenken oder einfach Zeit mit dem Betreffenden zu verbringen.
Die Unbequemlichkeit unbequemer Gespräche
Es ist einfach, eine Liste von Fragen herunterzuleiern, die dir bei der Kommunikation mit einem depressiven Menschen helfen können. Das eigentliche Gespräch kann sich aber schwieriger gestalten, weil es sich vielleicht nicht wie ein normales Gespräch anfühlt. Du fühlst dich möglicherweise unter Druck, gestresst oder einfach nur unbeholfen. Was, wenn du das Falsche tust? Was, wenn du das Falsche sagst? Was tust du dann? Gibt es irgendetwas, was du tun kannst?
Verstehe, dass du nicht mit einem völlig anderen Menschen sprichst als sonst. Insgesamt kannst du mit diesem Menschen so reden, wie du auch sonst mit ihm reden würdest. Für manche Menschen ist das sogar hilfreich. Depressionen stören das Leben und die Psyche eines Menschen enorm. Einfach so mit ihnen zu sprechen, wie du es sonst auch tun würdest, kann wie eine kurze Dosis ihres normalen Lebens sein und eine Atempause von dem darstellen, was gerade mit ihnen passiert.
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Wie du dich selbst liebst, wenn du Depressionen hast
Es könnte sein, dass bestimmte Themen oder Worte andere Auswirkungen haben. Sagen wir zum Beispiel, dass ihr eine derbe, aber nicht unfreundliche Beziehung habt, in der eure Liebessprache darin besteht, dass ihr euch gegenseitig aufzieht. Der andere ist unter normalen Umständen nicht empfindlich in dieser Art von Beziehung. Es gibt viele Menschen, deren Bindung auf gegenseitigem freundlichem Ärgern aufbaut. Wenn der andere jedoch depressiv ist, kann er sich verletzt fühlen, anstatt zu lachen.
In dieser Situation ist es am besten, wenn du für den Moment von ihm ablässt und dich entschuldigst. Die Chancen stehen gut, dass der andere versteht, dass er nicht in der besten emotionalen Verfassung ist, und er entschuldigt sich vielleicht sogar. Reagiere nicht damit, dass du noch einmal nachtrittst oder dem Betreffenden sagst, er sei zu empfindlich. Er ist empfindlich. Das ist nur eine der vielen Sachen, was eine Depression mit einem macht.
Aber was, wenn ich mich unbeholfen fühle?
Dann fühle dich unbeholfen. Dich unbeholfen und unwohl zu fühlen, wird dich nicht umbringen. Das Unbehagen zu vermeiden wird es allerdings noch verstärken, und du wirst nie lernen, dich tatsächlich wohl zu fühlen. Je mehr du dein Unbehagen aushältst, desto mehr Widerstandskraft kannst du dagegen aufbauen.
Das setzt voraus, dass du keine Ängste oder eine Angststörung hast, durch die diese Gefühle generell hervorgerufen werden. Das ist nicht deine Schuld, und du wirst dich vielleicht nicht durch Aushalten mit dem Unbehagen wohler fühlen. Das funktioniert generell bei Menschen so, die keine Angststörungen haben.
Sollte ich positiv sein?
Positiv sein kann schwierig sein, wenn du mit jemandem redest, der schwere Zeiten durchmacht. Es kann sich so leicht in toxische Positivität auswachsen. Beispielsweise ist da der häufige Satz: “Alles wird gut. Es wird besser werden.”
Das hört man ständig, selbst von Fachleuten und Fürsprechern für psychische Gesundheit. Wer sich aber nur ein bisschen auskennt, weiß, dass das einfach nicht stimmt.
Manchmal wird es nicht besser. Manchmal ist nicht alles gut. Sagen wir zum Beispiel, dass du mit jemandem redest, der seit Jahrzehnten mit einem Trauma oder einer psychischen Erkrankung zu kämpfen hat. In diesem Fall nimmt er automatisch an, dass du keinen Schimmer hast, wovon du redest.
Statt positiv zu sein ist es besser, die Mitte anzupeilen. Sei optimistisch, hoffnungsvoll und ermunternd, aber mache keine Versprechungen, die du nicht halten kannst, oder irgendwelche Zukunftsvorhersagen. “Das wird schon wieder!”
Vielleicht. Vielleicht nicht. Menschen anzulügen, die eine schwere Zeit durchmachen, ist eine gute Methode, sie weiter zu entfremden und davon abzuhalten, künftig mit Leuten darüber zu reden.
Was sollst du also sagen? Du kannst dich stattdessen auf die Gegenwart und umsetzbare Aussagen konzentrieren, wie die bereits genannten Beispiele. Wahre Aussagen wie “Ich bin für dich da” sind ebenfalls eine gute Wahl, solange du sie auch erfüllen kannst. Wenn nicht, ist es besser, so etwas nicht zu sagen, um die Einsamkeit der Depression nicht noch zu verstärken.